
Wo Straßen zu Begegnungsorten werden: Der Gute Markt in Pressburg
Die Nonnenbahn/Panenská in Pressburg/Bratislava wurde erneut zum lebendigen Treffpunkt für alle, die die Stadt anders erleben wollen – mit Markt, Begegnung, Handwerk und Kunst. Am Samstag, dem 10. Mai, fand dort das beliebte Straßenfest Dobrý trh (Guter Markt) statt. Die Frühlingsausgabe stand unter dem Motto „Die Kunst des Zusammenlebens“ und erstreckte sich auch auf die angrenzende Edlgasse/Podjavorinská und Konventgasse/Lýcejná.
Seit 2011 haucht der Dobrý trh dem städtischen Raum neues Leben ein. Neben Ständen mit ausgewählten Lebensmitteln, originellem Design, Büchern, Accessoires und Kleidung bot der diesjährige Markt auch Raum für Kunst – mit Installationen zum Verweilen, kleinen Konzerten und Workshops für alle Altersgruppen.
All das verwandelte die Nonnenbahn schon am frühen Morgen in einen lebendigen Ort, erfüllt vom Klang und Treiben. Und doch lag keine Hektik in der Luft. Die sonst so ungeduldige Stadt schien für einen Moment innezuhalten, um einmal tief durchzuatmen und sich ganz der Freude an Begegnungen und ehrlichen Gesprächen hinzugeben.



In jedem Stand steckt eine Geschichte
Die Menschen hinter den Ständen waren keine Großunternehmer. Oft handelte es sich um kleine, familiäre Betriebe, die mit ihren Produkten auch ein Stück von sich selbst mitbrachten. Hinter Logos und Markennamen verbargen sich Gesichter – und Geschichten von Leidenschaft, die ihren Weg ins Unternehmertum gefunden hatten.
Zum Beispiel Barbora: Sie begann einst mit selbstgemachter Seife – heute bietet sie unter der Marke Mylo eine komplette Pflegeserie an, handgefertigt und mit Sorgfalt veredelt.
Janka und Michal brachten ihre charakteristischen Cupcakes schon in den frühen Jahren mit auf den Dobrý trh. Inzwischen betreiben sie die Giraffe Bakery im Kulturzentrum Nová Cvernovka (Neue Zwirnfabrik) – ein Ort voller Duft, Wärme und Backwaren, die so schmecken, wie ein Sonntagmorgen riecht.
Und dann sind da Sofi und Matilda – zwei Mädchen, die mit Neugier und Hingabe werkeln. In diesem Jahr haben sie selbstgemachte Wollspielzeuge verkauft: weich, bunt und mit leisen Geschichten zwischen den Maschen. Für Matilda war der Dobrý trh mehr als nur ein Tag voller Stände. „Ich wollte den Menschen eine Freude machen – mit etwas, das mir selbst Freude macht“, sagt sie mit einem Lächeln.



Ein Ort des Miteinanders
Direkt am Eingang zur Panenská-Straße liegt das Goethe-Institut – und öffnete auch in diesem Jahr am Tag des Marktes seine Türen weit. „Wir sind Teil der Nachbarschaft“, sagt Institutsleiter Markus Huber. „Deshalb ist es für uns selbstverständlich, dass wir am Dobrý trh teilnehmen. Wir freuen uns über alle, die hereinschauen, auf der Terrasse verweilen, in der Bibliothek stöbern oder sich einfach fragen, was wir eigentlich tun.“
Hinter allem steht ein größerer Gedanke: der kulturelle Dialog. „Wir möchten mit den Menschen ins Gespräch kommen – erfahren, was sie beschäftigt, worüber sie nachdenken, welche Themen hier in der Slowakei und in Deutschland wichtig sind. Und genau für diesen gemeinsamen Dialog bot der Dobrý trh eine Gelegenheit.“ Und vielleicht, so sagt Markus Huber weiter, brauchen wir diesen Dialog heute mehr denn je: „Uns allen tut es gut, mehr das Gemeinsame zu suchen – und zu feiern. Wir sind als Menschen verbunden – in Europa, darüber hinaus. Ich glaube, dass wir gemeinsam stärker sind, dass wir gemeinsam bessere Ideen entwickeln können für eine bessere Welt.“
Gerade deshalb, sagt er, sei das diesjährige Motto treffend gewählt – weil der Dobrý trh selbst zeigt, wie Zusammenleben in gelebte Wirklichkeit übersetzt werden kann.



Zusammenleben aktiv gestalten
Das diesjährige Motto lautete „Die Kunst des Zusammenlebens“ – und war weit mehr als nur ein Slogan. „Wir wollen Wege finden, wie wir uns einander annähern können, Beziehungen aufbauen und gut miteinander leben“, sagte Illah van Oijen vom Verein Punkt, der den Markt organisiert, gegenüber der Presseagentur TASR. „Darum haben wir Die Kunst des Zusammenlebens als Thema für 2025 gewählt – und in jedes Detail des Programms einfließen lassen. Gemeinsame Erlebnisse, einfach gesprochen, stärken unser Gefühl für Verbundenheit“, erläuterte sie.
Und genau dieses Gefühl – das war es, was am Samstag auf der Nonnenbahn zu spüren war. Man kann oft durch Pressburg spazieren, doch nicht immer wird ein Lächeln erwidert. An diesem Tag aber lag etwas in der Luft, das schwer zu beschreiben und doch sofort fühlbar war.
Menschen lächelten einander zu – ehrlich, offen, mit kleinen Fältchen um die Augen. Sie kamen ins Gespräch, tauschten Tipps aus: „Dort drüben musst du unbedingt noch hin!“ – als hätten sie sich schon lange gekannt. Die Luft war erfüllt vom Duft hausgemachter Leckereien – warm, würzig, süß. Fast unbeobachtet tanzte am Rand ein Vater mit seiner kleinen Tochter. Ganz ohne Bühne, ganz ohne Ansage. Nur so. Weil der Moment es erlaubt hat.
Vielleicht war es genau das, was die Kunst des Zusammenlebens meint: ein kleines Stück Vertrauen, das zwischen Fremden aufblüht – mitten auf der Straße.
Der nächste Dobrý trh lädt wieder ein: am Samstag, dem 20. September 2025, von 10:00 bis 17:00 Uhr – dort, wo Straßen zu Begegnungen werden: auf der Nonnenbahn.
Lucia Vlčeková