
Kochen mit dem Karpatenblatt: Slowakisches Erdbeereis
Der Mai ist nicht nur Erdbeerzeit, sondern auch ein ganz besonderer Frühjahrsmonat. Denn er zeigt gefühlt an, dass der Sommer nicht mehr weit ist. Der Wonnemonat, der nicht nur die menschlichen Triebe erweckt, inspiriert auch kulinarisch Künstler aus Musik, Malerei und Poesie.
So heißt es beispielsweise in dem Gedicht „Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund“ von Paul Zech (*1881 im westpreußischen Briesen; † 1946 in Buenos Aires): „Im Klee, da hat der Mai ein Bett gemacht, da blüht ein süßer Zeitvertreib, mit deinem Leib die lange Nacht da will ich sein, will ich sein, im tiefen Tal, dein Nachtgebet und auch dein Sterngemahl. Im tiefen Erdbeertal im schwarzen Haar, da schlief ich manchen Sommer lang bei dir und schlief doch nie zu viel (…)“ Meine Mutter liebte es sehr, wie auch ich. Oft haben wir es zusammen angehört. Ganz besonders war sie auch vom Aquarell „Erdbeeren mit Tautropfen“ meines Großvaters angetan.

Aber dass es in der heutigen Zeit Erdbeeren das ganze Jahr über gibt, fand sie ganz furchtbar. „Erdbeeren soll man essen, wenn sie Saison haben und sich dann auch darauf freuen können. Und dann wundern sie sich, wenn sie in Spanien durch die vielen Erdbeerfelder Wassermangel haben“, schimpfte sie immer, wenn sie Erdbeeren außerhalb der Saison sah. Auch an meinen Vater kamen zeitlich bedingt Erinnerungen hoch, denn Erdbeereis war sein Lieblingseis und das Frühjahr seine liebste Jahreszeit.
Diese Erinnerungen brachten mich dazu, für diese Ausgabe unbedingt etwas mit Erdbeeren zu kreieren. Nach kurzer Überlegung, hatte ich die Idee, ein selbstgemachtes Erdbeereis mit Brimsen ohne Eismaschine zu machen. Denn meine Eltern sagten: „Der májová bryndza, der Mai-Brimsen, ist der beste Bryndza.“ Ergibt auch Sinn, dachte ich und fühlte mich umso mehr in meiner kulinarischen Inspiration bestätigt. Ursprünglich stammt Brimsen (ein Schafsmilch-Frischkäse) aus Siebenbürgen und kam wohl mit der Besiedelung von Walachen zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert in die Nordslowakei. Von dort breitete sich die Herstellung auch nach Polen aus. Das Wort „bryndza“ stammt vom rumänischen brânză ab, überliefert 1356 als brençe im Sinne von rumänischer Käse (caseus vlachiscus). Da wohl die meisten nicht nur im Mai Brimsen nicht zur Verfügung haben, zeige ich Ihnen die Hechteria-Variante mit Fetakäse aus Schafsmilch und Ziegenweichkäse. Wer einen slowakischen Brimsen hat, der rühre ihn mit 100 ml Sahne glatt, verwende aber etwas weniger, circa 280 g, da dieser geschmacksintensiver ist.
Bei einem hausgemachten Eis, insbesondere bei dieser Version, die in den Zutaten so gehalten ist, dass der Brimsen gut zur Geltung kommt, aber dafür in der Geschmeidigkeit des Eises etwas einbüßt, ist zu beachten, dass es insbesondere ohne Eismaschine sehr viel fester gefriert, als ein industriell hergestelltes Eis. In einer Eisdiele ist es zudem auf –11 °C gekühlt, aber in einem Haushaltseisschrank üblicherweise auf –18 °C. Gegebenfalls muss man es vor dem Servieren etwas länger antauen lassen.
Zutaten
Für 4 Personen:
1,1 kg Erdbeeren
8 EL Zucker
Saft einer ½ Zitrone
180 g Fetakäse aus 100 Prozent Schafsmilch
150 g Ziegenweichkäse
600 ml Sahne
1 Prise Salz
140 g Puderzucker
Zubereitung:
- Erdbeeren waschen, das Grüne abschneiden, halbieren und in eine Auflaufform geben. Zitronensaft und 4 EL Zucker darübergeben, alles verrühren und bei 160 °C für 60 Minuten auf unterer Schiene ohne Deckel in den vorgeheizten Ofen geben. Nach 30 Minuten umrühren.

2. In einem tiefen Teller Feta und Ziegenkäse mit Sahne glatt streichen und in den Kühlschrank stellen.

3. Erdbeeren aus dem Ofen nehmen und abkühlen lassen. Dann 2 EL Zucker hinzugeben, mit einem Pürierstab mixen und für eine halbe Stunde in den Kühlschrank stellen.
4. Restliche Sahne mit 2 EL Zucker und 1 Prise Salz mit dem Handmixer steif schlagen. Auf drei Mal unter Weitermixen den Puderzucker dazugeben.
5. In einer großen Schüssel mit einem Teigschaber nach und nach die Schlagsahne mit dem glattgestrichenen Brimsen unterheben.

6. Die Erdbeer-Sauce ebenfalls nach und nach gut unterheben und in eine oder mehrere gut verschließbare Gefrierboxen füllen, glatt rütteln und in den Eisschrank geben.

7. Das „Slowakische Erdbeereis“ nach Belieben anrichten und langsam genießen.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Eismachen und „Dobrú chuť“/“Guten Appetit“. Zur poetischen beziehungsweise musikalischen Untermalung empfiehlt sich jeweils „Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund“ einmal rezitiert von Klaus Kinski und vertont von „Culture Beat“, das Gedicht „Mailied“ von Goethe oder das Lied „Jahody“ von Heľenine oči.