Luftfahrtmuseum statt Flug in den Urlaub
Sie bleiben in diesem Jahr mit Kind oder Enkel in der Slowakei? Ob die Corona-Pandemie daran Schuld ist oder nicht – es gibt hier im Land genügend besuchenswerte Orte, die auch Kinder und Jugendliche begeistern. Dazu zählt das Museum für Luftfahrt (Múzeum letectva) in Kaschau/Košice. Wer die deutsche Sprache beherrscht, ist bei einem Besuch dort im Vorteil.
Das seit 2002 bestehende Museum für Luftfahrt ist das einzige seiner Art in der Slowakei. Zum Vergleich: In Deutschland existieren eine ganze Reihe derartiger Museen wie etwa das Luftfahrtmuseum in Hannover-Laatzen, das Hubschrauber-Museum in Bückeberg, das Segelflugmuseum in Gersfeld/Rhön, das Technik-Museum in Sinsheim, die Flugwerft Schleißheim/München, das Verkehrsmuseum Dresden, das Technik-Museum in Berlin und nicht zu vergessen das Otto-Lilienthal-Museum in Anklam sowie das Zeppelin-Museum in Friedrichshafen am Bodensee.
Direkt am Flughafen Košice
Das Luftfahrt-Museum ist dem Slowakischen Technischen Museum (STM) in Kaschau zugeordnet. Dessen Hauptsitz befindet sich in der Hlavná 88. Zum STM gehören neben dem Luftfahrtmuseum weitere, außerhalb Kaschaus liegende Objekte. Das sind unter anderem das Verkehrsmuseum in Bratislava, das Petzval-Museum in Zipser Bela/Spišská Belá, das Herrenhaus (Kaštieľ) in Budimír, das Museum für Kinematografie der Familie Schuster und ein Hammerwerk, beides in Metzenseifen/Medzev.
Das Luftfahrtmuseum befindet sich am Stadtrand, direkt neben dem Flugplatz. Dieser Ort ist sicher ein idealer Platz für die hauptsächlichen Ausstellungsstücke, die Flugzeuge. Sie sind auf freier Fläche und auch in Hangars aufgestellt.
Warum Košice?
Für die Wahl der Stadt Košice als Standort des Museums gab es mehrere Gründe. Hier entstand 1924 der zweite Flughafen auf dem Gebiet der Slowakei. Auch die Flugausbildung hat hier Tradition. Sie erfolgte durch die Luftwaffenakademie M. R. Štefáník, die im Jahr 2005 als Fakultät der TU Košice zugeordnet wurde.
Exponate aus Deutschland
Im Mittelpunkt steht die Luftfahrt in der Slowakei. Die Ausstellung geht dabei bis auf die Anfänge des Fliegens zurück. Historische Flugobjekte und die Entwicklung der Flugzeugtriebwerke werden dargestellt. Die ältesten Ausstellungsstücke dazu stammen aus dem Jahr 1915. Aus Deutschland sind Triebwerke verschiedener Hersteller (Daimler, Junkers, BMW) und auch Flugzeuge zu sehen.
Die Story eines Jagdflugzeuges
Das Prachtstück ist sicher ein von den Technikern des Museums komplett rekonstruiertes Jagdflugzeug: die legendäre Messerschmitt Bf-109 G. Sie wurde am 1. Januar 1945 über der Gemeinde Felsberg/Saar abgeschossen, das Wrack vor Ort eingegraben.
Ein deutscher Enthusiast grub es 1988 aus und setzte zusammen, was noch möglich war. Die Messerschmitt-Stiftung unterstützte dann die weitere Rekonstruktion, die aber so schwierig wurde, dass man sie abbrach.
Das Flugzeug wurde nun vom Slowakischen Technischen Museum übernommen, das die Arbeiten weiterführte. Eine ganze Reihe von Bauteilen musste selbst hergestellt werden, da sie nicht mehr verfügbar sind.
Es gelang tatsächlich. Einen besseren Beweis seiner Fähigkeiten konnte das Techniker-Team des Museums nicht liefern!
Flugzeugbau im Wohnzimmer
Nicht nur bei der Rekonstruktion, auch beim Bau von Flugzeugen gibt es Erstaunliches zu berichten. Marián Barus aus Lanschütz/Bernolákovo stellte 1987 ein selbstentworfenes Kleinflugzeug her. Die Bezeichnung: J-1B Don Quijote. Die Größe des Flugzeuges, so erklärte Barus, sei durch das Wohnzimmer begrenzt worden. Das war kein Scherz, tatsächlich baute er dort fast alles zusammen.
Galerien – Flugzeuge und Piloten
Neben den einzeln zu besichtigenden Flugzeugen verschiedener Bauart und Größe, einschließlich Helikoptern, bis hin zu einer aus dem Dienst genommenen TU 154, existiert eine „Galerie der Präsidentenflugzeuge“. Sie wird gerade mit der von Michail Gorbatschow genutzten Maschine ergänzt. Dass dieses Flugzeug dem Kaschauer Museum übergeben wurde, ist auch dem Engagement des Ex-Präsidenten Rudolf Schuster zu verdanken.
Diesen entdeckt man dann tatsächlich auf einem Foto an der Stelle des Museums, wo die tollkühnen „Biele Albatrosy“, die Kunstflieger, vorgestellt werden.
Beratung vorbildlich
Viele interessante Dinge sind im Museum zu finden, ein Auto, mit dem man auch fliegen kann, Flugsimulatoren, Instrumententafeln. Wie auch immer die speziellen Interessen sind, die Beratung durch das Personal ist vorbildlich.
Stellvertretend soll Gustáv Szabó genannt werden, der an der Präparation vieler Objekte beteiligt war und daher perfekt Auskunft geben kann.
Dr. Heinz Schleusener