Johann Schwarz Trauer

Abschied von unserem treuen Mitglied Johann Schwarz

Es ist immer traurig, wenn uns ein Mitglied unserer Gemeinschaft verlässt, denn wie bekannt, ist die deutsche Minderheit in unserer Stadt nicht mehr sehr zahlreich vertreten. Deshalb schätzen wir jeden, der sich zu dieser auch bekennt. Die Mitglieder des Karpatendeutschen Vereins in Preßburg fühlen sich nicht als Mitglieder irgendeines „Vereins“, wir sind eine Gemeinschaft wie man sie lange suchen muss, ja wir sind fast eine Familie.

Anfang Oktober 2022 kam die traurige Mitteilung, dass uns unser Mitglied, Herr Johann Schwarz, am 3. Oktober nach langwieriger Krankheit im 86. Lebensjahr verlassen hat. Es ist für uns ein großer Verlust, denn „unser Janni“ war nicht nur ein treues, aber auch ein wichtiges Mitglied unserer Gemeinschaft. Es gab keine Veranstaltung, auf der er fehlte, er war immer hilfreich und verlässlich. Als unsere Singgruppe, die „Singenden Omas“, um „Verstärkung“ gebeten haben, hat er sich in deren Reihe gestellt und fleißig mitgeholfen. So haben ihn alle den „Singenden Opa“ genannt.

Am Donnerstag den 13. Oktober 2022 verabschiedeten wir uns in der Kleinen evangelischen Kirche auf der Nonnenbahn von unserem treuen Mitglied. Von seiner Beliebtheit zeugte eine voll besetzte Kirche.

Johann Schwarz ist am 1. Oktober 1936 in Preßburg-Oberufer, als erstes von sieben Kindern des deutschsprechenden Ehepaares Ester Wenzl und Johann Schwarz geboren. Seine kurze freudvolle Kindheit konnte er in Preßburg-Oberufer bei seinen Großeltern erleben. Die erste Klasse der Grundschule absolvierte er noch in Oberufer. Nach der Übersiedlung der Familie nach Preßburg-Ratzersdorf hat sich sein Leben verändert und er besuchte dann die deutsche Schule in Ratzersdorf/Rača.

Nach dem Krieg neues Leben in Deutschland

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Familie mit vier Kleinkindern im Lager Engerau/Petržalka interniert. Dort ist eines der Kinder im Alter von vier Jahren gestorben, drei haben eine schwere Krankheit überlebt. Ende des Jahres 1946 wurde die Familie ohne Zielangabe in Viehwaggons verladen, alle waren sehr besorgt und fürchteten, nach Sibirien transportiert zu werden. Glücklicherweise hat man sie aber nach Deutschland, in die amerikanische Zone in Bayern abgeschoben. Dort wurden sie von der heimischen Bevölkerung nicht sehr freundlich empfangen und mussten schwierige Zeiten erleben, waren zwar arm, aber frei. In Deutschland wurden dem Ehepaar noch drei weitere Kinder geboren.

Im Alter von 15 Jahren wurde Johann von seinem Vater trotz heftiger Proteste in eine Fleischerlehre gezwungen. Er hat sich immer an die schwere Zeit mit viel Ungerechtigkeiten erinnert. Danach übersiedelte er nach Stuttgart in Baden-Württemberg, wo er seine Freundin Erna Niebel heiratete. Es wurden ihnen zwei Söhne, Thomas und Rainer, geboren. Leider ist seine Frau erkrankt und war jahrzehntelang an den Rollstuhl gefesselt. Die Sorge um seine Kinder, die Pflege der kränklichen Gattin und eine verantwortungsvolle Arbeitsstelle griffen auch seine Gesundheit an. Er erlitt einen Herzinfarkt und es kam zu einer Herzoperation. Dann ist im Jahr 1997 seine Frau Erna gestorben. In seiner Einsamkeit halfen ihm viele Freunde.

Umzug nach Preßburg

Anlässlich eines Besuchs in Preßburg traf er bei Bekannten Frau Anna Dindžiková, die er am 10. Januar 2003 in Altbach bei Esslingen heiratete. Da Frau Anna sich um ihre kränkliche Mutter in Preßburg kümmerte, musste er zwischen den zwei Städten pendeln. Das dauerte bis 2011. Nach einer weiteren schweren Operation konnte er nicht mehr alleine bleiben und übersiedelte definitiv zu seiner Gattin nach Preßburg. In der Zeit der komplizierten Situation fand er im Karpatendeutschen Verein Halt und neue Freunde. Gerne hat er auch an Ausflügen und Fahrten mitgemacht. Besonders schätzte er die rege Tätigkeit von Frau Rosi Stolár-Hoffmann, bewunderte sie für ihre Vitalität und ihr Organisationstalent. Einen besonderen Freund fand er in Andi Wagner.

Nach einem schweren Unfall mit Beinbruch 2016 musste er hospitalisiert werden. Die weiteren Jahre brachten noch zwei Operationen und sein Zustand verschlechterte sich. Ab 2018 saß er im Rollstuhl. Dank der aufopfernden Hilfe vieler Freunde, auch von der christlichen Gemeinschaft, ist es gelungen, auch diese schwere Zeit zu bewältigen. Er liebte seine Söhne und freute sich über jede Nachricht und jedes Telefonat von ihnen. Die schweren Belastungen dieser Zeit trug er im festen Glauben an unseren Erlöser Jesus Christus. Ein gütiger Gott gebe ihm den ewigen Frieden!

Michael Stolár