Einatmen, ausatmen
Ein verregneter, windiger Nachmittag. Doch im Haus der Begegnung in Preßburg/Bratislava sorgen am Samstag, dem 17. September 2022, ein frisch geputzter Boden und eine lachende Workshopreferentin für eine besondere Stimmung.
Im Saal des Begegnungszentrums fand eine expressive Performance mit der ukrainischen Multikünstlerin Alyona Futsur statt, eine weitere kulturelle Veranstaltung, die der Karpatendeutsche Verein mit der Unterstützung des Instituts für Auslandsbeziehungen organisiert, um ukrainischen Geflüchteten in der Slowakei die Integration in die Gesellschaft zu erleichtern.
Langsam füllt sich das Haus der Begegnung mit Menschen und Stimmen. Die Teilnehmer sind hauptsächlich junge Leute aus der Ukraine, die entweder eine Kunstdisziplin studieren oder schon früher verschiedene Praktiken wie expressiven Tanz oder auch Meditation praktiziert haben. Taisiya, zum Beispiel, stammt aus Mariupol und fängt ab diesem Jahr an, an der Kunstakademie zu studieren. Vasylyna, eine weitere Teilnehmerin, kommt aus Dnipro und lebt seit Juni in der Slowakei. Man sieht ihr an, dass sie sehr entspannt ist und weiß, worum es bei der heutigen expressiven Performance gehen wird. Trotzdem ist jeder der Teilnehmer sehr neugierig darauf, was ihn heute erwartet.
Probleme durch Bewegung bewältigen
Zuerst werden alle Gäste von Hanna der ifa-Kulturassistentin und Organisatorin begrüßt. Danach ergreift Alyona Futsur das Wort, die Referentin des Performanceworkshops. Alyona hat Psychologie studiert und danach eine Ausbildung zur Kunsttherapeutin für visuelle Kunst am Theater „Akropolis“ in Genua in Italien abgeschlossen. Nach ein paar Monaten Studium leitete Alyona am gleichen Theater auf Englisch expressive Performances für Kinder. Nun wirkt die ukrainische Multikünstlerin, die sich außer mit visueller Therapie auch mit Straßenfotografie, intuitivem Malen, Musik usw. beschäftigt, an der Kunstakademie in Bratislava.
In ihrer Rede betont Alyona, dass die heutige expressive Performance viel von der Gestalttherapie beinhaltet. Die Multikünstlerin ist davon überzeugt, dass man Probleme aus seiner Vergangenheit oder Traumata durch Bewegung bewältigen kann. Aber nicht mit irgendeiner chaotischen Bewegung, sondern durch kurzes Laufen mit kleinen Pausen dazwischen und den richtigen Wörtern dazu. Oder wie es eine Teilnehmerin formuliert: „Es klang alles sehr abstrakt, aber in Wirklichkeit sind die Instruktionen zielgerichtet, und zwar werden Bewusstsein, Achtsamkeit und Vertrauen zu sich selbst und seiner Umgebung gestärkt.“ Die Multikünstlerin meint, dass hier jeder in einer sicheren Umgebung ist und man keine Angst oder Sorgen haben muss.
Plötzlich ist es im Haus der Begegnung still und man hört nur die Schritte ohne Schuhe. Jeder Teilnehmer läuft barfuß. Manchmal vernimmt man ein kurzes Schreien oder Lachen.
Nach eineinhalb Stunden ist der Workshop vorbei. Wir sehen die Referentin mit den Teilnehmern im Kreis, wo jeder seine Eindrücke äußert. Konstantyn, ein junger Mann aus der Ukraine, erzählt, dass es für ihn eine superspannende Erfahrung war und es eine tolle therapeutische Wirkung hatte. Eine weitere Teilnehmerin, die Anastasiya heißt, sagt, dass sie sich nach den Übungen wieder fand und besser versteht, wer sie ist.
Gespräche zum Ausklang
Im Anschluss finden sich die Organisatoren und Teilnehmer im Garten des Hauses der Begegnung ein, ohne erst einmal zu wissen, warum sie dort stehen. Max Rössler, der ifa-Kulturmanager, fordert daraufhin alle auf, zu lachen und macht gleichzeitig ein Selfie zur Erinnerung. Alle lächeln und sprechen miteinander darüber, wie ihnen der heutige Workshop gefallen hat. Es klingt so, als ob alle hier fanden und fühlten, was sie finden wollten.
Bei Kaffee, Tee und Häppchen führen die Gäste Gespräche miteinander und mit den Organisatoren. Die Gäste fanden das Projekt für ukrainische Geflüchtete mit den interessanten Ideen und Workshops wunderbar.
Mit der Referentin Alyona Futsur ist eine weitere gemeinsame Veranstaltung, die intuitives Malen betreffen wird, bereits in Planung. Das Organisationsteam dankt allen für das Teilnehmen und hofft, einige der Teilnehmenden in Zukunft wiederzusehen.
Hanna Dubinchak