Literaturkränzchen in Einsiedel – wieder etwas anders
Die Frauen vom Literaturkränzchen in Einsiedel an der Göllnitz haben noch im Dezember 2020 das Programm für das neue Treffen bei guten Büchern und schönen Gedichten vorbereitet. Es sollte entweder in unserer Küche oder in gedruckter Form stattfinden – und wir mussten dann doch auf die gedruckte Form ausweichen.
Frau Emme Czölder hat uns im Dezember 2020 das „Heimatblatt“ – die Zeitschrift der Karpatendeutschen Landsmannschaft in Österreich mitgebracht. Wir haben es mit Interesse durchgeblättert und unser neues Thema gefunden: „Marie von Ebner-Eschenbach“.
Vor kurzem hatte auch die am 13. September 1830 auf Schloss Zdislawitz bei Kremsier/Kroměříž geborene Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach ihren 190. Geburtstag. Sie zählt zu den bedeutendsten Erzählern des 19. Jahrhunderts. Aus ihren unerschöpflichen Aphorismen-Sammlungen wird bis heute oft und gerne zitiert. Ihr zu Ehren wurde in Wien eine Gedenktafel an der Wiener Universität angebracht und der Marie-Ebner-Eschenbach-Park in Wien-Währing (18. Bezirk) nach ihr benannt. Ein Teil des Nachlasses befindet sich heute in Tschechien auf Schloss Lissitz/Lysice im Bezirk Blanz/Blansko, wo ihr eine Dauerausstellung gewidmet ist.
Ihr bekanntestes Buch heißt „Dorf und Schlossgeschichten“. Sie schrieb auch die Erzählung „Krambambuli“ (1884), die auch verfilmt wurde. Marie von Ebner-Eschenbach sagte einmal: „In jede hohe Freude mischt sich eine Empfindung der Dankbarkeit.“
Das Glück kennt kein Alter
„Viel Glück!“ wünscht man sich zum Neujahrstag. Dieser Wunsch wird dankend angenommen. Ja, Glück braucht man täglich. Der deutsche Schriftsteller und Dichter Hans Kruppa hat dazu ein gutes Buch geschrieben: „Das Glück kennt kein Alter“ (2016). Der Autor wurde am 15. Februar 1952 in Marl/Westfalen geboren, wo er auch seine Kindheit und Jugend verbrachte. Er wohnt jetzt in Bremen. Seine Gedichte, Romane und Kurzgeschichten hat er in mehr als 100 Büchern veröffentlicht. Er wurde sogar mit dem Otto-Mainzer-Preis ausgezeichnet. Aus diesem Buch haben wir bei unseren Treffen schon öfter gelesen. Darin findet man Erzählungen, Gedichte und Gedanken, die er dem Älterwerden widmet wie dieses:
„Immer neue Blumen“
Ein guter Jungbrunnen,
der das Alter daran hindert,
lähmend ins Herz und in die Seele
eines Menschen einzudringen,
ist die Liebe zur Kreativität,
die Freude daran, etwas zu erschaffen,
etwas Neues in die Welt zu bringen.
Wer jeden Tag ein Bild malt
oder ein Gedicht schreibt
oder eine Geschichte erfindet
oder eine Melodie komponiert
oder ein gutes Foto macht
oder eine Idee entwickelt,
sorgt auf schöne Weise dafür,
dass auf der Wiese seines Alterns
immer neue Blumen wachsen,
die nach Freude und Frische duften.
Man wünscht sich nicht nur zum Jahresbeginn auch „Viel Freude!“ Ja, auch Freude braucht man täglich. Dass Freude selbst in den kleinsten Dingen des Lebens zu finden ist, zeigt der beliebte Autor Hans Kuppa in seinem Buch „Freude schenkt dem Leben Flügel“ (2018). Dieses Buch haben wir gelesen und darüber gesprochen. In dem Buch findet man immer wieder etwas Schönes und Hilfreiches, was uns hilft, über den Alltag zu kommen. Es ist nämlich nicht ganz einfach, alles zu schaffen. Hans Kruppa sagte einmal: „Freude bringt dein Herz zum Schweben, will dir nur ihr Bestes geben; trägt dich auf die höchsten Hügel, Freude schenkt dem Leben Flügel.“
Auch von dem amerikanischen Schriftsteller Mark Twain (1835 – 1910) stammt ein schönes Zitat zum Thema Freude. Er hat einmal gesagt: „Freude lässt sich nur voll auskosten, wenn sich ein anderer mitfreut.“ Wir würden uns sehr freuen, wenn wir uns wieder in unserer Küche treffen könnten.
Karpatendeutsche Geschichten zum Hören
Die Redaktion des Karpatenblattes hat sich etwas Wunderbares ausgedacht. Der neue Podcast des Karpatenblattes „Karpatenfunk“ ist im Internet zu hören. Neue Folgen gibt es immer am Donnerstagabend mit Mundart-Gedichten, Erinnerungen, Märchen und Interviews. Den „Karpatenfunk“ kann man unter anderem auf der Webseite www.karpatenfunk.sk finden.
Als eine der ersten Folgen wurde am 23. April 2020 „Das Grützweib Suslein aus Einsiedel und der Bär“ veröffentlicht. Die Geschichte ist aus Band 2 der „Zipser Trilogie“, die 2020 im VIVIT-Verlag in Kesmark erschienen ist. Das haben wir uns damals mit den Frauen gemeinsam angehört. Am 20. Dezember 2020 wurde der Podcast „Weihnachten in der Zips“ veröffentlicht. Die Geschichte ist aus Band 2 der „Zipser Trilogie“ und geschrieben hat sie Geza Roth 1998 unter dem Titel „Weihnachtliches Brauchtum in Göllnitz“ (Seite 46). Darin heißt es: „Wenn ein Jahr sich wieder seinem Ende nähert, wenn gar Schneeflocken zur Erde fallen, dann gehen die Gedanken eines Zipsers in seine verlorene Heimat zurück. Sehr lebendig sind noch die Erinnerungen an die vergangene Jugendzeit, an die überlieferten Bräuche und Sitten um das Weihnachtsfest. In den allermeisten Häusern gab es einen eigenen Backofen. So konnte jeder seine Weihnachtsvorbereitungen so planen, wie es ihm am besten passte. Es wurden die Unterzipser Spezialitäten gebacken: Krautpeltschn, Reispeltschn, Nussmugln, Mohnmugln.“
In Einsiedel an der Göllnitz – in der Ortschaft „Winkl“ – steht noch heute im Hinterhof ein Backhäuschen mit so einem Backofen. Geza Roth schrieb auf Seite 47: „Am Heiligen Abend gingen wir gemeinsam in die Kirche. (…) Vor der evangelischen Kirche war eine Art ‚Sternsinger Gruppe‘ aus vier Buben gebildet worden. Sie sang in den evangelischen Häusern Weihnachtslieder.“
In Einsiedel an der Göllnitz haben sich am Heiligen Abend nach dem Gottesdienst alle vor der evangelischen Kirche A.B. versammelt. Der Posaunenchor hat „Stille Nacht, heilige Nacht“ gespielt. Dieses weltbekannte Weihnachtslied hat man weit und breit im ganzen Dorf gehört. Es klang sehr schön. Wenn man die Augen zumacht, kann man es auch heute hören.
Ein Thema bei unseren Literaturkränzchen war schon öfter Hermann Hesse. Der deutsche Schriftsteller, Dichter und Maler ist 1877 in Calw/Württemberg geboren und gestorben ist er 1962 in Montagnola in der Schweiz. Im Jahr 1946 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen. Wir kennen mehrere seiner literarischen Werke, Gedichte und seine Malereien. In einer Fernsehsendung im SWR haben prominente Gäste erzählt, welche Bedeutung Hermann Hesse und seine literarischen Werke für sie haben: „Die Stufen lese ich fast schon wie ein Gebet“, sagte einer. „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben“, sagte der andere. (Auch aus dem Gedicht „Stufen“)
Mit Hesse in die Zukunft blicken
Wir haben uns dieses Mal „Die schönsten Erzählungen“ ausgewählt, die 2017 im Suhrkamp-Verlag erschienen. Auf dem Umschlag ist die Abbildung von Hermann Hesses „Stuhl mit Büchern“ aus dem Jahr 1921.
In der Buchbeschreibung heißt es: „Hermann Hesses Erzählungen zeigen den Weg und die Entwicklung eines Dichters, der es sich leisten kann, auf alles Sensationelle, Extravagante und Makabre zu verzichten, weil er auch ohne absichtsvoll arrangierte Spannung zu fesseln versteht, in dem er den Leser mit sich selbst, seinem eigenen Schicksal, seinen Erfahrungen und Wahrnehmungen konfrontiert und ihn dabei in seinen besten Intentionen bestärkt. Außergewöhnlich ist auch die thematische Vielfalt dieser Geschichten.“
Wir haben uns für die Geschichte „Die Stadt“ entschieden. Hermann Hesse gilt als weltweit meistgelesener deutschsprachiger Autor des 20. Jahrhunderts. Er sagte einmal: „Hör nicht auf, an die Zukunft zu glauben!“ Dieses Zitat soll uns helfen weiter zu machen.
Ilse Stupák