Einsiedel an der Göllnitz/Mnisek nad Hnilcom

Literaturkränzchen in Einsiedel an der Göllnitz

Schöne sonnige Tage! Ein gutes Buch und einfühlsame Gedichte machen die Tage noch schöner! Die Frauen vom Literaturkränzchen haben sich an so einem Nachmittag getroffen, um über das Gelesene zu sprechen.

Das Juli-Heft des Karpatenblattes hat uns „Das neue Karpatendeutsche Heimatlied“ gebracht. Den Artikel darüber schrieb Dr. Ondrej Pöss. Die Neubearbeitung wurde beim diesjährigen Kultur- und Begegnungsfest in Kesmark/Kežmarok uraufgeführt. Der Artikel wurde im Internet am 14. Juli 2024 veröffentlicht. Unter dem Artikel stand: „Klicken Sie hier und hören Sie sich das Lied an.“ Das haben wir gemacht. Herzlichen Dank dafür! Mit dem neuen Karpatendeutschen Heimatlied haben wir unser Literaturkränzchen dieses Mal eröffnet. Es war schön!

Einsiedel an der Göllnitz/Mnisek nad Hnilcom
Bei unserem letzten literarischen Treffen

Berühmter deutscher Schriftsteller

Der Nobelpreisträger für Literatur Hermann Hesse (1877–1962) und seine literarischen Werke sind ganz oft in unserem Programm. Diesmal haben wir über das Buch „Hesses Frauen“ (2017) von Bärbel Reetz gesprochen. Bei dieser Gelegenheit haben wir auch einen Teil aus der SWR-Fernsehsendung „Hermann Hesse – Superstar“ angeschaut. Der Moderator hat gefragt: „Wer liest Hermann Hesse?“ „Kein deutscher Autor hat so viel Liebe zum Lesen hinterlassen wie Hermann Hesse“, antwortete sein Schullehrer: „Hermann Hesse wollte Schriftsteller werden oder gar nichts sein. Das ist ihm gelungen.“ Vincent Klink, Koch bei „ARD Buffet“, meinte: „Die Jugend hat sich Hermann Hesse auserkoren. Ich lese seine Gedichte so oft, wie es nur geht. In diesen Gedichten spürt man das Schwäbisch-Alemannische. Seine Gedichte und Zitate geben Kraft.“ Hermann Hesse sagte selbst einmal: „Über den ängstlichen Gedanken, was etwa morgen uns zustoßen könnte, verlieren wir das Heute, die Gegenwart und damit die Wirklichkeit.“ Als der Schriftsteller 50 Jahre alt war, heiratete er seine Frau Ninon. Sie ließ ihm die Freiheit, die er brauchte, und er war erfolgreich sowie finanziell abgesichert. Wir haben bei unserem Literaturkränzchen das Gedicht „Für Ninon von Hermann Hesse“ vorgetragen.

Ein weiteres Gedicht für unser Treffen fanden wir in dem poetischen Postkartenkalender von Mascha Kaléko 2024. Im August haben wir dort das Gedicht „Kurzes Gebet“ entdeckt und es gelesen. Mascha Kaléko wurde 1907 in Chrzanów in Polen geboren. Sie ist 1975 in Zürich in der Schweiz gestorben. Ihre Gedichte geben Kraft und Ausdauer.

Die österreichische Schriftstellerin Marlen Haushofer

Vor einigen Jahren sprachen wir bei unserem Literaturkränzchen schon einmal über Marlen Haushofer und auch dieses Mal haben über die österreichische Schriftstellerin Marlen Haushofer diskutiert. Sie wurde 1920 in Frauenstein in Oberösterreich geboren und lebte mit ihrem Mann und zwei Kindern in Steyr. 1970 starb sie in Wien. Wir hatten uns den Roman „Die Wand“ aus dem Jahr 1963 ausgesucht. Für ihn erhielt Marlen Haushofer den „Arthur-Schnitzler-Preis“, 1968 wurde sie außerdem mit dem „Österreichischen Staatspreis“ ausgezeichnet. Es war ihr dritter und erfolgreichster Roman. Er handelt von dem Leben einer Frau, die von der Außenwelt abgetrennt wird. Elke Heidenreich schrieb darüber: „Eine Frau macht mit Freunden einen Ausflug in den Wald. Die Freunde verschwinden, zwischen ihr und der Welt ist plötzlich eine undurchdringliche Wand. Was für eine Geschichte! Ein Mensch findet wieder zu sich selbst, zu den Tieren, zur Natur, zur Einfachheit. Eines der schönsten Bücher, die ich je gelesen habe. Ein Buch, das unser Denken und Fühlen so verändern kann, wie es eine Wand könnte, hinter der wir plötzlich allein leben müssten.“

Schweizer Erfolgsautor Martin Suter

Martin Suter, der Schweizer Erfolgsautor, Kolumnist und Drehbuchautor, und seine literarischen Werke standen bei unserem Literaturkränzchen auch schon mehrmals auf dem Programm. Er wurde 1948 in Zürich geboren. Seine Romane haben auch international große Erfolge und mehrere wurden verfilmt. Heute lebt er mit seiner Familie in Zürich. Diesmal haben wir seinen Roman „Melody“ (2023) gelesen und darüber gesprochen. Er ist unterhaltsam geschrieben und leicht lesbar. Darin geht es um Dr. Peter Stotz, einen reichen, alten Mann, der in den wenigen Monaten, die ihm noch bleiben, möchte, dass sein Leben so dokumentiert wird, wie er es sich wünscht. Der junge Jurist Tom Elmer soll seinen Nachlass ordnen. Stotz wohnt in einer Villa am Zürichberg, umgeben von Porträts einer jungen Frau: Melody. Sie war seine einzige und große Liebe. Sie waren verlobt und kurz vor der Heirat – über 40 Jahre zuvor – verschwand sie. Stotz kam nie darüber hinweg. Davon erzählt er dem jungen Tom Elmer am Kamin. Diese Gespräche sind sehr interessant. Auf der Fassade seiner Villa ließ Dr. Peter Stotz in Erinnerung an seine große Liebe dieses Zitat anbringen: Tempus fugit, amor manet (Die Zeit vergeht, die Liebe bleibt).

Unsere Heimatdichter

Häufig sprechen wir bei unseren Literaturkränzchen auch über unsere Heimatdichter. Diesmal war es Karl Konrad. Er wurde 1874 in Einsiedel geboren und verbrachte einige Jahre in Ungarn. Nach seiner Rückkehr 1910 wurde er „Gemeindekassierer“. In der Heimat verblieben, verstarb er 1956. Dieses Jahr gedenken wir seines 150. Geburtstages und aus diesem Anlass haben wir das Gedicht „Festgedicht“ vorgetragen:

Festgedicht

Ihr lieben Gäste seid willkommen!
In unsren Städtchens Mauern heut,
Dass zu der Gründler Fest ihr kamet,
Darüber sind wir sehr erfreut!
Es mög‘ Euch allen hier gefallen,
Wie’s unsern Ahnen einst gefiel,
Als sie vor siebenhundert Jahren,
Sich wählten dieses Tal zum Ziel.
Wo sie sich dann auch niederließen,
In dem damals noch düstren Wald,
Doch ihre Rodungsäxt’ erklangen
In diesen stillen Tälern bald.

Dieses Gedicht schrieb Karl Konrad am 29. Juni 1930 in Einsiedel. Das Gedicht haben sich auch unsere Gäste am 4. August 2006 beim „Ersten Unterzipser Mantakentreffen“ mit großer Aufmerksamkeit angehört. Damals waren auch der Enkelsohn von Karl Konrad, Dr. Peter Konrad und seine Frau Angelika, dabei. Zum Abschluss haben wir das schottische Volkslied „Nehmt Abschied, Brüder“ gesungen.

Ilse Stupák