
Der ehrenwerte Kesmarker Fleischer- und Selchermeister Franz Dubsky
Franz Dubsky (*26. April 1901 in Kesmark; † 31. März 1962 ebenda) war nicht nur für seine feinen Safaladen (Würste) ein stadtbekannter Fleischer, sondern auch ein edler Spender. Bei meiner Ahnenforschung spielt er nach wie vor eine nicht unwesentliche Rolle. Dank der von ihm hinterlassenen Spuren, die es zunächst zu finden galt, konnte ich nicht nur mehr über ihn, sondern auch über meinen Vater und ihre gemeinsame Zeit in Erfahrung bringen.
Bevor ich mich mit dem Feribatschi befasste, wie er von meinem Vater genannt wurde, war mir vieles unbekannt oder ich hatte es vergessen. So erfuhr ich, dass in meinem Stammbaum nicht nur einmal Brüder und Schwestern heirateten und dass es noch weitere Parallelen gab. Er wurde 1901 in Kesmark als unehelicher Sohn von Eleonora Dubsky geboren. Sie brachte ihn am 10. Januar 1904 mit in die Ehe mit Ludwig Hecht. Irma Dubsky, Eleonoras jüngere Schwester und meine Urgroßmutter, heiratete wiederum dessen Bruder Karl Hecht und brachte ebenfalls einen Sohn (aus erster Ehe) mit.
Als ich vor geraumer Zeit ein Foto betrachtete, sah ich darauf Franz Dubsky mit Hut. Mir wollte partout nicht einfallen, wer er war. Ich schickte es meiner Cousine Eva aufs Handy und fragte, ob sie wisse, wer der Mann mit dem Hut sei. Sie antwortete: „Das war der Feribatschi aus Kesmark. Dein Vater hat viel Zeit bei ihm verbracht.“ In dem Moment, als sie „Feribatschi“ sagte, hatte ich eine Art Vision: Ich sah mich als Kind mit meinem Vater in unserem alten Wohnzimmer, wie wir gemeinsam das Foto betrachteten und ich ihn fragte, wer das sei. Mein Vater antwortete freudestrahlend: „Das war der Feribatschi! Der hat immer einen Hut getragen.“ Sofort erinnerte ich mich wieder, dass er der Lieblingsonkel meines Vaters war und er viel Zeit bei ihm verbracht hatte – mehr aber wusste ich damals nicht.

Kesmarker Erinnerungen
Neugierig recherchierte ich über ihn und fand zwei Artikel von dem Kesmarker E. Hunsdorfer im Karpatenblatt-Archiv. Im Artikel der Juli-Ausgabe 1999 „Erinnerungen werden wach“ schildert er seine Erinnerungen an Kesmark und ein Johannisfeuer. Darin heißt es: „Am liebsten möchte ich die Safalade am Spieß braten.“ Diese salomonische Antwort löste ein heiteres Gelächter aus und Pius bekam eine Dubsky-Safalade mit zwei Scheiben Brot.
Auch in Hunsdorfers Artikel „Das Gänselieschen“ vom April 2006 fand ich einen Hinweis: „der Fleischer Franz Dubsky bot seine Safaladen an“. Diese Zeilen freuten mich sehr, denn sie zeigten, dass nicht nur ich, sondern auch andere gute Erinnerungen an ihn hatten.
In der Karpathen-Post vom 23. Juli 1927 fand ich eine Anzeige zur Verlegung eines seiner Fleisch- und Selchwaren-Geschäfte.


In der Ausgabe vom 27. November 1926 las ich: „Selbstmord. Montagfrüh wurde der beim Kesmarker Selchermeister Franz Dubsky bedienstete 28 Jahre alte Gehilfe Franz Killer mit durchschossenem Kopf in seiner Wohnung aufgefunden. Wie aus zwei hinterlassenen Abschiedsbriefen hervorgeht, hat Killer wegen unglücklicher Liebe seinem Leben ein Ende bereitet.“ Der Autor in mir hatte sofort großes Kopfkino mit einer Drehbuch-Idee für einen Krimi, in dem ein Fleischer seinen Gehilfen erschießt und es wie Selbstmord aussehen lässt. Meine Cousine Eva und ich mussten darüber lachen und stellten fest, wie aufregend und interessant es doch ist, nach so langer Zeit noch Spuren zu finden.
Edler Spender
In der Karpathen-Post vom 21. Juni 1941 finden sich Belege darüber, dass Franz Dubsky auch als Spender auftrat. Darin heißt es etwa: „Zum Andenken an die Konfirmation ihres Sohnes beziehungsweise Taufkindes Johann Dubsky spendeten die Herren Johann Wassermann und Franz Dubsky jeweils 20 Kronen sowie Frau Eleonora Hecht 10 Kronen.“
Weitere Belege zu Spenden von Franz Dubsky fanden sich in der Karpathen-Post ebenfalls. So spendete er mit seiner Frau 1942 für die Umzäunung der evangelischen Kirche in Kesmark 100 Kronen. In den Jahren 1936 und 1938 spendete er für die Feuerwehr, 1930 auch für das Kesmarker Museum. Im April 1932 unterstützte er Arbeitslose mit 15 Kilogramm geselchtem Speck.

Unerwarteter Fund
Durch Eva, die ihn noch persönlich kannte, weiß ich noch mehr. Mit seiner Frau Katharina, geb. Schmidt, hatte er drei Kinder. Sein Sohn Johann starb mit nur 22 Jahren am 1. März 1949. Seine beiden Töchter Katharina (1928-2012) und Eva (1930-1971) heirateten die Brüder Stefan und Jan Debre. Der bekannte Arzt MUDr. Jan Debre, der als Chirurg in Deutschendorf/Poprad tätig war, war sein Enkel. Er kam am 29. September 2002 bei einem Unfall in Großlomnitz/Veľká Lomnica im Alter von 51 Jahren ums Leben, als er mit dem Auto einen Bahnübergang überquerte.

Fazit
Dank dieser Nachforschung wissen wir nun alle wieder etwas mehr – nicht nur über eine Person, eine Stadt, einen Fleischer, Arzt oder einen Onkel, sondern auch über die eigenen Wurzeln. Dadurch ergab sich weit mehr als nur weitere Namen im Stammbaum: Mit den dazugehörigen Erinnerungen, Spuren, Geschichten und Fotos bleiben unsere Ahnen lebendig. Sie machen die eigene Herkunft, Heimat und Familie nicht nur verständlich, sondern auch sichtbar.