Berühmte Zipser: Kardinal Imre Csáky

Es gibt wohl keinen Namen, der mit der Zipser Burg so eng verbunden ist wie der Name Csáky. Eine ganze Reihe von Söhnen und Töchtern wurden in der Burg selbst oder in der Zips geboren. Einer von ihnen ist der Enkel des ersten Burgbesitzers der Familie, der spätere Kardinal Imre Csáky.

Die Zipser Burg wurde im 12. Jahrhundert errichtet und später vom böhmischen Adligen Johann Giskra, der von ca. 1400 bis etwa 1470 lebte, ausgebaut. Die Csákys wurden 1639 Herren der Burg und besaßen sie bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges.

Kardinal Imre Csáky
Kardinal Imre Csáky

Erster Besitzer war Stephan Csáky (1603-1662). Er übernahm die Burg nach dem Tod des vorherigen Eigentümers, Michael Turzo. Ein erster Eroberungsversuch blieb erfolglos. Der König von Ungarn, Ferdinand III., gestattete aber den Besitzerwechsel. Das kostete Csáky jedoch 85.000 Goldmünzen, die er innerhalb von drei Jahren zu dem König zu zahlen hatte.

Nachdem Csáky mit seinen Soldaten 1644/1645 auf der Seite des Königs gegen den Fürsten von Siebenbürgen, Georg I. Rákóczi (1593-1648), kämpfte, erhielt er auch das Erbrecht für die Zipser Burg.

In der Zipser Burg geboren

Der spätere Kardinal Imre Csáky ist Enkel dieses Stephan Csáky. Imres Vater hieß ebenfalls Stephan und hatte am 14. November 1671 in zweiter Ehe Clara von Melith geheiratet.

Ihr Sohn Imre wurde am 28. Oktober 1672 auf der Zipser Burg geboren. Sein Vater wird später noch einmal heiraten, in den drei Ehen werden 25 Kinder geboren.

Für die Ehe von Imres Eltern gab es einige Hindernisse zu überwinden. Clara von Melith war Protestantin und dazu noch Stephans Schwägerin. Bischof Bársony besorgte den päpstlichen Segen für die Heirat und taufte später deren erstes Kind Imre. Er ahnte nicht, dass dieser später sein Bischofsamt übernehmen würde.

Ehrenabt mit 10 Jahren

Imres Mutter wechselte zum katholischen Glauben und wünschte sich für den Sohn eine religiöse Laufbahn. Es ist schwer vorstellbar, aber Imre wurde am 2. März 1682, noch vor seinem 10. Geburtstag, zum Ehrenabt von Kereki ernannt. Mit diesem Ereignis begann eine kirchliche Karriere, die einen festen Platz in den Geschichtsbüchern hat.

Nicht so stabil war die zu Imre Csákys Zeiten existierende Burg des südlich von Balatonföldvár gelegenen Örtchens Kereki. Heute können Touristen nur noch kärgliche Reste dieser ehemals ansehnlichen Burg besichtigen.

Ausbildung in Kaschau, Wien und Rom

Am 5. August 1682 kam der junge Imre an das Jesuiten-Kloster in Kaschau/Košice. Der sechsjährigen Ausbildung folgten zwei Jahre in der Kaschauer Kapitularschule. Im Jahr 1690 wurde er an das Collegium Pazmanianum in Wien geschickt. Diese 1624 eröffnete Bildungseinrichtung trägt den Namen seines Gründers Péter Pázmány, dem Erzbischof von Esztergom.

Bereits 1691 erwarb Imre den Master of Arts und 1693 den Titel eines Doktors der Philosophie. Überliefert ist, dass er hier in Gegenwart von Kaiser Leopold I. (1640-1705) in bemerkenswerter Weise philosophische Thesen verteidigte.

Csaky Burg Feherkö
Die Burg Kereki in einer Rekonstruktion (Quelle: Museum Somogy, 1967)

Sein wissenschaftlicher Weg ging noch weiter. Es folgte 1695 die Promotion in Theologie an einem Ort, der für einen religiösen jungen Mann nicht symbolischer sein kann – in Rom. Am dortigen Priesterseminar Pontificium Collegium Germanicum et Hungaricum de Urbe studierte Imre bis 1695.

Weihe zum Diakon und Priester

In Rom erhielt er 1694 auch das Diakonat. Die Weihe zum Diakon bedeutet die Aufnahme in den Status eines Geistlichen. Dem Diakonat können die Priester- und dann die Bischofsweihe (Presbyterat bzw. Epsikopat) folgen.

Auch diese Weihen erhielt Imre Csáky. Am 1. Mai 1696 wurde er Priester in Kaschau. Einen Monat später übernahm er die Leitung des Klosters in Tapolca. 1699 berief man ihn nach Wien in die kirchliche Verwaltung, im Jahr 1701 wurde er zum königlichen Rat und 1702 zum Vizekanzler des königlichen Hofes ernannt.

Im Jahr 1703 finden wir ihn als Abt im östlich von Graz gelegenen Kloster Sankt Gotthard (Szentgotthárd).

Bischof von Großvardein/Nagyvárad

Pallium
Das Pallium mit den eingestickten Seidenkreuzen

Die Bischofsweihe erhielt er am 5. August 1703 im heute zu Rumänien gehörenden Großvardein (rum. Oradea, slov. Veľký Varádín, ung. Nagyvárad). Kurz darauf bedrängte und besetzte der ungarische Nationalheld Franz II. Rákóczi, Urenkel des Georg I. Rákóczi, Großvardein. Gerade Bischof geworden, musste Imre Csáky, der sich auf die Seite des Königs stellte, seine Gemeinde verlassen.

Dafür wurde ihm von Joseph I., dem Nachfolger Leopold I., zusätzlich das Bistum Kalocsa sowie die Probstei Preßburg anvertraut. Nun war er würdig genug, vom Papst das Pallium zu erhalten. Dieses weiße Band mit eingestickten Seidenkreuzen ist Amtszeichen von Bischöfen, die Verantwortung über mehrere Bistümer tragen.

Kardinalswürde

Wegen seines diplomatischen Geschicks bei Verhandlungen, etwa zum Lösen von Grenzstreitigkeiten, rief man Csáky zu Hilfe. Sein Ansehen nahm so weiter zu. Von Papst Clemens XI., von 1700 bis 1721 in diesem Amt, erhielt er 1711 die Kardinalswürde.

Als Kardinal war Imre Csáky Teilnehmer des Konklave von 1721, in der Papst Innozenz XIII. gewählt wurde. Dieser starb bereits 1724. Bei den Konklaven von 1724 (Wahl von Papst Benedikt XIII.) und von 1730 (Wahl von Papst Clemens XII.) war Csáky nicht anwesend.

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Kardinal Imre Csáky wurde in der St. Anna-Kathedrale in Debrecen begraben (Zeitgenössische Zeichnung)

Imre Csáky starb am 28. August 1732 in der bei Großvardein gelegenen Burg von Skalca. Sein Begräbnis fand in der von ihm gestifteten Szent Anna Székesegyház (St. Anna Kathedrale) in Debrecen statt.

Dr. Heinz Schleusener