Rezept Türkische Eier

Kochen mit dem Karpatenblatt: Türkische Eier

Heute sind türkische Einflüsse aus unserer Alltagskultur nicht mehr wegzudenken – sei es kulinarisch, sprachlich oder gesellschaftlich. Historisch gesehen hatten die Türken aber auch ganz andere Auswirkungen auf Mitteleuropa: So wurde Pressburg/Bratislava zwischen 1536 und 1783 zur Hauptstadt Ungarns – nicht zuletzt als Reaktion auf die damalige osmanische Bedrohung. Und ganz nebenbei verdanken wir dieser Begegnung der Kulturen auch den Kaffee – sowie die daraus entstandene Kaffeehauskultur in Städten wie Wien, Prag, Budapest oder eben Pressburg. Doch nicht erst seit der heutigen Zeit wird unser Speiseplan durch die vielen seit Mitte des 20. Jahrhunderts in Deutschland und Österreich lebenden Türken bereichert.

Im 19. Jahrhundert galt es als schick unter den „besser Gestellten“ Europas, einen türkischen Salon oder wenigstens einen türkischen Erker zu besitzen. Doch auch der „nicht ganz so gut Gestellte“ konnte außerhalb bei einem Mokka in einem „Türkischen Salon“ (manch ein Kaffeehaus oder Restaurant trug einst diesen Namen) immerhin auf Zeit einkehren.

Eine Vorliebe für das Orientalische und Asiatische kam bereits im 18. Jahrhundert auf – auch in der Musik. So komponierte Wolfgang Amadeus Mozart, wohl davon inspiriert, die Oper „Die Entführung aus dem Serail“ sowie die Klaviersonate Nr. 11 in A-Dur, KV 331. Diese zählt zu seinen bekanntesten und beliebtesten Werken. Besonders der 3. Satz ist als „Türkischer Marsch“ oder „Rondo alla Turca“ bekannt.

Das Wort Kiosk (auch im Slowakischen: kiosk) stammt ebenfalls aus dem Türkischen. Ursprünglich aus dem Persischen („kūšk“ – Gartenhaus/Pavillon), gelangte es ins Osmanische, wurde im modernen Türkisch zu köşk und kam im 18. Jahrhundert als kiosque ins Französische. Von dort übernahm es das Deutsche als „Kiosk“. Im 19. Jahrhundert war damit meist ein Gartenpavillon gemeint, von dem aus man die Aussicht auf einen Park genießen konnte.

Die ältesten deutschen Kioske boten Getränke an – besonders in Hannover und im Ruhrgebiet, wo sie bis heute als Trinkhallen bekannt sind. Nach 1900 kamen Zeitungskioske hinzu. Der erste davon wurde von der „Vossischen Zeitung“ im August 1905 in Berlin erwähnt.

Auch das Wort Joghurt stammt aus dem Türkischen – kein Wunder, denn in der türkischen Küche wird er vielfältig verwendet. Umgekehrt hat das Deutsche ebenfalls Spuren im Türkischen hinterlassen: So wurde beispielsweise das Wort Schiebedach als „şipidak“ übernommen.

Aufgrund der vorherigen Zeilen und da Ostern vor der Tür steht, möchte ich Ihnen das Rezept für Çılbır (ausgesprochen: Schilbir) vorstellen – die türkische Antwort auf pochierte Eier mit Joghurt und gewürzter Butter. Belegt ist, dass es dieses Gericht bereits seit dem 15. Jahrhundert gibt und es selbst von Sultanen gern verspeist wurde.

Übrigens: Die im Frühling blühenden Tulpen – heute ein Symbol der Niederlande – kamen 1562 aus Istanbul nach Antwerpen und verbreiteten sich von dort in ganz Europa. Ein Tuchhändler fand einige Tulpenzwiebeln in einer Stofflieferung, hielt sie für eine unbekannte türkische Zwiebelart, machte sie mit Essig und Öl an und verspeiste sie. Die übrigen pflanzte er im Garten und im Frühling sah er dann die blühende Überraschung.

Zutaten

Für 4 Personen:

8 Eier (2 pro Person)

100 ml heller Essig

800 g türkischer oder griechischer Joghurt, leicht warm oder Zimmertemperatur. Die Hechteria verwendet griechischen Joghurt aus Schafsmilch.

2 Knoblauchzehen, gepresst oder im Mörser zerrieben

2 TL Salz, gestrichen

7 EL Olivenöl

50 g Butter

½ EL süßes Paprikapulver

½ EL Cayennepfeffer

4 Prisen Chiliflocken

1 Bund Dill, grob gehackt

4 Kebab- oder Pitabrote (alternativ: Brot oder Semmeln nach Wahl)

Zubereitung:

1. Joghurt mit Salz und gepresstem Knoblauch verrühren.

Türkische Eier Rezept

2. Olivenöl und Butter erhitzen. Wenn die Butter geschmolzen ist, Paprikapulver und Cayennepfeffer hinzufügen, gut verrühren und nach etwa 30 Sekunden vom Herd nehmen.

3. Joghurt auf tiefe Teller flach anrichten.

4. Eier einzeln in kleine Schüsseln aufschlagen.

Türkische Eier Rezept

5. Einen Topf mit Wasser und Essig zum Kochen bringen. Wenn das Wasser kocht, Hitze reduzieren, sodass es nur noch simmert. Die Eier nacheinander hineingleiten lassen und nach 3 ½ bis 4 Minuten mit einer Schaumkelle herausnehmen. Auf einen mit Küchenpapier belegten Teller geben.

Türkische Eier Rezept

6. Eier auf den Joghurt geben, das Ganze mit 2 bis 3 EL der gewürzten Butter beträufeln. Die Eier der Länge nach anschneiden, mit Dill und Chiliflocken bestreuen und langsam genießen!

Türkische Eier Rezept

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Kochen und „Afiyet olsun“/“Guten Appetit“. Neben einem türkischen Tee passt ein Glas Sauvignon Blanc, Müller-Thurgau oder ein Pinot Noir gut dazu. Zur musikalischen Untermalung empfiehlt sich die Klaviersonate Nr. 11 von Wolfgang Amadeus Mozart.

Norbert Hecht