Rosi Stolar Hoffmann verstorben

Das Leben von Rosina Stolár-Hoffmann

Rosina Stolár-Hoffmann wurde am 20. Juni 1925 in Preßburg geboren. Ihr Vater Gustav Adolf Hoffmann sowie ihre Mutter Rosina, geborene Albrecht, gehörten zu den ältesten Weingärtnerfamilien in Preßburg. Aus der Familienchronik ist zu entnehmen, dass die Familie Hoffmann im Zuge der Gegenreformation aus der Steiermark eingewandert war und die Familie Albrecht aus dem Raum Augsburg kam.

Die Preßburger Weingärtner waren fast ausschließlich evangelisch und bildeten den Grundpfeiler der deutschen Gemeinde in Preßburg. So besuchte sie die evangelische deutsche Volksschule, dann die städtische deutsche Mädchenbürgerschule und später die Handelsschule. Nach ihrem Abschluss begann sie eine Lehre in der Union Bank, die sie aber wegen der Kriegshandlungen abbrechen musste.

Entbehrungsreiche Jahre

Ende März 1945 wurde sie vor der heranrückenden Roten Armee nach Hohenlehen in Österreich evakuiert. Bis Anfang April folgte die ganze Familie. Nach dem Ende des Krieges im Mai 1945 entschlossen sie sich zur Rückkehr nach Preßburg. Ihr Vater begründete es mit den Worten „Ich habe niemandem etwas getan, uns wird auch niemand etwas tun!“ Nach der Heimkehr wurde er sofort verhaftet und ins Internierungslager für Deutsche in der Patronenfabrik gebracht. Der Familie wurde die Staatsbürgerschaft entzogen und alles Eigentum konfisziert. Sie musste dann ihren Unterhalt durch verschiedene untergeordnete Arbeiten decken.

Erst Anfang der fünfziger Jahre wurde ihnen die Staatsbürgerschaft zurückerteilt und Rosi konnte bei der Außenhandelsgesellschaft Koospol als deutsche Korrespondentin antreten. Als diese nach Prag übersiedelte, arbeitete sie in der Landesleitung der staatlichen Handelsgenossenschaft. Leider kam es als Folge der langen Entbehrungen zu einer schweren, einige Jahre dauernden Lungenerkrankung mit langen Spital- und Kuraufenthalten, bis diese endgültig geheilt werden konnte. Danach fand sie in einer Sport-Tageszeitung als Übersetzerin und Dolmetscherin Arbeit, wo sie bis zu ihrer Rente arbeitete.

Familien- und Vereinsgründung

Im Jahr 1956 heiratete sie Michal Stolár, einen Bergsteiger, der nach 1948 von den Kommunisten von der Medizinischen Fakultät der Comenius-Universität verwiesen wurde und als Physiotherapeut im Gesundheitswesen arbeitete. Aus dieser Ehe entstammten zwei Söhne, Michael und Martin. Sie erhielten eine deutsche Erziehung, die ihr Vater nicht nur billigte, sondern auch unterstützte, und an der sich die Großeltern sehr eifrig beteiligten.

Im Jahr 1990 beteiligte sich Rosi Stolár-Hoffmann mit ihren beiden Söhnen an der Gründung des Karpatendeutschen Vereins in der Slowakei. Sie begann mit ihrer unermüdlichen Arbeit für den Verein und arbeitete zuerst in ihrer Wohnung, dann in einem kleinen Büro und zuletzt im vom Deutschen BMI gekauften Haus der Begegnung, das bis zum heutigen Tag benutzt wird. Ihre Tätigkeit bestand daraus, das Geschehen in der Stadt Preßburg, aber auch in den angrenzenden Orten, in welchen noch Deutsche verblieben waren, unermüdlich zu koordinieren und zu pflegen.

Ihre Verdienste wirken bis heute

So konnte Sie im Jahr 1992, den I. Karpatendeutschen Tag zustande bringen, der am 22. und 23. August in Preßburg im Saal des Kulturparks stattfand und an dem mehr als 1500 Landsleute aus allen Regionen, aus Österreich und Deutschland teilnahmen. Dies war nur der Anfang vieler internationaler Treffen, die immer wieder auch von namhaften Regierungsvertretern besucht wurden.

Nach viel Vorarbeit und Absprachen mit dem Bildungsministerium gelang es ihr, in Preßburg einen Kindergarten mit erweitertem Deutschunterricht zu eröffnen. Später wurde dann dem Verein auch eine Grundschule mit erweitertem Deutschunterricht zugeteilt und weitere Schulen sind dazugekommen. Mit allen Schulen, an denen Deutsch unterrichtet wurde, hatte sie gute Kontakte, es wurden gemeinsam Wettbewerbe und kulturelle Aktivitäten veranstaltet.

Die Botschaften der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreichs unterstützten sie bei ihren Vorhaben. Für ihre Verdienste wurde sie mit dem Bundesverdienstorden der Bundesrepublik Deutschland und dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet. Die Hauptstadt Preßburg ehrte sie mit der Auszeichnung „Cena primátora Bratislavy“, die an Persönlichkeiten, die sich besonders um die Stadt verdient gemacht haben, verliehen wird. Die Bundesvorsitzende der Karpatendeutschen Landsmannschaft, Brunhilde Reitmeier-Zwick, überreichte ihr die Silberne Ehrennadel der Karpatendeutschen.

Nicht zu vergessen sind ihre engen Kontakte mit den Landsleuten im In- und Ausland und ihre zahlreichen literarischen Beiträge. Sie verfasste drei Bücher und schrieb Artikel, Gedichte und Lieder im Karpatenblatt, der Karpatenpost und im Heimatblatt. Neben all dieser Tätigkeit fand sie noch Zeit, die Singgruppe „Singende Omas“ zu gründen und zu leiten, die im In- und Ausland bekannt war.

Im Rahmen der Kulturveranstaltungen veranstaltete sie unzählige ökumenische Gottesdienste, die von allen Beteiligten immer sehr positiv angenommen wurden. Die regelmäßigen Kulturnachmittage im Haus der Begegnung runden den bunten Reigen ihrer Aktivitäten nur ab.

Das gibt′s nur einmal. Das kommt nicht wieder. Das war zu schön, um wahr zu sein.

Martin Stolár