Einsiedel an der Göllnitz/Mnisek nad Hnilcom

Literaturkränzchen in Einsiedel an der Göllnitz

Es war ein schöner, sonniger Nachmittag! Die Frauen trafen sich wieder in unserer Küche, um gefühlvolle Gedichte zu lesen. Wir sprachen über gute Bücher und über die Autoren, die sie geschrieben haben. Die Literatur hatte diesmal in Einsiedel an der Göllnitz/Mníšek nad Hnilcom ihren Feiertag!

In der Karpatenblattausgabe vom März 2022 hatten wir erfahren, dass im Jahr 1999 der 21. März von der UNESCO zum Welttag der Poesie erklärt wurde. Dort lasen wir: „Der Zweck dieses Tages ist es, das Lesen und Schreiben eigener Werke und die Arbeiten kleiner Autoren zu fördern. An diesem Tag soll auch auf die Bedeutung des Buches im menschlichen Leben hingewiesen werden.“ Und das taten auch wir bei unserem literarischen Treffen.

In einer Fernsehsendung ging es um Poesie und dabei wurde auch ein Denkmal für Poesie im Saarland erwähnt. Es war leicht, dieses Denkmal im Internet zu finden. Das „Wortsegel“, eine Stahlplastik nahe Tholey–Sotzweiler, schuf der in Sotzweiler geborene Kunstprofessor Heinrich Popp als „Denkmal für Poesie“ und 2005 wurde es auf dem „Spitzhüwel“ in Sotzweiler aufgestellt. Der bekannte Lyriker Johannes Kühn (1934–2023) widmete der Stahlplastik sogar ein Gedicht, das den Titel „Wolke berührt es“ trägt.

Auch in unserer kleinen Buchausstellung waren mehrere Gedichtbände ausgestellt. Wir entschieden uns an diesem Nachmittag, für das Buch „Gedichte für glückliche Stunden“. Daraus hatten wir ein Gedicht von Rainer Maria Rilke (1875–1926) ausgewählt und vorgetragen:

Du musst das Leben nicht verstehen

Du musst das Leben nicht verstehen,

dann wird es werden wie ein Fest.

Und lass dir jeden Tag geschehen

so wie ein Kind im Weitergehen

von jedem Wehen

sich viele Blüten schenken lässt.

Auf der Rückseite des Buches steht: „Die schönsten Gedichte zum Innehalten und Entspannen, zum Rätseln und zum Lachen. Diese Gedichte zu lesen, Vers für Vers, dauert jeweils nur ein paar Sekunden oder Minuten. Auf Dauer aber sind sie eine unerschöpfliche Quelle des Glücks.“ Dem können wir nur zustimmen.

Literaturnobelpreisträger Thomas Mann

An diesem Nachmittag widmeten wir uns auch ausführlich Thomas Mann, einem der bedeutendsten deutschen Erzähler des 20. Jahrhunderts, der heuer vor 150 Jahren geboren wurde und dessen Todestag 70 Jahre zurückliegt. Er kam am 6. Juli 1875 in Lübeck zur Welt und verstarb am 12. August 1955 in Zürich in der Schweiz. 1929 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen. Gut, dass es im Fernsehen die SRF-Sendung „Literaturclub“ aus Zürich gibt! Dort wurde auch über Thomas Mann gesprochen. Wir erfuhren, dass er ein vorzüglicher Vorleser war. Seine Werke wurden zunächst im Familienkreis vorgelesen, bevor sie in den Druck gingen. Manche las seine Tochter Erika zu Hause. Bei der familiären Aufnahme konnte man sogar die Geräusche der Zuhörer hören.

Über Thomas Mann und seine Werke haben wir bei unseren Treffen schon öfter gesprochen. Diesmal wählten wir den Roman „Der Zauberberg“. Diesen schrieb Thomas Mann elf Jahre lang. Auslöser war eine „kleine Lungenaffektion“ seiner Frau Katja. Solche Erkrankungen ließen sich wohlhabende Zeitgenossen wie die Manns damals im Sanatorium in Davos behandeln. Thomas besuchte Katja dort und sie versorgte ihn später in Briefen mit Eindrücken aus dem Krankenhausalltag (Frau im Spiegel, 08/2004). Den Roman beendete Thomas Mann erst 1924. Es wurde ein Meisterwerk der klassischen Moderne und 1982 verfilmt. „Der Zauberberg“ gilt als Jahrhundertroman.

Einsiedel an der Göllnitz/Mnisek nad Hnilcom
Bei unserem Nachmittag mit deutscher Literatur

Schriftsteller und Bildhauer Günter Grass

Auch Günter Grass war Teil unseres Programms. Der deutsche Schriftsteller, Bildhauer, Maler und Grafiker wurde am 16. Oktober 1927 in Danzig geboren und verstarb am 13. April 2015 in Lübeck. Mit seinem Debütroman „Die Blechtrommel“ (1959) wurde er zu einem international geachteten Autor der deutschen Nachkriegsliteratur. 1999 erhielt er den Nobelpreis für Literatur sowie zahlreiche weitere Auszeichnungen. Wir erwähnten auch seine Novelle „Im Krebsgang“ (2002), in der Günter Grass den Untergang des deutschen Flüchtlingsschiffes „Wilhelm Gustloff“ im Januar 1945 thematisiert. Die Tragödie vor der pommerschen Küste forderte rund 9.000 Menschenleben. In der Novelle widmet sich Grass den Themen Flucht, Umsiedlung und Vertreibung. Das Werk wurde auch verfilmt.

Außerdem sprachen wir über das Buch „Moja zelená lúka“ von Günter Grass, das im Jahr 2001 von PhDr. Ladislav Šimon, CSc. aus den deutschen Texten „Meine grüne Wiese“ und „Vatertag“ ins Slowakische übersetzt wurde. Šimon ist ein bekannter slowakischer Literaturwissenschaftler, Dichter und Übersetzer. In den Jahren 2005 und 2015 wurde er für seine Übersetzungen mit dem Ján-Holý-Preis ausgezeichnet.

Blick auf unsere kleine Literaturausstellung

Unser Lieblingsautor

An so einem Feiertag der Literatur durfte unser Lieblingsautor nicht fehlen. Hermann Hesse wurde 1877 in Calw in Württemberg geboren und verstarb 1962 in Montagnola in der Schweiz. 1946 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Wir kennen viele seiner Werke und Gedichte, auch seine Aquarelle sind bewundernswert. Diesmal erfreute uns sein Gedichtband „Hermann Hesse – Gedichte des Malers“. Zum Abschluss lasen wir das Gedicht „Malerfreude“. Unseren literarischen Nachmittag ließen wir dann mit dem Gesang der Frauen der Singgruppe „Spitzenberg“ ausklingen. Sie gaben das Lied „Fliege mit mir in die Heimat“ zum Besten.

Ilse Stupák