Ein Mann für viele Fälle

Wie sind Sie mit Familie, Freunden, Bekannten und der sonstigen Welt in Kontakt? Sicher per Telefon, vielleicht per Internet und bestimmt per Radio und Fernsehen. Das Radio oder Fernsehgerät einschalten kann jeder. Bei kompletten Neuinstallationen, aber auch beim Einrichten einer Satellitenantenne oder des Routers für das Internet ist der Fachmann gefragt. Ein Mann für solche Fälle ist Peter Pöhm.

Herr Pöhm, Sie sind in Kaschau/Košice als selbständiger TV-, Telefon- und Internetspezialist tätig. Sprechen Sie mit Ihren Kunden auch Deutsch?

Ein großer Teil meiner Kunden kommt wie ich aus Metzenseifen/Medzev bzw. den benachbarten Orten. Dort in der Unterzips habe ich oft Gelegenheit, auf Deutsch von Problemen und Wünschen zu erfahren, kann dann in Deutsch oder auf Slowakisch Lösungswege vorschlagen, diese besprechen und auch Funktionsweisen und Bedienung der Geräte erklären.

Wo haben Sie Ihr perfektes Deutsch gelernt?

Bei uns zuhause und in der Verwandtschaft wurde neben dem Slowakischen auch die deutsche Sprache gepflegt. Von den Großeltern habe ich den jahrhundertealten mantakischen Dialekt abgehört. Normalerweise spreche ich aber eher hochdeutsch als mantakisch.

Sie sind ein Ein-Mann-Unternehmen. Wie schaffen Sie es, die technischen Arbeiten mit den kaufmännischen Aufgaben zu verbinden?

Ich komme aus dem Handel. Dort habe ich meine ersten Arbeitsjahre verbracht und effektives kaufmännischen Arbeiten gelernt. Das war eine gute Basis für den Wechsel in die Selbständigkeit im Jahre 1994.

Was hat Sie bewegt, den Wechsel von einem relativ sicheren Angestelltenverhältnis in das Risiko der Selbständigkeit zu wagen?

Ja, dieser Schritt, den ich vor 25 Jahren machte, war nicht einfach. Zu dieser Zeit, also in den ersten Jahren nach der politischen Wende, gab es ein großes Interesse an Satellitenanlagen. Besonders die deutschen Sender konnten nun endlich empfangen werden. Ich hätte rund um die Uhr arbeiten und Antennen anbauen und anschließen können. Dieser gute Start musste danach aber gesichert werden. Das geht nur mit solider Arbeit und Zuverlässigkeit, die Vertrauen beim Kunden schafft. Das spricht sich sehr schnell herum.

Haben Sie beim Aufbau Ihrer Firma die von der Karpatendeutschen Assoziation (KDA) angebotenen Möglichkeiten einer Starthilfe in Anspruch genommen?

Zu dieser Zeit waren diese Fördermaßnahmen des Karpatendeutschen Vereins (KDV) für Handwerk und Dienstleistungen noch im Umbruch. Wenn ich mich recht erinnere, gab es auch Änderungen beim Projektträger. Mein Ziel war die Selbständigkeit, nicht der Aufbau eines größeren Unternehmens. Für diesen Fall war das Antragstellen sehr aufwendig und bürokratisch. So baute ich meine kleine Firma schrittweise alleine auf, ohne fremde Hilfe. Das dauerte zwar einige Zeit, heute bin ich froh, es so geschafft zu haben.

In der Slowakei wird viel gebaut. Was sagen Sie denen, die ihr Haus oder ihre Wohnung mit Telefon, Internet und TV ausstatten wollen, und Sie um Rat fragen?

Um einen solchen Rat und dessen Umsetzung werde ich tatsächlich oft gebeten. Es geht dabei nicht nur um die Technik, also die Geräte, sondern die Frage, bei welchem der Anbieter von Antik über Telekom bis UPC diese Dienste in Anspruch genommen werden sollen. Mit dem Kunden bespreche ich dann, welche Dienste er in welchem Umfang nutzen möchte. Es gibt keinen besten oder preiswertesten Anbieter, man muss diesen für seine speziellen Bedürfnisse finden. Im heutigen „Tarifdschungel“ ist das für den Normalverbraucher nicht einfach. Hier und bei der Wahl der Geräte bin ich mit meinen Kenntnissen und Erfahrungen behilflich.

Satellitenschüssel
Das Drehen der Satellitenschüssel gehört bei Peter Pöhm zur Vergangenheit, denn mit Multi-Beam-Antennen schaltet man in Sekundenschnelle auf einen anderen von bis zu 12 Satelliten um

Gibt es gegenwärtig technische Neuerungen, bei denen man Sie um Hilfe bittet?

Die Übertragungs- und Empfangstechnik für Bild und Ton wird ständig weiterentwickelt. Denken wir an die Umstellung auf das digitale Fernsehen. Beim Telefonieren im Festnetz werden die analogen Anschlüsse nach und nach auf die Telefonie über das Internet umgestellt. Man spricht von IP-Telefonie oder Voice over IP (kurz VoIP). Die akustischen Signale werden mit Hilfe des Internetprotokolls übertragen. Dazu sind neue Telefonapparate oder Adapter für die bisherigen Telefone notwendig.

Bei Satellitenanlagen, die mehr als einen Satelliten empfangen, geht die Tendenz von drehbaren Anlagen zu Multi-Beam-Antennen. Ohne störanfällige Mechanik lässt sich mit diesen blitzschnell zu einem anderen Satelliten umschalten.

Bleibt Ihnen eigentlich Zeit für andere Dinge als den Beruf?

Viel Freizeit bleibt nicht, das ist richtig. Meine geliebte Java 250 habe ich schon schweren Herzens „eingemottet“. Sportliche Betätigung war für mich immer wichtig, daher nutze ich jede Gelegenheit, um mein geliebtes Eishockey spielen zu können.

Herr Pöhm, zum Abschluss noch eine Frage: Kommt Ihnen der Satz „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat“ bekannt vor?

Das ist eine schöne Frage (lacht) für einen, der sich mit Telefonie auskennt. Dieser Satz ist der erste, der über ein Telefon gesprochen wurde. Ich denke, es war 1861, als der deutsche Philipp Reis seinen „Fernsprecher“ vorführte. Patentiert wurde die Technik später vom Amerikaner Bell.

Herr Pöhm, vielen Dank für das Gespräch!

Dr. Heinz Schleusener