Schmidts Kater Loisl und das Rotkehlchen

Kolumne: Schmidts Kater Loisl und das Rotkehlchen

Heute begrüßt Sie mein Herr Schmidt. Er hat mir untersagt, Ihnen mein munteres „Čauky mňauky, allerseits!“ zuzurufen. Ich hätte keinen Grund, fröhlich zu sein. Der Grund: Ich war ein böser Kater.

Was ist passiert? In mir ist der Jagdtrieb durchgebrochen und ich habe im Garten ein Rotkehlchen ermordet. Das süße Vögelchen, das herrlich singen konnte, ruhte nur kurz auf dem Rasen aus und suchte nach einem Würmchen, um seinen Hunger zu stillen. Da habe ich es erwischt und am Ende eines ungleichen Kampfes brutal ermordet. Mein Butler sah das Unglück, aber da war es schon zu spät. Er konnte nicht mehr eingreifen. Für den Vogel gab es keine Rettung mehr.

Der Herr Schmidt ist völlig ausgerastet, hat getobt wie ein Wilder. Er war ganz, ganz doll wütend auf mich. Er hat mir über all die Jahre, die ich bei ihm lebe, in schönster Regelmäßigkeit eine Grundregel unseres Zusammenlebens erklärt. Ruhig und langsam, damit ich diese Grundregel auch wirklich verstehe und verinnerliche: „Loisi-Spatz, die Vögel in unserem Garten sind UNSERE MITBEWOHNER. Sie erfreuen uns jeden Tag mit ihrem zauberhaften Gesang und ihrer Schönheit. Unsere Vögel genießen ABSOLUTEN SCHUTZ!!! Sie dürfen UNTER KEINEN UMSTÄNDEN gejagt werden!!! Sie sind DEFINITIV KEIN FUTTER für Katzen!!!“

In der Folge meiner schlimmen Tat hatte ich bei einem Arrest in der Wohnung Gelegenheit, Buße zu tun. Und ich habe echt Angst bekommen, ob mich der Herr Schmidt künftig überhaupt nicht mehr auch nur ein kleines Bisschen lieb haben wird. Am Ende habe ich hoch und heilig versprochen, dass ich jetzt immer ganz lieb sein will. Vielleicht darf ich im kommenden Monat meine Kolumne wieder von Anfang bis Ende ganz allein diktieren. Aber sicher ist das nicht. Drücken Sie mir bitte die Daumen!

Schmidts Kater Loisl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt

Loisl