Über den Plätzchentellerrand geschaut: Rumänien
Wie schmeckt Riewwelkuche? Was wird in Großsanktnikolaus/Sânnicolau Mare gebacken? Was wird in Allenstein/Olsztyn zum Christfest geplant? Lassen Sie sich auf eine weihnachtliche Reise zu den deutschen Minderheiten in Europa und Zentralasien mitnehmen und entdecken Sie sowohl landesspezifische Weihnachtsbräuche als auch gemeinsame Traditionen. Redakteure des Instituts für Auslandsbeziehungen haben verschiedene Geschichten zusammengetragen. Viel Spaß mit der Weihnachtsserie der deutschen Minderheiten!
Gerichte, so wie man sie einst zu Weihnachten bei den Banater Schwaben servierte: Darum ging es bei dem Koch- und Backseminar, das kurz vor der Adventszeit in Großsanktnikolaus/Sânnicolau Mare veranstaltet und mit Mitteln des Departements für interethnische Beziehungen beim Generalsekretariat der Rumänischen Regierung finanziert wurde. Dieses Seminar, das – mit pandemiebedingter Unterbrechung – seit 2006 stattfindet, brachte am 22. und 23. November fast 60 Beteiligte am Sitz des Deutschen Ortsforums zusammen.
Ein Kochkurs im Zeichen der Ente
„Traditionell wurden um diese Zeit Enten und Gänse aus den Bauernhöfen geschlachtet, da sie nun schlachtreif waren. Zu den Weihnachtsfeiertagen, doch auch schon davor, gab es oft gebratene, gefüllte Ente“, erklärt die Forumsvorsitzende und Initiatorin des Seminars, Dietlinde Huhn, darüber, wieso gerade „Ente“ als Thema des diesjährigen Koch- und Backseminars gewählt wurde.
Das Seminar verlief an zwei Tagen. Freitag waren die Schüler und Jugendlichen dran – sie buken und dekorierten Plätzchen unter der Anleitung der Lehrkräfte der deutschen Schulabteilung in Großsanktnikolaus.
Geheimnisvolle Schraubnudeln
Am zweiten Seminartag waren die Jugendlichen und Erwachsenen dran. Entensuppe war eines der Gerichte, das gekocht werden sollte – dazu sollten die typisch zu den Festtagen handgemachten Schraubnudeln und Leberknödel zubereitet werden. „Vor dem Seminar über das Herstellen der Schraubnudeln nachzuforschen, war äußerst interessant. Wir hatten angenommen, dass Schraubnudeln etwas typisch Schwäbisches sind, stellten aber fest, dass sie nicht allen Beteiligten bekannt waren und auch bei weitem nicht allen Bewohnern in anderen ehemals mehrheitlich schwäbischen Orten, wie Lenauheim, Bakowa und Marienfeld ein Begriff waren. Schließlich führten die Nachforschungen in die ungarische Küche“, berichtet Dietlinde Huhn. Unter der Anleitung zweier ungarischer Frauen wurden an zwei Vorabenden Schraubnudeln angefertigt.
Selbstgemacht schmeckt doch am besten
Das Urteil nach dem Verkosten war ganz klar: Der Geschmack der selbst gefertigten Nudeln ist deutlich besser als jener aus dem Handel. Einige der an dem Seminar Beteiligten kauften sich die speziellen Holzplättchen, um in der Familie Schraubnudeln herzustellen. Die gefüllte gebratene Ente mit den Beilagen Rotkraut/ Kompott/Saures sowie der ebenfalls für diese Jahreszeit typische Kuchen mit Flomen (Schmerkipfel) und Äpfeln fand allerseits Zuspruch.
Das erfolgreiche Koch- und Backseminar in Großsanktnikolaus bewies wieder einmal, wie vielfältig die Banater Küche ist – und wie sich die Küchen der Minderheiten aus dem Banat gegenseitig beeinflusst haben.
Raluca Nelepcu/Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien
Fotos: DFD Großsanktnikolaus
Raluca Nelepcu besuchte die deutsche Nikolaus-Lenau-Schule in Temeswar/Timișoara und studierte dort auch Journalistik und Germanistik sowie „Europastudien und Internationale Beziehungen“. Seit 2006 arbeitet sie als Redakteurin der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien und war von 2010 bis 2020 freie Mitarbeiterin von Radio Temeswar. 2018 erschien ihr erstes Buch, „Mit Herzblut dabei“, über Menschen, die sich im Rahmen der Banater deutschen Gemeinschaft engagieren.