„Es ist meine Pflicht, das Erbe meiner Vorfahren zu bewahren“
Daniel Wohland hat sich einiges vorgenommen: Er möchte gerne eine neue Jugendgruppe des Karpatendeutschen Vereins in Krickerhau/Handlová gründen. Warum ihm das so wichtig ist, wie er die Feiertage verbringt und was er sich zu Weihnachten wünscht, verrät der Student im Gespräch mit dem Karpatenblatt.
Daniel, du studierst Pharmazie, worauf möchtest du dich spezialisieren?
Pharmazie bietet eine breite Skala an Möglichkeiten. An Pharmazie gefällt mir, dass ich in einem großen Betrieb in einer Millionenstadt oder auch in einer Apotheke in einem kleinen Städtchen wie Krickerhau arbeiten kann. Aber meine Leidenschaft ist die pharmazeutische Botanik und Drogenkunde. Ich wollte immer den Leuten mit Heilkräutern helfen und ein Kräuterheiler sein. Mit der pharmazeutischen Ausbildung kann ich ein qualifizierter Fachmann werden. Der bekannte Kräuterheiler Herr Zába aus Deutsch Proben ist dabei ein großes Vorbild für mich.
Welche Rolle spielt die deutsche Sprache in deinem Leben?
Ich bin slowakisch erzogen worden. Als ich klein war, konnte ich überhaupt kein Wort auf Deutsch, nur slowakisierte Worte wie „zabeštelovať“, „glanc“, „handlovať“, „pucovať“ und viele andere, die im Oberen Neutratal sehr verbreitet sind. Ein paar Jahre später begann ich dann, mich für meinen Stammbaum und für meine Familiengeschichte zu interessieren. Ich habe viel nach meinen Vorfahren gefragt und so meine deutschen Wurzeln entdeckt. Am Gymnasium in Priwitz/Prievidza habe ich Deutsch gelernt und so konnte ich endlich selbst auf Deutsch etwas über meine Geburtsstadt lesen. So habe ich erfahren, wie meine Vorfahren lebten, welche Trachten sie trugen oder welche Sitten und Bräuche sie hatten. Und an der Universität lerne ich bis heute die deutsche pharmazeutische Fachsprache.
Was für ein Instrument spielst du und welche Bedeutung hat das Musizieren für dich?
Durch Musik kann man alle Gefühle ausdrücken, man kann sich gut entspannen und auch seine Sorgen vergessen. Ich habe an der Kunstschule acht Jahre Klavierspielen gelernt, damals war ich ein Enthusiast für die klassische Musik. Später habe ich mir ein Akkordeon und ein Flügelhorn gekauft. Die dienen mir vor allem dazu, Volksmusik zu machen.
Du setzt dich dafür ein, in Krickerhau/Handlová eine Jugendgruppe des Karpatendeutschen Vereins zu gründen. Warum ist dir das so wichtig?
Unsere Stadt hat eine lange und reiche deutsche Geschichte. Es ist auch meine Pflicht, stolz darauf zu sein und das Erbe meiner Vorfahren zu bewahren. Dank der Singgruppe Grünwald habe ich viele Lieder gelernt und jetzt will ich unsere Krickerhauer und Hauerländer Melodien auch anderen Zeitgenossen zeigen. Es wäre wunderbar, wenn ich möglichst viele Jugendlichen erreichen könnte.
Was wünschst du dir zu Weihnachten?
Im Allgemeinen wünsche ich mir Gesundheit und allen Völkern Frieden. Ich persönlich habe für gewöhnlich anspruchsvolle Anforderungen und im Jahre 2020 sind es diese zwei: Schnee zu Weihnachten und neue Freunde, die Interesse haben, unsere Traditionen zu erhalten.
Welche Sitten habt ihr zu Hause zum Weihnachtsfest?
Eigentlich ganz gewöhnliche wie die Anderen. Aber wir haben auch eine Familientradition. Am 24. Dezember gehen wir in den Wald und machen einen Weihnachtsbaum für Tiere. Wir hängen für die Vögel Talg auf und einen Nistkasten mit Sonnenblumenkernen, für die Rehe Äpfel und Salz.
Weihnachten ist ein Symbol der Hoffnung. Was erhoffst du dir für das neue Jahr?
Ich hoffe, dass die COVID-19-Pandemie unterdrückt wird und wir teilweise wieder wie vorher leben können. Wäre es nicht super, wenn wir uns im Sommer auf dem Hauerlandfest mit einem Bier in der Hand sehen würden?
Das Gespräch führte Hubert. Er interviewt das ganze Jahr über Mitglieder der Karpatendeutschen Jugend für die Reihe „KDJ auf ein Wort“.