Kolumne: Schmidts Kater Loisl und der BVB

Kolumne: Schmidts Kater Loisl und der BVB

Čauky mňauky, allerseits! Dass ich kein normaler Kater bin, wissen sie. Es gibt nun einmal nicht allzu viele Kater auf der Welt und in meinem Prager Stadtbezirk Michle, die sich jeden Monat ihr Gehirn zermartern, um der zweibeinigen Leserschaft einer zauberhaften Monatszeitschrift ihre Gedankenwelt mitzuteilen.

Dass ich anders bin, ist also klar. Aber von wem ich das habe, wissen Sie nicht. Die Inspiration zu meinem Anderssein kommt auch von dem zweibeinigen Mitbewohner meiner Wohnung mit Garten. Der Herr Schmidt ist nämlich auch nicht normal. Ich möchte Ihnen das gern einmal an einem Beispiel demonstrieren.

Wie Sie wissen, weht durch meine Wohnung der schwarz-gelbe Wind des ruhmreichen Ballspielvereins Borussia Dortmund, der lange vor mir, nämlich schon im Jahr 1909, das Licht der Welt erblickte und seither fast immer für Furore gesorgt hat. Halten Sie sich bitte gut fest: Der BVB war achtmal Deutscher Meister und elfmal Deutscher Vizemeister. Und total irre: viermal sogar Halbzeitmeister schon nach der Hinrunde! In der Ewigen Tabelle der Bundesliga liegen die Dortmunder auf Rang 2, erzielten in 1 866 Spielen 847 Siege und 467 Unentschieden. Die Schwarz-Gelben standen zehnmal im Finale des DFB-Pokals und gewannen den Pott fünfmal. Wir haben 1997 bei unserem größten Erfolg die Champions League gegen Juventus Turin gewonnen und sind zweimal im Finale (gegen die blöden Bayern und gegen Real Madrid) unverdient als Verlierer vom Feld gegangen. 1966 haben wir gegen Liverpool den UEFA-Pokal gewonnen. Das sind nur die wichtigsten Stationen der Geschichte unseres geliebten BVB.

Mein Butler hält sich das immer mal vor Augen. Gerade jetzt, da der ruhmreiche BVB verdammt aus der Spur geraten ist, in der Bundesliga untere Ränge belegt und es auch mit einem neuen Trainer sehr schwer haben wird, sich noch für die Champions League im kommenden Jahr zu qualifizieren.

Mein Butler, der Herr Schmidt, ist bei jedem Spiel derzeit der Verzweiflung nahe. Seine Flüche hört die ganze Nachbarschaft. Im Herzen sind wir aber anders. Der Herr Schmidt, seine Anni und ich (Schmidts Katze Frau Merkel findet Fußball abartig) bangen trotzdem immer weiter mit dem BVB und drücken ihm die Daumen. Und weil wir so anders sind, nicht normal, schwimmen wir gegen den Strom.

Mein Butler, der Herr Schmidt, hat gerade im Online-Store des BVB für Anni ein funkelneues Auswärtstrikot des BVB gekauft und für sich ein neues Heimtrikot, für mich gab es ein neues schwarz-gelbes Fantuch um den Hals. Und die kleine Enkeltochter Marie und deren slowakische Kumpeline Emma nennen jetzt eine Emma-Nachtleuchte ihr Eigen. Emma ist das BVB-Maskottchen, eine Biene, die schon Karel Gott besungen hat. So gerüstet, schaffen wir noch die Champions League. NUR DER BVB! Čauky mňauky!

Schmidts Kater Loisl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt

Loisl