Frauen auf Geldscheinen

Frauen auf Banknoten

Frauen auf Banknoten, also auf Geldscheinen? Sie zahlen nicht mit Bargeld (hotovosť), sondern mit Karte? Vielleicht sogar mit dem Mobiltelefon oder der Armbanduhr? Dann hatten oder haben Sie trotzdem irgendwo Bargeld in Form von Münzen und Scheinen. Die Chance, auf einem dieser Geldscheine eine Frau zu sehen, ist bei den aktuellen Euro-Banknoten aber gleich null. In der Vergangenheit oder außerhalb der Euro-Zone war und ist das anders.

Geldscheine sind ebenso wie Münzen und Briefmarken ein Spiegelbild der Geschichte und Kultur eines Landes. Sie zeigen uns auch, welche Personen in welcher Zeit bedeutsam waren. Schauen wir uns dazu zunächst die Länder an, in denen die Karpatendeutschen lebten, studierten oder arbeiteten. Die historische Sicht führt uns daher nach Österreich-Ungarn, in die Tschechoslowakei, die Slowakei und auch nach Deutschland.

Münzen zu unbequem

Banknoten gibt es in Europa seit dem 17. Jahrhundert. Münzen mussten fälschungssicher sein, daher konnte man ihren Nennwert nicht beliebig steigern. Mit zunehmendem Handel und steigenden Werten der Ware nahm die Menge der für Zahlungen notwendigen Münzen zu. Das Bezahlen wurde immer unhandlicher. Papiergeld war der Ausweg und wurde zu einer neuen Zahlungsform. Dass diese auch Gefahren birgt, lesen wir im zweiten Teil von Goethes Faust in der sogenannten Papiergeldszene. Schon damals wurde es gerne zum Beheben von finanziellen Staatskrisen genutzt. Inflation war die Folge.

Slowakische Nationalbank mit Leutschauer Madonna

Das auf dem Gebiet der heutigen Slowakei gültige Papiergeld zeigte in der Vergangenheit stilisierte Bilder von Frauen oder Mädchen, wie etwa der 1000 Kronen-Schein der Österreichisch-Ungarischen Bank von 1849 oder der 100 Kronen-Schein der gerade gegründeten Tschechoslowakei von 1919. Einen konkreten Namen finden wir erstmals 1993 auf der 100 Kronen-Banknote des am 1. Januar 1993 selbständig gewordenen Landes: den der Madonna des berühmten Holzschnitzers und Bildhauers Paul von Leutschau aus dem Jahr 1517. Mit dem Eintritt der Slowakei in das Währungsgebiet des Euro mussten die dort gültigen Banknoten mit Architekturstilen übernommen werden. Nur die Euro-Münzen können länderspezifische Motive enthalten.

Motive in Bundesrepublik, DDR und Österreich

Auch auf Geldscheinen der Bundesrepublik und der DDR waren berühmte Frauen zu finden. In der DDR war etwa Clara Zetkin (1857-1933), die Initiatorin des Internationalen Frauentags, auf dem 10 Mark-Schein. Die Deutsche Bundesbank gab Banknoten mit acht verschiedenen Werten heraus, vier davon zeigten bedeutende Frauen. Das waren die Schriftstellerinnen und Komponistinnen Bettina von Arnim (1785-1859) auf dem 5 DM-Schein und Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) auf 20 DM, die Pianistin Clara Schumann (1819-1896) auf 100 DM und die Naturforscherin Maria Sibylla Merian (1647-1717) auf dem 500 DM-Schein.

Die Nationalbank Österreich gab 1969 Banknoten mit dem Bild der Malerin Angelika Kauffmann (1741-1807), 100 Schilling, im Jahr 1970 die 1000 Schilling-Note mit der Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner (1843-1914) und 1997 eine 100 Schilling-Banknote mit der Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Rosa Mayreder (1858-1938) heraus.

Banknoten weiterer Länder

Schauen wir über die Euro-Zone hinaus, erkennen wir auf Banknoten vieler Länder, welche Rolle Frauen dort gespielt haben. So ehrt Schweden mit Astrid Lindgren, Greta Garbo, Jenny Lind und Birgit Nilsson eine Schauspielerin, eine Schriftstellerin und zwei Opernsängerinnen auf Geldscheinen zu 20, 100, 50 und 500 Kronen. Chile und Norwegen ehren mit Gabriela Mistral (5000 Pesos) und Sigrid Undset (500 Kronen) Nobelpreisträgerinnen. Am häufigsten ist wohl Königin Elizabeth auf Banknoten zu finden, da sie auch auf denen der Commonwealth-Staaten zu sehen ist. Auf neuen Scheinen wird ihr Bild durch das von Nachfolger Charles III. ersetzt.

Zu schön, um damit zu bezahlen

Bestimmt aber würde es Ihnen sehr schwerfallen, solche Geldscheine wie die der Tschechischen Staatsbank mit den Bildern von zwei weltweit bekannten Frauen, von Libuše Šafránková (2000 Kronen) und Božena Němcová (500 Kronen), auszugeben. Irgendwann muss man es vermutlich tun, in Erinnerung bleibt jedoch die Freude an diesen gut gestalteten Banknoten. Geld ist also nicht nur gut zum Ausgeben, sondern manchmal auch zum Anschauen.

Dr. Heinz Schleusener