Deutsche Sprache, schwere Sprache
Zum Erwerb einer Fremdsprache gehört neben theoretischem Lernen in Schulen und auf Kursen auch die Praxis, am besten im entsprechenden Land. Dazu gehört Mut zum Sprechen, denn man kann, zumindest am Anfang, leicht zur Belustigung seiner Umgebung beitragen. So erging es einer Praktikantin, Tochter des Geschäftsführers unserer französischen Auslandsgesellschaft, in der Firmenzentrale in Duisburg, in der ich damals tätig war.
Ein deutscher Mitarbeiter hänselt die junge Frau ein wenig ob ihres starken französischen Akzentes. Sie beklagt sich bei den umstehenden Kollegen und will sagen: „Herr Hüsgen macht sich lustig über mich!“ Sie sagt aber: „.err .üsgen .at Lust auf mich!“ Das Gelächter ist groß und nachdem wir sie über den Sinn ihrer Aussage aufgeklärt haben, stimmt sie in das Lachen ein und hat wieder etwas dazugelernt.
Aber auch den in einer Fremdsprache Erfahreneren können hin und wieder kleine Schnitzer unterlaufen. Es war in Düsseldorf, meine Frau war schwanger und musste durch einen Kaiserschnitt entbinden. Der ghanaische Chirurg im Gerresheimer Krankenhaus wohnte zufällig mit uns im gleichen Mietshaus. Wir wussten bis dahin gar nicht, dass er Arzt war. Bei Begegnungen im Treppenhaus war er uns durch sein freundliches Wesen und seine guten Deutschkenntnisse aufgefallen. Nun ging es um die Terminabsprache. Am Telefon sagt er zu meiner Frau: „Am besten, Sie kommen morgen um acht, dann erledigen wir Sie gleich früh.“
Ich habe aber auch meine eigenen Erfahrungen, was es heißt, wegen sprachlicher Schnitzer ausgelacht zu werden. Als Flüchtlingskind, das zu Hause nur mantakisch gesprochen hat, war der Erwerb der deutschen Hochsprache nicht einfach. Beim Übersetzen aus der Mundart ins Hochdeutsche kam es dann manchmal zu Aussagen, die zur Erheiterung der Mitschüler beitrugen. So wird im Mantakischen das rückbezügliche Fürwort (Reflexivpronomen) „sich“ häufig falsch angewendet. Beispiel: „Biä hoba sich gespielt“ (Wir haben sich gespielt), statt „Wir haben gespielt“. Aber solche Fehler macht man nur einmal. Schwieriger war das Schriftdeutsch. Ich habe lange gebraucht, bis ich einen angemessenen Stand erreichte. Anfangs fanden sich unter meinen Deutschaufsätzen, die nach der Rückgabe des Arbeitsheftes eine Fülle von roten Unterstrichen aufwiesen, Sätze wie: „Du hast einen schönen Aufsatz geschrieben, leider kann ich Dir wegen der vielen Fehler nur eine „ausreichend“ (4) geben.“
Rudolf Göllner