Mit Sprachen zum Druck-Erfolg
Wer Sprachen spricht, kann etwas erreichen. Über die Bedeutung der deutschen und der englischen Sprache in der Arbeitswelt der Slowakei muss daher nicht diskutiert werden. Wenn dazu eine gute Berufsausbildung und persönliches Engagement kommen, sind die Grundlagen für beruflichen Erfolg gelegt. Ein gutes Beispiel dafür sind die Brüder Ing. Matej und PhDr. Tomáš Porhinčák, die Betreiber der Druckerei Multiprint in Kaschau/Košice.
Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir. Diese Worte klingen wie eine Losung, sind aber viel mehr – ein Ratschlag für die eigene Zukunft. Er sollte nicht als Gegensatz zu dem Geleitspruch „Nie je dôležité, čo si dokázal v škole, ale to, čo dokážeš v živote“ der sprachlich orientierten Grundschule Kežmarská 28 in Košice, den sie Albert Einstein zuschreibt, gesehen werden. In dieser Sprachschule lernten Matej und Tomáš Porhinčák ab der zweiten Klasse die deutsche Sprache.
Am Gymnasium und an der Universität setzten sie die Ausbildung in deutscher Sprache fort. Als zweite Fremdsprache wählten beide Englisch. Auf ihre guten Kenntnisse der deutschen Sprache angesprochen, berichten sie, dass ihre einzige Sprachpraxis ein Austausch mit deutschen Schülern während ihrer Schulzeit war.
Heute ist es die deutschsprechende Kundschaft, durch die Sprachkenntnisse erhalten und ausgebaut werden. Mit der Verwandtschaft in Stoß/Štós wird meist slowakisch und kaum deutsch gesprochen.
Der Weg zum Druck
Beide Brüder besuchten die Universität, der eine in Sillein/Žilina, der andere in Košice. Ihr Vater hatte Typographie studiert, war später im Druckereiwesen, dann im tschechoslowakischen Journalistenverband tätig. Seiner großen Liebe, dem Drucken, konnte er sich erst ab 1993 widmen, als er sich selbständig machte und eine Druckerei eröffnete.
Seine Söhne hatten bei Beginn ihres Studiums zunächst andere berufliche Pläne. Als Gymnasiasten und während des Studiums verfolgten sie jedoch sehr genau die Arbeit ihres Vaters. Mit dessen Berichten über seine Arbeit und den Besuchen in der Druckerei stieg ihr Interesse an den Abläufen in einem solchen Unternehmen.
Hier geht es um eine Arbeit, in der von den Vorstellungen oder Wünschen des Kunden über deren grafisches Umsetzen bis hin zum fertigen Produkt sehr verschiedene, anspruchsvolle und oft kreative Lösungen zu entwickeln sind. Was kann es Schöneres geben, als am Ende der Arbeiten das Ergebnis in der Hand zu halten und sich darüber zu freuen? Das kann eine besonders interessant geformte oder gestaltete Visitenkarte, ein Buch oder Plakat sein. Das Ergebnis des Umdenkens war die Übernahme der väterlichen Druckerei im Jahre 2002.
Sprachkenntnis ein Erfolgsfaktor
Sehr bald erkannten beide den Vorteil, den ihre Sprachkenntnisse brachten. Die Universitäten in Košice haben international einen guten Ruf, auch deshalb studieren an ihnen viele Studenten. Das gilt insbesondere für Medizin und Veterinärmedizin. Die Unterrichtssprache ist hier Englisch. Daher werden auch die Graduierungsarbeiten, heute sind das die Abschlüsse als Bachelor, Master oder Dr. (z.B. MUDr., PhDr.), in Englisch geschrieben. Hier sind Kontakt und Beratung durch sprachkundige Fachkräfte einer Druckerei besonders wichtig.
Aber auch die deutsche und die ungarische Sprache, letztere haben die Brüder in der Familie erlernt, spielen bei der Betreuung von Kunden eine nicht zu unterschätzende Rolle. Das gilt nicht nur für Kunden aus dem Raum von Rosenau/Rožnava bis Trebišov. Aus dieser Region kommen aber besonders viele, auch mit Wünschen für Druckerzeugnisse in deutscher oder ungarischer Sprache.
Moderne Drucktechnik
Interessant ist auch die technische Entwicklung, der sich eine Druckerei und damit der Betrieb der beiden Brüder stellt. Die ersten Maschinen beherrschten den klassischen Offsetdruck. Bei diesem indirekten Druckverfahren wird die Druckfarbe nicht direkt auf den zu bedruckenden Stoff, meist Papier, übertragen, sondern über eine Zwischenstation, ein Gummituch. Erst von diesem gelangt es über ein Druckwerk auf den Bedruckstoff, meist Papier oder Karton. Der Offsetdruck ist für praktisch alle zu bedruckenden Stoffe und Papierstärken geeignet.
Der moderne Digitaldruck nutzt Laser-, Tinten- oder Thermodruckverfahren. Er ist bei kleinen und sehr kleinen Auflagen gegenüber dem Offsetdruck deutlich wirtschaftlicher. Daher werden Produkte wie personalisierte Grußkarten, Einladungen und Etiketten, aber auch Visitenkarten, Briefpapier, Fotobücher und Fotos auf Plastikunterlagen, die gleich an die Wand gehängt werden können, heute im Digitaldruck hergestellt.
Für zukünftig nötige Investitionen überlegt die Firma, ob sie sich um einen Kredit bei der KDA, der Karpatendeutschen Assoziation, bemüht.
Breite Druckpalette und Kundschaft
Das oben Genannte und vieles anderes wird gedruckt, wie Formulare für diverse Unternehmen, die „Štóske noviny“ für die Gemeinde Stoß und als Attraktion Visitenkarten in Form eines runden Bierdeckels für ein Restaurant in Zipser Neudorf/Spišská Nová Ves. Die Kunden gehen aus und ein, ob mit kleinen oder größeren Wünschen.
Größe oder Qualität?
Bleibt noch die Frage, ob die Brüder das bisher größte bedruckte Plakat kennen. „Ja, natürlich“, antwortet Matej Porhinčák. Weiter sagt er: „Das als Guinness-Rekord bestätigte Plakat mit etwas über 8.000 Quadratmetern Fläche wurde 2016 auf einem Platz in Genf ausgelegt. Aus ihm wurden später Taschen und Rucksäcke gefertigt. Unser größtes Plakat hatte ’nur‘ die stattliche Größe von elf mal neun Meter, 99 Quadratmeter. Entscheidend ist aber nicht die Größe, sondern die Qualität.“ Und er fügt schmunzelnd hinzu: „Wir können beides“.
Dr. Heinz Schleusener