Luftansicht von Neusohl/Banská Bystrica

Workshop über die Karpatendeutschen in Neusohl

Der vom ifa-Kulturmanager Yannick Baumann entwickelte Workshop über die Geschichte und Gegenwart der Karpatendeutschen in der Slowakei wurde nun zum ersten Mal in Neusohl/Banská Bystrica präsentiert. Dieses Mal stattete der Karpatendeutsche Verein der Matej-Bel-Universität einen Besuch ab.

Es ist Montag, der 10. März.  Ein sonniger Tag an der Matej-Bel-Universität in Neusohl. Im Unigebäude werde ich von der Lektorin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, Palina Lissitsyna, und dem Privatdozenten Dr. Zdenko Dobrík vom Lehrstuhl für Germanistik begrüßt.

Nach einem Kaffee in den Räumlichkeiten des Instituts geht es los. Neben fünf Studenten aus der Germanistik, die sehr gute Deutschkenntnisse haben, kamen 25 weitere interessierte Studenten der Geschichtswissenschaft aus dem Seminar von Dr. Patrik Kunec. Eine Studentin der Germanistik stammt sogar aus der deutschen Minderheit aus Hopgarten/Chmeľnica und spricht den dortigen Dialekt.

Ortsnamen, Gedächtnis und Identität

Der Raum ist vorbereitet und es liegen kleine Zettel mit den slowakischen und deutschen Ortsnamen karpatendeutscher Gemeinden aus. Nun müssen die zusammenpassenden Paare gefunden werden. Bei Kesmark und Kežmarok gelingt das noch leicht, aber was ist mit Jánošíková und mit Zeche? Die Studenten sind ratlos. Es entspinnt sich eine Diskussion darüber, warum viele historische Ortsnamen in der Slowakei 1948 umbenannt worden sind und was dadurch an historischem Gedächtnis und Identität verloren gegangen ist.

Jahrhundertelange Kulturkontakte zwischen Deutschen und Slowaken

Danach werden historische Daten, die mit der karpatendeutschen Geschichte zusammenhängen, auf einer Zeitleiste angeordnet. Ich bin erstaunt über das gute Vorwissen der Studierenden und wir vertiefen anhand von Bildmaterial das Wissen über die Geschichte der Karpatendeutschen. Anhand des Workshops wird den Seminarteilnehmern deutlich, wie eng die deutsch-slowakischen Kontakte seit dem Mittelalter sind. Multikulturalität ist also keineswegs nur ein Phänomen der Globalisierung, sondern war in der Slowakei über Jahrhunderte gelebter Alltag.

Der Karpatendeutsche Verein sucht engagierte junge Menschen

Im Anschluss stelle ich die Stipendienprogramme des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) für die deutsche Minderheit vor, in der Hoffnung, dass sich einige junge Menschen finden, die bereit sind, sich im Verein zu engagieren. Am Ende äußern die interessierten Studenten noch viele Fragen und das angeregte Gespräch verlagert sich auf den Gang vor dem Seminarraum.

Der Besuch im „kupfernen“ Neusohl war ein voller Erfolg und wenn sich einige unserer Leserinnen und Leser für den Workshop interessieren, dann können sie sich gerne unter y.baumann@ifa.de bei mir melden.

Yannick Baumann