Im Strom der Zeit: Sillein
Die Stadt Sillein/Žilina liegt im Talkessel Žilinská kotlina am Zusammenfluss von drei Flüssen – Waag/Váh, Kysuca und Rajčianka. Sie befindet sich auf einer Höhe von 345 Metern über dem Meeresspiegel und ist Zentrum der nordwestlichen Slowakei. Unweit von Sillein befinden sich die Grenzen zu Tschechien und Polen.
Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahr 1208. Damals wurde das Gebiet unter dem Namen „terra de Selinan“ erwähnt. König Karl I. Robert von Anjou erteilte der Stadt im Jahre 1231 wirtschaftliche Privilegien – das Marktrecht sowie das Meilenrecht. Die Nutzung des Rechtssystems sorgte für eine Steigerung der Einnahmen und eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage.
Aus der Geschichte von Sillein
Sillein verwendete eine Form des Stadtrechts, das in der Stadt Teschen/Tešín galt. Im Laufe des 14. Jahrhunderts erhielt Sillein mehrere weitere Privilegien und schuf damit hervorragende Voraussetzungen, um ein Rechtszentrum zu werden. Das Silleiner Stadtrecht verbreitete sich zuerst im oberen Waag-Gebiet/Považie, einige Jahre später in Kischütz/Kysuce, dann in der Turz/Turiec und schließlich in Arwa/Orava. Bis zum Ende des Mittelalters wurden mehr als 80 Ortschaften vom Silleiner Stadtrecht regiert.
In der Nähe der alten Stadt legten deutsche Siedler aus dem schlesischen Fürstentum Teschen Anfang des 14. Jahrhunderts eine neue Siedlung an. Zu den wertvollsten Dokumenten gehört die Urkunde „Privilegium pro Slavis solnensis“ von König Ludwig I. dem Großen aus dem Jahr 1381. Mit dieser Urkunde wurden soziale, wirtschaftliche und vor allem nationale Widersprüche zwischen Slowaken und Deutschen geregelt. Der König ordnete darin an, dass der Stadtrat von den Deutschen und Slowaken paritätisch (6:6) besetzt wird. Der Anteil der deutschen Bevölkerung nahm bereits zu dieser Zeit deutlich ab. Im 16. Jahrhundert wurde die Stadt protestantisch. 1610 fand hier auch die wichtige Synode von Sillein statt, die zum ersten Mal eine protestantische kirchliche Organisation im Königreich Ungarn festlegte.
Stadt- und Bevölkerungsentwicklung
Die Stadt wurde zu einem Zentrum von Handwerk, Handel und Verwaltung für zahlreiche Gemeinden der nordwestlichen Slowakei. Zu einem wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt kam es Ende des 19. Jahrhunderts nach dem Ausbau der Bahnstrecken Kaschau/Košice – Oderberg/Bohumín und Sillein – Preßburg. Die Stadt wurde zu einem wichtigen Eisenbahnknotenpunkt und erhielt den entscheidenden Impuls für die Entwicklung der Industrie. Es folgte ein schneller Anstieg der Einwohnerzahl. Im Jahre 1880 lebten in der Stadt 3 244 Bewohner, davon 589 Deutsche. Im Jahre 1930 waren 1 495 von 17 451 Einwohnern Deutsche. Bei der Volkszählung 2021 haben 35 von 82 659 Bewohnern angegeben, deutscher Nationalität zu sein.
Rastislav Fiľo