Kolumne: Schmidts Kater Loisl und das Teufelchen
Čauky mňauky, allerseits! Ich habe ein großes Herz, wenn es um andere mauzende Vierbeiner geht. Vor einiger Zeit habe ich unterwegs auf einem meiner Spaziergänge einen neuen Gast aufgegabelt – einen noch sehr jungen Kater. Schwarz wie die Nacht, etwas wild und total verspielt. Er war jedoch kein Streuner, sondern muss wohl schon mit Zweibeinern Kontakt gehabt haben.
Er entpuppte sich nämlich schnell als Kuschelkater, belagerte sofort meinen Dosenöffner und wartete nur auf eine Gelegenheit, um sich ein Plätzchen auf dessen warmem Bauch zu sichern.
Herr Schmidt und seine Anni erkundigten sich in der Umgebung, ob jemand ein rabenschwarzes, junges Katzentier vermisse. Das war offenkundig nicht der Fall. Also beschlossen meine Zweibeiner, den Kater unter ihre Fittiche zu nehmen und ihn feierlich in unserer Wohngemeinschaft für Vier- und Zweibeiner aufzunehmen. Schnell war auch ein Name für den jungen Kater gefunden: Čertíček (Teufelchen).
Blieb noch, das grundsätzliche Einverständnis meiner Katzenkumpeline Frau Merkel einzuholen. Sie sagte kurzentschlossen einen Satz, den 2015 schon ihre Namensvetterin, die Bundeskanzlerin a.D., gesagt hatte: „Wir schaffen das!“ Das fand ich irgendwie originell und musste grinsen.
Allzu schwer, da waren wir uns sicher, würde es nicht werden, Čertíček bei uns zu integrieren. Der kleine Teufelskerl brachte ja auch alle Voraussetzungen dafür mit. Er stammte aus unserem Kulturkreis der Kurzhaarkatzen, hatte alle Anlagen für unsere guten Manieren und konnte sich auch wunderbar und problemlos mit uns verständigen. Ein Sprachlehrgang war da schon mal von vornherein gar nicht erforderlich. Wenn Integration von Zuwanderern doch immer so einfach wäre, dachten sich Herr Schmidt und seine Anni.
Probleme gab es anfangs nur, Čertíček deutlich zu machen, dass es bei der Fütterung eine Reihenfolge zu beachten galt. Zuerst bekommt bei uns Frau Merkel ihr Döschen, dann ich, und als Letzter der Neuzugang. Das fand Čertíček zunächst nicht so lustig und versuchte, sich vorzudrängeln und sich über das Fresschen von Frau Merkel und mir herzumachen. Das haben wir Einheimischen durch unüberhörbares Fauchen sofort zu verhindern gewusst.
Alles lief also ganz prima. Wir waren auf einem guten Weg mit der Integration – dachten wir jedenfalls. Bis eines Abends Čertíček nicht mehr von seinem Tagesausflug zurückkehrte. Jetzt sind wir schon ein bisschen traurig. Vielleicht kommt er ja zurück. Vielleicht hat er aber auch den Weg zu seinem eigentlichen Zuhause gefunden, von dem er uns nichts erzählt hatte. Alles Gute unserem Teufelchen! Čauky mňauky!
Schmidts Kater Loisl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt