Erinnerungen an unsere gemeinsamen Nachmittage mit Literatur in Einsiedel
Das Karpatenblatt verbindet uns schon Jahre! Da erfahren wir alles über die Tätigkeit in den Ortsgruppen. Schöne Fotos ergänzen die Artikel über die Treffen und man kann sich gut vorstellen, wie es bei den Treffen war. Bei den feierlichen Begegnungen der Regionen kann nicht jeder dabei sein, aber das Karpatenblatt berichtet darüber und so können wir alle nachlesen, wie das Programm war und wer anwesend war. Im Mai-Heft des Karpatenblattes fanden wir den Artikel „Im Wandel sein – Mein Impuls für einen Weg des KDVs zu neuen Ufern“ von Herrn Prof. Dr. Ferdinand Klein.
Für uns war es eine Freude und Ehre zugleich, denn dabei war auch ein Foto, das den Autor im Gespräch mit Kindern und Erwachsenen beim Literaturkränzchen in Einsiedel an der Göllnitz/Mnišek nad Hnilcom zeigt. Es entstand am 10. Juli 2012. Dieses Treffen stand unter dem Motto „Aber alles mit Freude!“ (nach Janusz Korczak, 1878-1942). Im Haus der Begegnung kamen damals im großen Saal die Mitglieder und Vorsitzenden der Ortsgruppen des KDVs aus Göllnitz/Gelnica, Schmöllnitz Hütte/Smolnícka Huta und Schwedler/Švedlár zusammen. Den Nachmittag haben die Mitglieder unserer OG des KDVs unter der Leitung von Frau Emma Czölder vorbereitet. Prof. Dr. Ferdinand Klein sprach damals über Janusz Korczak. Der Arzt und Pädagoge kümmerte sich mit seiner Mitarbeiterin Stefa um Heimkinder, sie arbeiteten, lernten und spielten zusammen. Es waren fröhliche Kinder, sie ärgerten manchmal Korczak und er war immer wieder zum Scherzen aufgelegt. Aber am 5. August 1942 ging alles zu Ende. Er und mit ihm seine zweihundert Kinder und seine Mitarbeiterin Stefa mussten Warschau verlassen. Mit einem Zug ging es nach Treblinka – ins Konzentrationslager. Dort mussten sie sterben.
Über diesen außergewöhnlichen Menschen haben wir bei unserem Treffen viel Interessantes erfahren. Das alles hat für uns Frau Dr. Anna Klein-Krušinová damals ins Slowakische übersetzt.
Erinnerungen und Freude
Wir haben uns jetzt – nachdem der Artikel und das Foto im Karpatenblatt 05/2021 erschienen waren – bei Herrn Prof. Dr. Ferdinand Klein bedankt, dass er bei seinem Artikel auch an unseren Nachmittag gedacht hat. Seine Antwort war: „Ja, das war damals vor bald neun Jahren ein wirklich freudiges Erlebnis, das wir mit den Frauen des Einsiedler Literaturkränzchens und den Kindern der Unterzips teilen durften. Diese Freude lebt weiter und vermehrt sich, indem wir sie teilen. Ist das nicht ein wunderbares Geschenk, das wir uns gegenseitig machen? Mit diesen Gedanken grüßen wir die tapferen und so liebenswürdigen Frauen des Literaturkränzchens, das hoffentlich bald wieder in gewohnter Weise die Leserinnen und Leser des Karpatenblattes mit geistreichen Gedanken bereichern wird. Bleibt freudig gestimmt mit- und füreinander weiter tapfer unterwegs zu neuen Ufern!“
Unsere Nachmittage mit Literatur
Bei dieser Gelegenheit haben wir auch an andere „Nachmittage mit Literatur“ gedacht. Ein wichtiger und schöner Nachmittag war der 25. September 2007. Da bekamen wir Besuch aus Schwedler: Herrn Prof. Dr. Ferdinand Klein und seine Landsleute. Dieses Treffen mit Literatur hat dank des Karpatenblattes stattgefunden, wo unsere Artikel über das „Literaturkränzchen“ zu lesen waren. Diesen Nachmittag hatten wir unseren Heimatdichtern und unserer Mundart gewidmet. Wir haben damals die Gedichte von Karl Konrad, Adalbert Mehly, Rudolf Göllner und Oskar Zavatzky vorgetragen. Unsere Gäste aus Schwedler haben sich Franz Ratzenberger ausgewählt. Das Buch „Zipser erzählen I – Potoken und Mantaken dazähln“ war auch Teil des Programms. In der kleinen Chronik kann man lesen: „Mit Freude und Gewinn durfte ich heute am deutschen Poesie- und Prosanachmittag der OG Einsiedel des KDVs in der Slowakei teilnehmen. Ich erlebte eine geistige Oase inmitten der Hektik und des Getriebenseins durch materielle Wünsche. In den Worten der Dichter offenbart sich, woher wir kommen, wo wir sind und wohin wir gehen. Auf diesem Weg von Herzen alles Gute und Liebe von Ihrem Ferdinand Klein, geboren in Schwedler 1934“.
Literaturnachmittage mit der Grundschule
Schön waren auch die gemeinsamen „Nachmittage mit Literatur“, die wir zusammen mit der Grundschule organisiert haben. So ein Nachmittag war am 14. Oktober 2008 im großen Saal im Haus der Begegnung. Da haben wir über bekannte slowakische Dichter und Schriftsteller gesprochen und ihre Gedichte sowie Auszüge aus den Büchern vorgetragen. An diesem Tag haben wir auch über Adalbert Mehly gesprochen – unseren Heimatdichter, Lehrer und Direktor der achtklassigen deutschen Volksschule in Einsiedel an der Göllnitz. Damals haben wir sein Gedicht „Die Einsiedler“ vorgetragen.
Angenehme Nachmittage mit guten Büchern und gefühlvollen Gedichten verbinden wir mit unserer Küche. Kaffee, Tee und Kleingebäck haben uns diese Zeit noch verschönert. Wir freuen uns schon auf die nächste Begegnung in dieser Küche.
Das ist nur ein kleiner Teil von dem, was uns in 21 Jahren Freude mit der Literatur gebracht hat. Ein Teil von dem, was uns so eine lange Zeit geholfen hat, den Alltag zu meistern.
Ilse Stupák