Kolumne: Schmidts Kater Lojzl

Čauky, mňauky, allerseits! Kaum ist der ordentlich nasse Sommer offiziell vorbei, wurde es wieder tropisch warm. Und obwohl das Corona-Virus erst im Winter wieder richtig zuschlagen sollte, haben wir schon jetzt den Salat.

Die Slowakei hat das gemeinhin so geliebte Tschechien zum Risikogebiet erklärt und stöhnt auch selbst unter wachsenden Infektionszahlen. Ich bekam zudem noch ein anderes Problem, das ich bisher nur vom Hörensagen kannte. Es geht um üble Nachrede, um Neid und ja, um regelrechten Hass:

Anonyme Kreise mauzender Vierbeiner aus meiner Umgebung setzten Behauptungen über mich in die Welt, wonach ich während der Abwesenheit meines Butlers in dessen Urlaub mit meinen drei süßen zweibeinigen Betreuerinnen regelmäßig Orgien in meinem Garten gefeiert hätte. Ich hätte in meinem Fressnapf nur edelstes Fleisch gehabt und der Trinknapf sei auch schon mal mit Sekt gefüllt gewesen. So etwas nennt man üble Nachrede. 

Erstens fresse ich gar kein rohes Fleisch. Und zweitens nehme ich schon gar keinen Alkohol zu mir. Doch die Behauptungen waren in der Welt. Ein offenkundig neidischer Kater, der sein armseliges Leben anders als ich ohne Butler fristen muss, will die abenteuerlichen Informationen über mich und mein angeblich „frohes Jugendleben“ beim Durchwühlen einer Mülltonne in einer dort ebenfalls versenkten Ausgabe einer großen tschechischen Zeitung gefunden haben.

Obwohl das alles purer Unsinn ist: Einmal in der Welt, bekommen üble Nachreden ein Eigenleben. Je mehr sie verbreitet werden, desto mehr – in meinem konkreten Fall Katzen – glauben den Unsinn. 

Derlei kennen auch zahlreiche Zweibeiner in unserem schönen Land. Auch in meinem noch zarten Alter habe ich längst mitbekommen, dass manche Menschen mit ihrem eigenen Leben nicht wirklich ausgelastet zu sein scheinen. Deshalb sitzen sie gern den ganzen Tag hinter dem Computer und denken sich Dinge über ihre Nachbarn einfach aus. Dazu genügt es, dass die Nachbarn ein etwas größeres Auto als sie selbst fahren. Oder am Wochenende nicht nur eine Chata mit Außenklo bewohnen wie man selbst, sondern eine feine Chalupa mit sage und schreibe zwei Badezimmern auf einmal. Die reichen Nachbarn müssen zu ihrem Reichtum selbstverständlich auf unredliche Weise gekommen sein. Man weiß zwar nichts Genaues darüber, aber im Internet kann man das nicht Genaue dann wunderbar anonym, ohne seinen eigenen Namen preiszugeben, anprangern. Das nennt man dann „Fake-News“ oder üble Nachrede.

Ich bin auf dieses unerfreuliche Thema auch gestoßen, weil sich speziell in Corona-Zeiten solche und ähnliche Geschichten häufen. So hörte ich mit meinen perfekten Ohren, dass der tschechische Premier, der Herr Babiš, angeblich davon profitiert, dass möglichst viele Tschechen an Corona erkranken. Er soll nämlich weltweit reichlich Geld in Firmen angelegt haben, die fieberhaft an der Entwicklung eines Impfstoffes gegen Covid-19 arbeiten. Beweise für die Behauptung gibt es zwar keine. Aber auf die kommt es – wie ich am eigenen Beispiel gelernt habe – auch nicht an. 

Mich stört dieser Neid, der bis in Hass ausarten kann. Dagegen vor allem bräuchte man einen Impfstoff. Auch für Katzen! Dringend! Čauky, mňauky! 

Schmidts Kater Lojzl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt