Alajos Gedeon – Dialektologe aus Metzenseifen
Während sich Rudolf Weber als Dichter in der Zipser Mundart verdient machte und Ernst Lindner sich darüber hinaus als Erster mit einem Schriftsystem zum Darstellen der Laute der Zipser und Gründner Mundart befasste, verdanken wir Alajos Gedeon grundlegende Arbeiten zur Lautlehre der Unter-Metzenseifner Mundart.
Alajos Gedeon wurde am 6. August 1875 als Sohn des Schmiedemeisters József Gedeon und dessen Frau Anna Maria Vagner in Unter-Metzenseifen geboren. Das Gymnasium schließt er in Nagyvárad (Veľký Varadín, dt.: Großvardein), heute Oradea, Rumänien, ab. Vermutlich lebten hier Verwandte der Familie.
Studium in Budapest
Danach absolvierte Alajos ein Lehrerstudium am Eötvös Kollegium in Budapest, der im Jahre 1635 gegründeten ältesten Universität Ungarns. Heute ist diese unter dem Namen Eötvös Loránd Tudományegyetem (ELTE) bekannt. Im internationalen Ranking ist sie Ungarns Spitzenuniversität und wird zu den zehn besten akademischen Ausbildungsstätten Osteuropas gerechnet.
Hier erwarb Alajos Gedeon, der sich mit Sprachwissenschaft beschäftigte, auch den Titel eines Doktors der Philosophie.
Danach führten ihn Studienreisen nach Österreich, Deutschland, Italien und Frankreich. In Paris lernte er Französisch und erwarb ein Sprachdiplom.
Lehrer und Schulrat
1909 wurde Gedeon in Nagyvárad die Stelle eines Schulleiters und zugleich stellvertretenden Leiters des Schulbezirks übertragen. An der Schule arbeitete zu dieser Zeit Deszö Szabó, später als Schriftsteller bekannt. Szabó beschreibt in seinen Erinnerungen (Életeim) Gedeon als einen sehr kollegialen Vorgesetzten.
Nagyvárad wurde im Ersten Weltkrieg von rumänischen Truppen besetzt. Gedeon weigerte sich, mit den neuen Machthabern zusammenzuarbeiten. Schließlich musste er die Stadt ohne sein Hab und Gut verlassen und rettete sich nach Makó.
Von 1920 bis 1926 war er dort Direktor des Magyar Király Állami Fögymnasium. Eine längere Tätigkeit verhinderte eine schwere Krankheit, an der er am 2.3.1926 im Alter von nur 50 Jahren starb.
Wissenschaftlich aktiv
Gedeons wissenschaftliche Arbeit bezog sich vor allem auf die deutsche Sprache und Literatur. Beleg sind seine Werke „Deutsche Heldensagen” (1904) und „Deutsche Stilübungen” (1906).
Als Hauptwerk muss aber ein anderes Buch bezeichnet werden. Denn wer kann einen Dialekt besser untersuchen und beschreiben als jemand, der mit diesem aufgewachsen ist und zudem ein sprachwissenschaftliches Studium nachweisen kann?
Ein Werk für die Ewigkeit
Sein Hauptwerk ist daher ohne Zweifel das 1905 in Budapest von der ungarischen Akademie der Wissenschaften in der Reihe „Deutsche Dialekte in Ungarn” veröffentlichte “Az Alsó-Meczenzéfi német nyelvjárás hangtana” (Lautlehre der deutschen Mundart von Unter-Metzenseifen).
In diesem Buch beschreibt Alajos Gedeon auf 77 Seiten und in 183 Paragraphen die Unter-Metzenseifner Mundart und ihre Besonderheiten (vgl. www.mantakisch.de). Er benutzt dazu Lautschriftzeichen, die sehr genau und an vielen Beispielen erklärt werden. Die verwendete Lautschrift berücksichtigt den damaligen Stand des von der 1886 gegründeten International Phonetic Association entwickelten Internationalen Phonetischen Alphabets (IPA). Diese erstmals 1887 vorgestellte Lautschrift wurde mehrfach überarbeitet, zuletzt 2015.
Für einen besonderen Abschluss des Buches sorgt Alajos Gedeon, indem er das über Metzenseifen hinaus bekannte Gedicht von Peter Gallus „Die Metzenseifner Kirche” mit seinen 29 Strophen in Lautschrift darstellt.
Dialekte verändern sich über Generationen, so auch der von Unter-Metzenseifen. Mit seiner umfangreichen, detaillierten Darstellung hat Alajos Gedeon jedoch nicht nur sich selbst, sondern auch dem Dialekt der Region – dem mantakischen – ein bleibendes Denkmal gesetzt.
Dr. Heinz Schleusener