Ein Jahr des Gedenkens
Der Name des ersten Monats des Jahres, „Januar“ (lat. Ianuarius), ist dem römischen Gott Janus gewidmet, dem Gott des Anfangs und des Endes. Mit seinen zwei Gesichtern kann er sowohl einen Blick auf das vergangene Jahr zurückwerfen als auch nach vorne schauen, auf das anbrechende neue Jahr. Wie sich das vor uns liegende Jahr entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Wie all die Jahre zuvor liegt die Strecke im Dunkeln, aber einige Meilensteine werden uns auf unserem diesjährigen Weg begegnen.
Das kommende Jahr 2025 markiert den 80. Jahrestag des Endes des fürchterlichen Zweiten Weltkriegs sowie der darauffolgenden tragischen Schicksale der deutschen Minderheiten in Osteuropa und Zentralasien. Bereits im Februar erinnern wir an die Deportationen slowakischer Bürger aus der Ostslowakei in die Sowjetunion. Dieses grausame Schicksal traf in den ersten Monaten des Jahres 1945 tausende Slowaken, Ungarn, Ruthenen und auch Karpatendeutsche. Aus den deutschen Gemeinden der Ostslowakei wurden hunderte Personen in sowjetische Gulags verschleppt.
Am 11. Februar 1945 beispielsweise wurden 199 Deutsche aus Metzenseifen/Medzev mit einer Lastwagenkolonne über Kaschau in die Gulags abtransportiert. Das Arbeitslager, der sogenannte „Malenkij robot“, dauerte für sie statt der zunächst vermuteten wenigen Tage fünf lange Jahre. Ähnliche Schicksale erlitten 150 Bürger aus Schmöllnitz/Smolník sowie 220 Einwohner aus Kesmark/Kežmarok und anderen deutschen Gemeinden der Zips. Etwa ein Fünftel der verschleppten Personen überlebte die Zwangsarbeit in den Gruben, Wäldern und Kolchosen nicht.
In der Tschechoslowakei wurden zwischen dem Kriegsende und der praktischen Umsetzung des Potsdamer Abkommens durch die sogenannten „wilden Vertreibungen“ etwa 800.000 Deutsche ihrer Heimat beraubt. Dabei kam es zu brutalen Exzessen und mörderischen Angriffen gegen Deutsche. Die Sudetendeutschen erinnern an die Todesmärsche von Brünn/Brno, an die Opfer von Postelberg/Postoloprty, Saaz/Žatec, Komotau/Chomutov, Taus/Domažlice und vielen weiteren Orten der Hinrichtungen.
Auch die Karpatendeutschen erlebten die fürchterlichen Ereignisse vor 80 Jahren. In der Nacht vom 18. auf den 19. Juni 1945 wurden auf den Schwedenschanzen unweit von Prerau/Přerov 267 Zipser, die aus der Evakuation zurückkehrten – die meisten aus Dobschau/Dobšiná, Mühlenbach/Mlynica und dem Hauerland (alle aus Drexlerhau/Janova Lehota) – von Angehörigen des Infanterieregiments Nr. 17 aus Engerau erschossen.
Wir werden an die dramatischen Ereignisse vor 80 Jahren erinnern, die unsere karpatendeutsche Gemeinschaft besonders schwer getroffen haben. In den darauf folgenden 45 Jahren blieben wir in unserer Heimat verstummt. Zu einer Neubelebung kam es erst vor 35 Jahren mit der Gründung unseres Karpatendeutschen Vereins in der Slowakei. Dies ist ein Jubiläum, auf das wir stolz sein können. Auf den Seiten des Karpatenblattes werden wir an diese Erfolgsgeschichte erinnern.
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Landsleute und Freunde, ich wünsche Ihnen allen ein glückliches, gesundes und friedliches neues Jahr 2025!
Ondrej Pöss