Beim Sudetendeutschen Museum in München

Ein Besuch im Sudetendeutschen Museum

Einige Tage meiner Urlaubszeit habe ich Ende August in München und Umgebung verbracht. Neben den dortigen weltbekannten Orten widmete ich einen Tag dem neuen Sudetendeutschen Museum in München. Für mich, der vor drei Jahrzehnten unser Museum der Kultur der Karpatendeutschen ins Leben gerufen hat, war der Besuch fachlich, aber auch emotional ein tiefes Erlebnis. Ja, ich bin mir der Unterschiede durchaus bewusst – ob es um die Entwicklung der musealen Darstellungen die vergangenen 30 Jahre über, das unterschiedliche Potenzial der Sudeten- und Karpatendeutschen oder die finanziellen Möglichkeiten und so weiter geht. Bei beiden Museen, die bedeutsame Träger der Gruppenidentität der Sudeten- und Karpatendeutschen sind, hat sich deutlich gezeigt, wie wichtig die Erinnerung und Erinnerungskultur sind, denn, wie der ehemalige deutsche Bundespräsident Roman Herzog sagte: „Keine Gemeinschaft, keine Gesellschaft, auch kein Staat kann ohne Erinnerung leben. Ohne Erinnerung zu leben, bedeutet ja ohne Identität und damit ohne Orientierung zu leben.“

Seit der Grundsteinlegung am 16. September 2016 entstand das Museumsgebäude in München nach einem Entwurf des Architekturbüros pmp architekten. Der monolithische Baukörper mit seiner hellen Sandsteinfassade zählt zu den neuen Architektur-Highlights der Landeshauptstadt. Zwischen 2016 und 2020 hat ein Team aus Wissenschaftlern, Gestaltern und Medienplanern die Dauerausstellung erarbeitet. Das Sudetendeutsche Museum wurde im Oktober 2020 eröffnet. Auf insgesamt fünf Ebenen erzählt das Museum mit einem modernen, digitalen und auditiven Konzept die 1100-jährige Geschichte der Sudetendeutschen. Die Dauerausstellung dokumentiert die deutsche Besiedlung in den Ländern Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien. Sie spannt einen weiten historischen Bogen von der inneren Entwicklung dieser Gebiete bis zu den Nationalitätenkonflikten der Neuzeit. Der Reichtum an Traditionen, Bräuchen und Ausdrucksformen der Sudetendeutschen wird bewusst gemacht, ebenso wie die Themen Flucht und Vertreibung. Ein modernes Konzept mit rund 900 Objekten und 30 interaktiven Medienstationen und viersprachigem Multimediaguide leitet durch die Ausstellung. Als Besonderheit ist unter anderem das längste Motorrad der Welt von der Marke Böhmerland zu sehen.

Der Besuch des Museums bestätigte die sehr guten Beziehungen der Karpatendeutschen Landsmannschaft und des Karpatendeutschen Vereins: Das Sudetendeutsche Museum besuchten die Bundesvorsitzende der Karpatendeutschen Landsmannschaft in Deutschland, Brunhilde Reitmeier Zwick, und ich als Vorsitzender des Karpatendeutschen Vereins in der Slowakei gemeinsam. Sicher war es ein klares Zeichen unserer guten Kontakte und Zusammenarbeit. Uns beide begleitete der Direktor des Sudetendeutschen Museums, Dr. Stefan Planker, der uns ausführlich über den Bau des Museums und die Errichtung der Dauerausstellung informierte.

Neben der Dauerausstellung werden in der Galerie des benachbarten Sudetendeutschen Hauses auch Sonderausstellungen gezeigt. Derzeit findet man dort eine Ausstellung anlässlich des 50. Todestages von Oskar Schindler mit dem Titel „Oskar Schindler – Lebemann und Lebensretter.“ Dr. Planker widmete uns eine hervorragende Führung, für welche wir ihm dankbar sind.

Zum Schluss nur eines: Wenn Sie die Gelegenheit haben, besuchen Sie das Sudetendeutsche Museum in München an der Hochstraße 10. Es lohnt sich.

Ondrej Pöss