Kolumne: Schmidts Kater Loisl und die Böller
Čauky mňauky, allerseits! Ich hoffe, Sie hatten einen guten Jahreswechsel. Mein Flehen wurde erhört. Ob es eine neue Sparsamkeit der Zweibeiner in meiner Wohngegend in Prag-Michle war oder die endlich fruchtende Einsicht, dass Silvesterböller nur Krach und Dreck machen und uns Tiere zu Tode erschrecken? Jedenfalls war es an diesem Jahreswechsel sehr viel ruhiger bei mir.
Mein Butler, der Herr Schmidt, hat mir sogar den ganzen Abend den Freigang ermöglicht. Und ich habe auch gar keine Angst haben müssen. Sonst habe ich mich immer hinter der Waschmaschine im Bad versteckt und gezittert, bis die Knallerei draußen aufgehört hat. Ich hoffe, das bleibt jetzt immer so.
In Deutschland hat das Feuerwerk fünf Todesopfer gefordert. Sehr wahrscheinlich ausgelöst von sogenannten „Tschechien-Böllern“, Knallern, die illegal im tschechischen Nachbarland gekauft wurden und so gefährlich sind, dass sie nur von wirklichen Experten benutzt werden dürfen. In Tschechien hat es zahlreiche schwere Unfälle mit Böllern gegeben, aber wenigstens keine Toten. Die Redaktion meines Butlers hat da gleich mal angefragt, woran das liegen könnte. Was der Grund dafür sei, dass die tschechischen Zweibeiner besser mit den Knallern umgehen können als die deutschen. Mein Butler fand es übertrieben, daraus eine sozialkritische, philosophische, grenzüberschreitende Analyse anzufertigen. Er antwortete der Redaktion, dass es vermutlich daran liegen könnte, dass die Böller nur für den tschechischen Markt hergestellt werden und die Aufschrift auf den Böllern womöglich deshalb nur in tschechischer Sprache aufgeführt sei. Da erweise es sich als erheblicher Vorteil, wenn man als Deutscher die Fremdsprache Tschechisch könne.
Haben Sie gute Vorsätze fürs neue Jahr gefasst? Ich schon. Ich werde künftig kein geschlossenes Türfenster mehr aus meiner Wohnung in den Garten tolerieren. Ich werde so lange an dem Türfenster kratzen, bis es mein Butler öffnet. Dann werde ich mitten auf der Schwelle innehalten und lange überlegen, ob ich nun rausgehe oder doch lieber drin bleibe. Das macht sich besonders gut, wenn es draußen eiskalt oder knallheiß ist. Oder Mückensaison.
Und ich möchte meinen Tagesablauf ändern. Tagsüber mehr schlafen, damit ich nachts halb 3 Uhr fit genug bin, auf meinen im Bett liegenden Butler zu springen, Mäusefangen zu spielen und ihn mit einem lautstarken Schnurren zu erfreuen. Das wird ein Super-Jahr! Čauky mňauky!
Schmidts Kater Loisl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt