
Neue Publikation von Professor Ferdinand Klein
Univ. Prof. Dr. phil. Dr. paed. et Prof. h.c. Ferdinand Klein, Nestor der Heil- und Sonderpädagogik in Deutschland, hat soeben seine 22. Monografie veröffentlicht, die sein tief verwurzeltes humanistisches Lebens- und Berufsverständnis zum Ausdruck bringt und zugleich eine politisch-soziale Antwort auch auf die aktuell gesellschaftlichen Herausforderungen dieser Zeit gibt. Er, der als Karpatendeutscher groß geworden ist und sich seiner alten Heimat und den dort lebenden Menschen sowie den durch Krieg vertriebenen Menschen bis in die Gegenwart sehr eng verbunden fühlt, setzt sich unermüdlich für einen konstruktiven Ost-West-Dialog ein.
Von 1992 bis 1994 war er an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg als kommissarischer Institutsdirektor tätig und hat in Teamarbeit das „Institut für Rehabilitationspädagogik“ inhaltlich und personell neu konzipiert und strukturiert. Dort erreichte ihn ein handgeschriebener Text, der nach der politischen Wende an einer Kirchentür in Dresden angeschlagen war. Er lautet: „Ich will, dass Ihr an der Versöhnung festhaltet. Versöhnung tut sich kund durch Schritte zum anderen und keine Tritte, durch Hände, die sich ausstrecken. Hände sind Werkzeuge unserer Gedanken. In meinen Händen liegt es, ob ich aufbaue oder Wunden aufreiße, ob ich Menschen aufschließe oder Menschen verschließe. Zur Versöhnung bereit sein mit Fingerspitzengefühl und Verstand, mit Händen und Sinnen. Versöhnung beginnt dort, wo wir unsere Trauer verarbeiten und über den Schmerz uns die Hände reichen.“ Diese Worte der Versöhnung, geschrieben nach persönlichen Leid-Erfahrungen und persönlicher Trauer-Arbeit, ermutigen zum Handeln im Geist der Nächstenliebe. In diesem tief durchdrungenen Selbstverständnis ist auch dieses Buch entstanden, das (s)eine fachlich-persönliche Haltung repräsentiert und Heimatvertriebene sowie Heimatverbliebene, ebenso Lehrende und Studierende anspricht.

Das Buch konzentriert sich nicht nur auf fachliche Aspekte wie das notwendige Selbstverständnis der Heilpädagogik im europäischen Bildungsraum. Es geht um eine Umgangskultur, die sich vor allem durch eine Verabschiedung von Allmachtsfantasien, einen wertschätzenden und respektvollen Umgang miteinander, um authentische und gleichzeitig empathische Beziehungen sowie der Ehrfurcht vor dem Leben jedes Einzelnen, um Rücksichtnahme, einer entschleunigten Lebenseinstellung und einer Fokussierung auf die Selbstbildungskräfte des Menschen auszeichnet. In gleicher Wertigkeit warnt der Autor auch davor, dass sich Bildung immer stärker nach ökonomischen Passungsstandards ausrichtet. Es folgen – persönliche und berufliche – biografische Stationen des Autors, fest verankert im Geiste von Janusz Korczak, der ein Beispiel für Menschlichkeit mit allen Konsequenzen war und ist. Aus dieser Haltung heraus ergab und ergibt sich auch die Notwendigkeit einer inklusiven Praxis, die der Autor mit einigen Beispielen belegt. Weiterhin kommen Wegbegleiterinnen und -begleiter zu Wort, wodurch das Wirken des Autors vielfach veranschaulicht wird. Wie ein inklusives Handeln auf sehr unterschiedliche Herausforderungen aussehen kann, schließt sich an und dabei wird besonders deutlich, wie ein sinnerfülltes Handeln in besonderer Weise durch die logotherapeutische Praxis gelingt. Das letzte Kapitel steht unter dem Schwerpunkt „Partnerschaftlichen Dialog pflegen“. Hier geht es um die Geschichte der europäischen Heilpädagogik, um Forschungsperspektiven und konkrete Bildungspartnerschaften.
Die Verknüpfung persönlicher und beruflicher Lebensstationen mit vielen Gedankenimpulsen, die fachlichen Ausführungen besonders relevanter Inhalte, die sich für eine länderübergreifende Forschungskooperation und Inklusionspraxis aussprechen, und die Sachinformationen sorgen dafür, geschichtliche Hintergründe und Entwicklungen zu betrachten und gleichzeitig gegen das Vergessen vergangenen Unrechts Menschen und Volksgruppen gegenüber anzutreten unter Beachtung der UN–Menschenrechtskonvention, der UN-Behindertenrechtskonvention, der UN-Kinderrechtskonvention sowie der Charta der Heimatvertriebenen. Geboten ist das Achten des Leitwortes 2025 des Bundes der Vertriebenen: „80 Jahre: Erinnern, Bewahren und Gestalten.“ Das ist für den Autor nicht nur eine historische Pflicht, sondern gleichzeitig auch ein unverzichtbarer Beitrag zur Wiederherstellung sowie Wahrung von Frieden und Freiheit. Es geht um das Gestalten der Erinnerungskultur in Europa. Der Autor trägt die feste Überzeugung in sich, dass die Erinnerung an die unermesslichen Schrecken des Zweiten Weltkrieges und die damit entstandenen Folgen unverzichtbarer Bestandteile unserer Gedenkkultur und nationalen Identität sein müssen und ein „Nie wieder“ von größter Bedeutung ist, weil es ein Überleben der Menschheit nur in einer humanistisch geprägten Welt geben wird.
Ferdinand Klein setzt seinen unermüdlichen Einsatz als ein europaweit brückenbauender Heilpädagoge fort – unermüdlich und das in seinem inzwischen 92. Lebensjahr. Sein Buch berührt besonders Heimatvertriebene und Heimatverbliebene, informiert und motiviert darüber hinaus, sich den aktuellen Herausforderungen zu stellen und Mitverantwortung für ein friedvolles Leben in Deutschland und Europa zu übernehmen. Das betrifft jeden Bürger – und in besonderem Maße inklusionspädagogische Fachkräfte in jedem europäischen Land. Die Veröffentlichung mit diesen inhaltlichen Vernetzungen verdient eine besondere Beachtung.
Armin Krenz
Die 130 Seiten umfassende Publikation von Ferdinand Klein „Als Heilpädagoge im Ost-West-Dialog. Persönliche und berufliche Erfahrungen eines Karpatendeutschen“ erschien 2025 im BHP Verlag – Berufs- und Fachverbands GmbH in Berlin. Sie kann über den Herausgeber, das Internationale Archiv für Heilpädagogik e.V. in Trebnitz (Mark), erworben werden. Kontakt können Sie per E-Mail aufnehmen: info@archiv-heilpaedagogik.de.