Eisenbahn in Schmöllnitz

Mehr als eine Lokalbahn: „Es Hettnabahnal“

„Es Hettnabahnal“ (Das Hüttenbähnlein) ist mehr als nur eine historische Eisenbahnstrecke – sie erzählt die Geschichte einer Region, die von technischem Fortschritt, wirtschaftlichem Wandel und dem Stolz ihrer Bewohner geprägt ist. Diese Lokalbahn im Tal der Flüsse Göllnitz/Hnilec und Schmöllnitz/Smolník war einst ein unverzichtbarer Bestandteil des Lebens und der wirtschaftlichen Entwicklung der von Deutschen bewohnten Region der Gründe innerhalb des slowakischen Erzgebirges. Heute steht sie für die technischen Errungenschaften und die regionale Identität.

Die Geschichte der Region ist eng mit dem Bergbau verbunden, der bereits im 13. Jahrhundert von deutschen Siedlern eingeführt wurde. Jahrhunderte lang florierte der Abbau und die Verarbeitung von Erzen, wodurch das slowakische Erzgebirge zu einem wichtigen Zentrum des Bergbaus wurde. Doch Anfang des 19. Jahrhunderts gingen die Erzvorkommen langsam zur Neige. Dies führte zu einem Rückgang der Produktion und machte eine effizientere Transportlösung notwendig. Bis dahin wurden die Erze mühsam mit Pferdefuhrwerken nach Margareten/Margecany gebracht – ein langsamer und kostenintensiver Prozess.

Die Lösung war der Bau einer Eisenbahnstrecke, die sowohl den Erztransport erleichtern als auch die Region an das aufstrebende Eisenbahnnetz anschließen sollte. So begann die Geschichte des „Hettnabahnal“ – einer Strecke, die zu einem Symbol für den Fortschritt der Region werden sollte.

Die Anfänge der Bahn

1883 wurde die Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 1000 mm zwischen Göllnitz/Gelnica und Einsiedel an der Göllnitz/Mníšek nad Hnilcom eröffnet und später bis Schmöllnitz Hütte/Smolnícka Huta verlängert. Sie war ein entscheidender Schritt in der wirtschaftlichen Entwicklung der Region, da sie den Transport der Erze effizienter und schneller machte. Doch die Bahn war nicht nur ein technisches Projekt – sie wurde schnell ein wichtiger Teil des Alltags und der Identität der Menschen in der Region.

Der Bau des „Hettnabahnal“ war Teil eines größeren Trends, der durch das Lokalbahngesetz von 1880 in Ungarn ermöglicht wurde. Dieses Gesetz vereinfachte die technischen Anforderungen für den Bau von Nebenbahnen und förderte den Anschluss abgelegener Gebiete. Trotz der rechtlichen Erleichterungen war die Umsetzung mit Herausforderungen verbunden, insbesondere wegen der Konkurrenz privater Bahnprojekte.

Planung, Finanzierung und technische Herausforderungen

Um die Bahn zu verwirklichen, gründeten lokale Unternehmer wie Gertle M., Peter Matuška und Adolf Reich ein Konsortium. Die Finanzierung wurde durch die Anglo-Österreichische und Ungarische Land Bank sichergestellt. Nach jahrelanger Planung und Verhandlungen wurde die Strecke Margarethendorf–Göllnitz 1884 auf Normalspur umgestellt. Vier Hagans-Lokomotiven aus Erfurt sowie zahlreiche Wagen wurden angeschafft, um den Betrieb aufzunehmen.

Der Bau der Bahn war eine immense Herausforderung. Mehr als 6400 Arbeiter waren beteiligt, von denen nur ein Viertel aus der Region stammte. Die Arbeiten förderten nicht nur die Wirtschaft, sondern auch das Gastgewerbe, das von den vielen Bauarbeitern profitierte. Die Bahn galt als technische Meisterleistung ihrer Zeit und wurde als Symbol für die Innovationskraft der Region gefeiert.

Erweiterungen und Waldbahnen

Die Bedeutung des „Hettnabahnal“ wurde durch den Bau weiterer Strecken unterstrichen. 1907 wurde eine Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 760 mm errichtet, die von Schmöllnitz Hütte bis zum Beckensgrund führte. Diese Bahn verband zwei Schmalspurstrecken unterschiedlicher Breite und machte den Bahnhof von Schmöllnitz Hütte zu einem einzigartigen Knotenpunkt. Solche Projekte zeigen, wie stark das Eisenbahnnetz mit der Entwicklung und dem Leben der Region verwoben war.

Nach der Gründung der Tschechoslowakei 1918 begann die Bedeutung von „Es Hettnabahnal“ zu schwinden. Neue Bahnstrecken wie die Verbindung zwischen Rotstein/Červená Skala und Margareten machten die Lokalbahn zunehmend überflüssig. 1931 wurde die Strecke verstaatlicht, doch der Betrieb blieb schwierig. Tragische Ereignisse wie der Einsturz einer Holzbrücke unter dem Gewicht einer Lokomotive, zeigten die Herausforderungen dieser Ära.

1961 wurde der Personenverkehr eingestellt und 1965 verließ der letzte Güterzug die Strecke. Damit endete die aktive Nutzung des „Hettnabahnal“, doch ihre Bedeutung für die Region bleibt unvergessen.

Bewahrung und Bedeutung für die Zukunft

Trotz ihres Niedergangs bleibt die Bahn ein Symbol für den technischen und kulturellen Fortschritt der Region. Ihr Erbe könnte heute eine wichtige Rolle spielen, um den Tourismus und das Bewusstsein für die Geschichte des Göllnitztals – unserer Gründe – zu fördern. Eine Gedenktafel an einem zentralen Ort könnte die historische Bedeutung der Bahnstrecke würdigen und den Stolz der Bewohner wieder aufleben lassen.

Darüber hinaus könnte die Bahnlinie als Inspirationsquelle für kulturelle und touristische Projekte dienen, die die Region beleben und ihre Geschichte für kommende Generationen bewahren. Das „Hettnabahnal“ steht weiterhin für die Stärke, den Innovationsgeist und die Identität einer ganzen Region – ein Vermächtnis, das es zu würdigen und zu schützen gilt. Dieses Vermächtnis lautet: Jeder kann und sollte seine Schippe drauflegen, damit wir nicht auf dem Abstellgleis landen!

Oswald Lipták