
Ruschwartz im Jägerpub
Es gibt viele Beispiele für das erfolgreiche Bemühen der Karpatendeutschen um den Erhalt ihres kulturellen Erbes. Dazu zählt das Wiederbeleben des ehemals in Metzenseifen/Medzev, Ober-Metzenseifen/Vyšný Medzev und Stoß/Štós beliebten, aber auch von Schmöllnitz/Smolník bis Wagendrüssel/Nálepkovo bekannten Kartenspiels mit dem Namen Ruschwartz.
Kartenspiele wie Ruschwartz dienen der Unterhaltung und dem Vergnügen – sie zählen zu den Gesellschaftsspielen. Wie das Spiel entstand und wie es zu seinem Namen kam, kann heute niemand mehr sagen. Es geriet immer mehr in Vergessenheit und kaum jemand weiß noch, dass sich in den Gaststätten von Stoß und Metzenseifen bis über die Mitte des vorigen Jahrhunderts Männer regelmäßig zu diesem ganz speziellen Kartenspiel trafen.
Etwa seit 2014 wächst wieder das Interesse an diesem traditionsreichen Spiel. Zunächst fanden sich ältere, noch der Regeln dieses Spiels kundige Personen zusammen und luden Kinder und Enkel zum Mitspielen ein. In Ober-Metzenseifen bemühen sich engagierte Einwohner gemeinsam mit dem Bürgermeister und KDV-Mitgliedern erfolgreich darum, durch Ruschwartz-Turniere die Bürger zusammenzuführen – und das sehr erfolgreich. Die Teilnehmer dieses Spiels der Karpatendeutschen zeichnen sich durch eine gute Mischung aus Jung und Alt aus und an den Spieltischen ist auch die deutsche Sprache zu hören.

Neue Heimstätte in Ober-Metzenseifen
Einen wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung haben zusammen mit dem Bürgermeister von Ober-Metzenseifen, Ing. Róbert Nálepka, der stellvertretende KDV-Vorsitzende Kristián Göbl und sein Bruder Ronald. Die alte Gaststätte nahe des Ober-Metzenseifner Friedhofs wurde von der Gemeinde umgebaut und von Ronald Göbl gemietet und neu eingerichtet. Die ansprechende Ausstattung verdient den Namen Jägerpub zu Recht. Damit war ein Ort entstanden, der zum Kartenspielen förmlich einlud und ein wahres Ruschwartz-Fieber entfachte.
Das Interesse wuchs weiter, als der Bürgermeister einen Pokal stiftete. Inzwischen fanden in dem Pub mehrere Turniere statt – das letzte am 29. März 2025. Eingeladen wird auch über Facebook.

Spielkarten
Ruschwartz wird mit 32 Einzelkarten gespielt, die aus dem deutschen Skatblatt bekannt sind. Interessant ist, dass die bei diesem Spiel genutzten Karten dem sogenannten Bayerischen Blatt entsprechen. Die Farben sind Rot, Schellen, Grün und Eichel – sie entsprechen Herz, Karo, Pik und Kreuz bei den französischen Karten.

Regeln
Es spielen vier Personen, von denen je zwei eine Mannschaft bilden. Ruschwartz ist ein Stichspiel, das heißt, es gewinnt die Mannschaft mit den meisten Stichen – gutes Zusammenspiel ist daher entscheidend.
Der Kartengeber verteilt die 32 Karten verdeckt (mit der Rückseite nach oben), sodass jeder Spieler acht Karten erhält. Die Kartenverteilung und die Spielreihenfolge erfolgen entgegen dem Uhrzeigersinn. Es beginnt der Spieler rechts vom Kartengeber.


Die wertvollsten Karten sind die der Farbe Rot, in einer für Skatspieler ungewöhnlichen Reihenfolge. Die wertvollste Karte ist nicht das Ass, sondern bei Rot die 8, bei den anderen Farben die 9. Wer als Erster ausspielt und eine 7 auf den Tisch legt, hat den Stich gewonnen, egal welche Karten die anderen haben. Hat man eine 7, kommt aber nicht ans Spiel, ist sie die schwächste Karte. Bei gleichen Karten – zum Beispiel zwei Königen – gewinnt die höherwertige Farbe.

Kartenspiele sind Glücksspiele. Gute Konzentration auf bereits ausgespielte Karten kann das Glück oder Pech bei der Kartenverteilung etwas ausgleichen. Längere Spielrunden zeigen daher eher, wer die Übersicht behält und klug spielt. Sieger ist die Mannschaft, die zuerst acht Spiele gewonnen hat. Wie genau das beim Ruschwartz-Spiel protokolliert wird und weitere Details sind in der Karpatendeutschen Wiki zu finden.
Dr. Heinz Schleusener