
Bartholomäus Ludwig Edler von Hechengarten – Pionier des Bergbaus in der Unterzips
Bartholomäus Ludwig Hechengarten stammte aus Tirol und war ein führender Bergbau-Experte des 18. Jahrhunderts in der Habsburgermonarchie. Er verbesserte nachhaltig die Arbeits- und Lebensbedingungen der Bergarbeiter in der Unterzips.
Geboren am 25. August 1700 in Tirol, begann Hechengarten seine Bergbaukarriere im Alter von sechs Jahren. Nach Umzügen nach Leogang (Österreich) und ins Banat (heute Rumänien) arbeitete er in verschiedenen Bergwerken und stieg in Deutsch Orawitz/Oravița zum Bergwerksvorarbeiter auf. Während des Krieges mit dem Osmanischen Reich verteidigte er Majdanpek (Serbien). Nach dem Krieg wurde er Oberberghauptmann und reiste 1746 ins Zips-Gemer-Bergbaurevier, um die Kupferverdichtungstechnologie zu verbessern.
Im Adelsstand
Ein Wendepunkt war seine Ernennung zum Kammeruntergrafen und Präsidenten des Hauptkammer-Grafschaftsamtes in Schemnitz/Banská Štiavnica am 7. Dezember 1747. Zwei Jahre späterwurde er in den Adelsstand erhoben und trug den Titel Bartholomäus Ludwig Edler von Hechengarten. Während seiner Amtszeit war er an zahlreichen Visitationen und strategischen Entscheidungen beteiligt.

© Chronik von Oberndorf
(herausgegeben von Franz Burger, 1991)
Hechengartens Ziel war es, die Qualität des Kupfers zu verbessern. Sein Banater Schmelzverfahren wurde von privaten Bergleuten begeistert übernommen. Die Schmelzer aus dem Banat unterrichteten das Hüttenpersonal in Einsiedel an der Göllnitz/Mníšek nad Hnilcom, Schwedler/Švedlár, Göllnitz/Gelnica und Krompach/Krompachy, was deutliche sprachliche Spuren in der deutsch besiedelten Region der Unterzips hinterließ.
Soziale Verbesserungen
Hechengarten setzte sich für bessere soziale Verhältnisse der Angestellten des Schmöllnitzer Kupferunternehmens ein. Er forderte höhere Löhne, was dann 1746 eine Wiener Kommission beschloss. Auch die Wohnverhältnisse der Beamten und Geistlichen wurden verbessert. Hechengarten bat um den Bau einer Wohnung für die Geistlichen und den Neubau der Kirche sowie einer Kapelle.
Die Gesundheitsversorgung der Arbeiter wurde durch Beiträge organisiert. Hechengarten setzte sich für bessere Wohnverhältnisse und den Bau eines neuen Krankenhauses ein. Zur Lösung des Holzkohlemangels wurde ein Projekt zum Flößen von Holz ins Göllnitzer Tal geplant. Hechengarten plante den Wiederaufbau der Häuser nach Bränden und schlug vor, die Schaf- und Ziegenzucht sowie die Beweidung in Waldnähe zu beschränken.
Gunst des Kaiserpaars
Ein bedeutender Moment war der Besuch von Kaiser Franz Stephan von Lothringen am 5. Juni 1756 in Schemnitz. Hechengarten begleitete den Kaiser persönlich und war Augenzeuge, wie dieser eigenhändig mit Hammer und Schlegel Erzbrocken herausschlug und an seine Begleitung verteilte. Kaiserin Maria Theresia verlieh ihm 1768 die goldene Gnadenmedaille „für Recht und Milde“, was seine hohe Wertschätzung durch die Monarchin verdeutlichte.

© Österreichisches Staatsarchiv
Im Jahr 1765 nahm Hechengarten an der Kommissionsvisitation des Zipser Kupferbetriebs in Schmöllnitz/Smolník teil. Der daraus resultierende Abschlussbericht hatte strategische Bedeutung und sollte als Inspiration für die Zipser Region dienen. Es zeigt, wie Hechengartens Engagement und Innovationen weiterhin als Vorbild für die heutige Zeit betrachtet werden können, um das kulturelle Erbe zu bewahren und zu fördern.
Hechengarten starb am 18. Dezember 1773 an einer Lungenentzündung und wurde in der Krypta der Sankt-Josefs-Kirche in Windschacht (heute Siegelsberg/Štiavnické Bane) im dortigen Hieronymitenkloster beigesetzt. Seine letzte Ruhestätte wurde von der Gemeinde Oberndorf (Tirol) liebevoll renoviert und in Anwesenheit des Bürgermeisters Hans Schweigkofler sowie des Ortspfarrers neu geweiht. Dieses Beispiel der Oberndorfer Gemeinde zeigt, wie wichtig es ist, das Erbe Hechengartens zu würdigen und die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart als gemeinsames Kulturerbe zu pflegen.
Fazit
Bartholomäus Ludwig Hechengarten war ein herausragender Experte der habsburgischen Bergverwaltung im 18. Jahrhundert. Er förderte den Wissenstransfer und setzte sich für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter ein. Seine innovativen metallurgischen Verfahren sowie seine Bemühungen um die Gesundheitsversorgung und den Schutz der Wälder hinterließen einen nachhaltigen Einfluss. Hechengarten bleibt ein Beispiel für engagierte Führung und soziale Verantwortung in der Bergbaugeschichte.
Die Schicksale der Menschen in unseren Bergbauregionen waren, sind und bleiben eng miteinander verknüpft. Es liegt an uns, dieses gemeinsame Kulturerbe zu bewahren und für zukünftige Generationen weiterzuführen, um die Werte und Errungenschaften Hechengartens lebendig zu halten.
Oswald Lipták