
Gedenken an Naziverbrechen in Kľak und Ostrý Grúň
Am 19. Januar 2025 fand eine Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der NS-Gewaltverbrechen in den slowakischen Gemeinden Kľak und Ostrý Grúň statt. Der Opfer gedachten neben dem Staatspräsidenten Peter Pellegrini auch die Staatssekretärin des slowakischen Innenministeriums Lucia Kurilovská.
Am 21. Januar 1945 ermorderten Angehörige der nationalsozialistischen Abwehrgruppe 218 unter dem Kommando von Eduard von Thun und Hohenstein in dem Tal Kľakovská dolina 146 Menschen, darunter 56 Frauen und 38 Kinder. Die Militäreinheit, die unter dem Decknamen „Edelweiß“ operierte und aus deutschen, ukrainischen, kaukasischen und slowakischen Verbänden bestand, begann nach ihren Taten, die Häuser in den Gemeinden in Brand zu setzen. Die meisten Opfer wurden direkt in ihren Häusern erschossen oder kamen in den Flammen ums Leben. Womöglich hätte die Gemeinde Kľak noch weitaus mehr Opfer zu beklagen, wenn nicht der Gemeindepfarrer Rudolf Kluch mit den deutschen Besatzern verhandelt hätte und so 300 Einwohnern das Leben rettete.
Nationalistische Ideologie macht aus ehemaligen Nachbarn Feinde
An der grausamen Aktion waren auch Mitglieder des Deutschen Heimatschutzes aus den Nachbargemeinden Hochwies/Veľké Pole und Paulisch/Píla beteiligt. Es gibt aber auch Berichte davon, dass Hochwieser und Paulischer ihre Verwandten im Nebental vor Vergeltungsaktionen warnten. Zuvor, am 25. September 1944 waren im Zuge des Slowakischen Nationalaufstandes 550 Einwohner aus Hochwies und Paulisch in ein Internierungslager bei Neusohl/Banská Bystrica verbracht worden. Im Verlauf dieser Ereignisse wurden 83 Karpatendeutsche in Waggons auf dem Bahnhof in Schemnitz/Banská Štiavnica willkürlich von Partisanen ermordet, wie der Hochwieser und Paulischer Pfarrer Josef Maday in seinen Erinnerungen berichtet.
Partisanengebiet Mittelslowakei
Den unschuldigen Zivilisten aus den armen Bauerndörfern Kľak und Ostrý Grúň wurde letztendlich zum Verhängnis, dass sich mehrere Partisanengruppen in der Umgebung aufhielten und sich regelmäßig in den Orten mit dem Nötigsten versorgten. Zum Zeitpunkt des brutalen Massakers selbst griffen sie jedoch nicht ein.

© Kancelária prezidenta Slovenskej republiky / Präsidialamt der Slowakischen Republik

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Auch wenn die Namen der Orte Kľak und Ostrý Grúň in der Slowakei bekannt sind und in einem Atemzug mit anderen Orten von NS-Verbrechen, wie Lidice oder Oradour-Sur-Glarne genannt werden, weiß man in Deutschland und Österreich wenig von den NS-Verbrechen hierzulande.
Menschlichkeit und Empathie gegen Nationalismus und Hass
In seiner Ansprache anlässlich des 80. Jahrestages erinnerte Präsident Peter Pellegrini daran, dass wir uns in einer Zeit an den Nationalaufstand erinnern, „in der jenseits unserer östlichen Grenzen wieder Krieg wütet und unsere Gesellschaft erneut von Hass durchtränkt ist“.
In Zeiten des um sich greifenden Nationalismus in Europa sollten die richtigen Lehren aus der Geschichte gezogen werden. Autoritäre und totalitäre Systeme brauchen ihre Feindbilder, um überhaupt existieren zu können. Hass erhält sie am Leben. Dem sollte man Menschlichkeit entgegensetzen.
Yannick Baumann