Nicht nur Mediziner – Christian Augustini (1598 – 1650)

Christian Augustini kam als Doktor der Medizin nicht nur als Leibarzt des österreichischen Kaisers Ferdinand II. zu hoher Anerkennung, sondern auch durch seine botanischen und mineralogischen Arbeiten. Mit seinem Aufstieg in die Gipfel der Tatra im Jahr 1640 gehört er zu den Ersten, die sich systematisch mit diesem Gebirge beschäftigten.

Wappen Augustini ab hortis

Das Wappen der Augustini ab hortis

Kennen und benutzen Sie Krummholzöl? Oder vielleicht gießen Sie Latschenkieferöl zu ihrem Badewasser in die Wanne? Wenn ja, sollten Sie dabei an Christian Augustini denken. Der am 6. Dezember 1598 in Kesmark geborene Christian Augustini hat die positive Wirkung des Öles des Krummholzbaumes entdeckt und im Jahr 1640 bekannt gemacht.

Heilmittel Krummholzöl

Wer in der Tatra wandert, kennt sicher die Bergkiefer (Pinus mugo), auch Krummholzbaum genannt. Aus den frischen Nadeln, Zweigspitzen und Ästen dieses ausladenden Gewächses wird durch Destillation ein ätherisches (leicht flüchtiges) Öl gewonnen, das in Bädern oder als Einreibung entspannend, belebend und heilend wirken kann.

Latschenkiefer

Spitze einer Latschen-(Krummholz-)Kiefer

Zu Augustinis Zeit hieß es Krummholzöl, die Apotheken nannten es Oleum Carpaticum bzw. Balsamum Hungaricum. Es galt als wahres Wundermittel, war innerlich und äußerlich anwendbar und half bei vielen Erkrankungen. Heute finden wir es vorrangig in der Naturheilkunde. Es wird vor allem in Südtirol, wo eine der Tatra ähnliche Vegetation vorliegt, gewonnen und genutzt.

Stadtarzt mit 23 Jahren

Der Weg des jungen Christian Augustini führte nach der Schule zum Studium der Medizin auf die Universitäten in Frankfurt an der Oder, Jena, Leipzig, Wittenberg und 1619 nach Basel. In Basel legte er auch seine Dissertation vor und verteidigte diese am 6. April 1620.

Danach kehrte er unverzüglich in seine Heimatstadt zurück. Seine gute Arbeit als Arzt wurde schnell bekannt und führte ihn bereits nach einem Jahr in das Amt des Stadtphysicus (Stadtarztes) von Kesmark.

Umzug nach Groß-Lomnitz

Im Alter von 28 Jahren heiratete er Susanna Székely de Doba und zog mit ihr auf das als Mitgift gegebene Landgut in Groß-Lomnitz/Veľká Lomnica.

Dies blieb sein Hauptwohnsitz bis zu seinem Tode am 21. August 1650. Beigesetzt wurde er in der dortigen Dorfkirche.

Leibarzt, Hofrat und geadelt

Der Ruf, den sich Augustini als Mediziner erworben hatte, wurde auch in Wien wahrgenommen. Der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und König von Ungarn und Böhmen, Ferdinand II. (*1578), ernannte ihn zu seinem Leibarzt.

Ferdinand der Zweite

Ferdinand II. (1578-1637)

Die Arbeit am Hofe wurde ihm 1631 mit dem ungarischen Adelstitel und der Ernennung zum Hofrat gedankt. Da Augustini auch einen vom Kaiser gewünschten Botanischen Garten in Wien errichtete und sich um dessen Erhalt kümmerte, erhielt er den Adelstitel „ab hortis“ (von den Gärten).

Ferdinand II. starb 1637. Dessen Nachfolger, Ferdinand III., führte Augustini weiter als Hofarzt, obwohl dieser nun auf sein Gut in Groß-Lomnitz zurückkehrte.

Zeit für Natur und Mineralien

Christian Augustini ab Hortis praktizierte dort als Arzt, fand jetzt aber die Zeit für seine umfangreichen Interessen.

Dazu gehörte das Erkunden der Tatra. Er zählt wie David Frölich (1595-1648) zu den Pionieren der Erforschung dieser Bergwelt. Dabei stieß er auf das Öl der Bergkiefer. Ihn faszinierten auch die Mineralien, so dass er die Berge stets mit einem Meißel in der Hand bestieg. Seine Mineraliensammlung, so schrieb man 1832, „gehöhrte damahls in dem ungrischen Vaterlande unter die seltensten dieser Art“.

Christian Augustini reiste durch Ungarn und Siebenbürgen, um seine mineralogischen Kenntnisse zu erweitern und seine Sammlung zu vervollkommnen. Dabei half ihm ein Empfehlungsschreiben von Ferdinand III. an den siebenbürgischen Fürsten Georg Rakoczy (1593-1648).

Forschung nicht beendet

Das Schreiben vom 30. November 1641 ersucht den Fürsten, Augustini für seine mineralogische Forschung ungehinderten Zugang auf dessen Ländereien zu ermöglichen.

Im Ergebnis sollte ein Buch entstehen, das durch Augustinis frühen Tod aber nicht fertig wurde. In Augustinis Hinterlassenschaft befinden sich die Manuskripte „De Balsamo Hungarico“ über das Krummholzöl und „De Gemmis Hungariae“ (Ungarische Edelsteine) zu seiner Mineralienforschung.

Heute ist der Name Augustini ab Hortis mehr durch Christians Urenkel Samuel (1729-1792) bekannt und wird kaum mit dem aus der Bergkiefer gewonnenen heilsamen Öl verbunden.

Dr. Heinz Schleusener