Sprechen wir Deutsch ohne es zu wissen?
Als ich als Kind begann, Deutsch zu lernen, habe ich bemerkt, dass ich einige Wörter bereits kenne. Oft habe ich auch darüber gelacht, dass meine Oma diese Wörter benutzt. Nach einem „špazír“ musste ich (mich) „opucovať“ und die nassen „fusakle“ ausziehen. Sie gab mir ein warmes Stück „štrúdle“ und „ajncvaj“ wurde mir warm.
Sprachen sind sehr dynamische Kommunikationssysteme. Es ist daher selbstverständlich, dass sie unter dem Einfluss anderer Sprachen ständig ihren Wortschatz formen, weiterentwickeln und erweitern. Auch die slowakische Sprache ist hierbei keine Ausnahme. Damals wusste ich aber noch nicht, dass solche Wörter als Germanismen bezeichnet werden. Die slowakische Sprache wird außerdem hauptsächlich von der Sprache der benachbarten Tschechen (Tschechismen), der Briten (Anglizismen) oder Ungarn (Ungarismen) beeinflusst.
Einige Wörter sind bereits vollständig in unseren Sprachgebrauch eingegangen, andere durchlaufen diesen Prozess noch. Wieder andere behielten ihren ursprünglichen Wortlaut und ihre Schreibweise, beispielsweise „Spam“. Oder sie wurden nach der ursprünglichen Phonetik modifiziert, wie „džem“. Ja, und einige wurden gewaltsam übersetzt.
Wir würden doch niemals eine „svojku“ machen, sondern ein Selfie. Oder?
Verstehen Sie Sleutsch?
Die Germanismen im Slowakischen sind heute so integriert, dass wir häufig ihre ausländische Herkunft nicht mehr spüren. Deutsch hat unsere Sprache bereits in der Zeit der ältesten wirtschaftlichen und kulturellen Kontakte der Slawen mit den Germanen ab dem 6. Jahrhundert beeinflusst.
Wörter aus dem Bereich der christlichen Terminologie aus der Zeit der Christianisierung unserer Vorfahren wurden übernommen, beispielsweise Taufe/krst (Kristen-en) oder Mönch/mních (munih, orig. Latein monicus). Aber auch aus der Umgangssprache wurden Wörter übernommen: Brot/chlieb (deutsch: hleib), Hemd/košeľa (deutsch: kãsel (e), orig. Latein: casula) oder danke/ďakujem (deutsch: denke).
Flaster, Firhang, Zimmermann
Die meisten deutschen Wörter kamen allerdings während der ersten und zweiten Welle der Ankunft deutscher Siedler auf unserem Gebiet in der Mitte des 12. Jahrhunderts und später im 13. und 14. Jahrhundert nach den Tatareneinfällen, als es einen Bedarf an Arbeitskräften gab. Sie brachten viele neue Begriffe aus den Bereichen Bergbau, Handwerk und Handel mit. Selbstverständlich kam der Wortschatz aus dem Wohnbereich des Menschen und seinem Alltag wie etwa „flaster“. Dazu gehören Arten von Lebensmitteln und Getränken sowie die Benennung von Möbeln und Wohnaccessoires, beispielsweise „firhang“, aber auch vielleicht unerwünschte expressive Ausdrücke, Flüche oder Vulgarismen – hier gebe ich lieber kein Beispiel an. Von den ältesten Übernahmen der deutschen Wörter zeugen beispielsweise auch Familiennamen wie „Zimmermann“.
Die deutschen Vorfahren kamen aus verschiedenen Teilen des heutigen Deutschlands und Österreichs, brachten schlesische, aber auch gemischte Dialekte mit charakteristischen Merkmalen bayerischer und ostmitteldeutscher Herkunft in unser Gebiet. Sie siedelten sich ungleichmäßig in der Slowakei an, so dass einige der verwendeten Wörter nur in der Westslowakei und andere nur in der Zipser Region vorkommen.
Wenn Du wissen möchtest, welche Germanismen in der slowakischen Sprache heutzutage noch verwendet werden, folge uns auf Instagram unter #sleutsch.
Ľudmila Glembová