Berühmte Zipser: Der Unternehmer David Husz
Vor über 200 Jahren erblickte David Husz in der Zips das Licht der Welt. Er war ein erfolgreicher Zipser Unternehmer, engagierte sich aber auch im sozialen Bereich.
David Husz, auch die Schreibweise Huss ist später zu finden, wurde am 28. November 1813 in Deutschendorf/Poprad geboren. Seine Eltern, Samuel Husz und Anna Maria Scholcz, werden als einfache, aber biedere Bürgersleute bezeichnet.
Die Eltern schickten David nach der Volksschule ins Kesmarker Gymnasium. Um die sprachlichen Voraussetzungen für eine spätere gute Karriere in der zum damaligen „Ober-Ungarn“ gehörenden Zips zu haben, unterbrach er das Gymnasium für ein Jahr und lernte in Mischkolz/Miskolc die ungarische Sprache. An seine Zeit als Gymnasiast erinnerte er sich später gerne, ebenso in Dankbarkeit an seine Lehrer.
Berufsbeginn bei Berzeviczy in Großlomnitz
Für die praktische Ausbildung nahm er eine Stelle auf dem Gut der Berzeviczys in Großlomnitz/Veľká Lomnica an. Nach dem Tod von Gregor Berzeviczy im Jahr 1822 führte dessen Sohn Titus das Gut weiter. Für 80 Gulden Jahresgehalt war David für das landwirtschaftliche und handwerkliche Geschehen auf dem Gut verantwortlich. Dabei erwarb er auch solide Kenntnisse des Schreinerhandwerks. Seine Entwicklung wurde durch Gregor Berzeviczys Witwe unterstützt, welche die Vielseitigkeit des ehrgeizigen jungen Mannes erkannte.
Arbeit verdrängt Unglück
In Großlomnitz fand David Husz auch seine Ehefrau, Juliana Brendl. Sie heirateten am 13. Januar 1840. Die Ehe wurde nach 49 Jahren Ehe durch den Tod von David am 21. Januar 1889 beendet. In der Ehe wurden sechs Kinder geboren, alle Kinder starben sehr früh, eine Tochter im Alter von 12 Jahren. Den Schmerz versuchte das Ehepaar gemeinsam durch Wohltätigkeit auszugleichen. Dies war vor allem in Deutschendorf möglich, wohin David Husz mit seiner Frau 1849 zurückkehrte.
David Husz stürzte sich in die Arbeit, war städtischer Notar, auch Bürgermeister und übte verschiedene Funktionen in der evangelischen Kirchengemeinde aus. Nachdem er eine Roheisenspedition übernommen hatte, wuchs sein Einkommen beträchtlich. Er wurde auch noch Postmeister, arbeitete fast den ganzen Tag und auch noch in der Nacht. Im Jahr 1859 hatte er das Geld zusammen, um ein eigenes Brauhaus zu errichten. Er wurde damit erfolgreich und investierte in weitere Objekte. Es hieß später, dass von dieser Zeit an kein Jahr verging, indem er nicht den einen oder anderen Bau ausführte oder irgendetwas Nützliches förderte.
Der Husz-Park
Die 1871 gebaute Eisenbahnlinie von Kaschau/Košice nach Oderberg/Bohumín mit der Station in Deutschendorf erhöhte die Zahl der Besucher des Ortes und brachte viele in die Berge der Tatra weiterreisende Gäste. Bei einem Maifest (Majáles) bekam David Husz die Anregung, neben seinem Brauhaus doch ein Badestübchen einzurichten. Als Husz sich erkundigte, ob dies ein Spaß sei, wurde auf die Heilwirkung der Tatra-Quellen hingewiesen und darauf, dass Badestübchen bereits andernorts genutzt würden. Husz zögerte nun nicht mehr, kaufte das Grundstück neben dem Brauhaus und ließ einige Baderäume bauen. Diese wurden sehr schnell um eine Touristenunterkunft erweitert, es entstanden erst ein Tanz- und dann ein Speisesaal, im Jahr 1884 ein Kaffeehaus.
Mit der gärtnerisch genutzten Freifläche um die Häuser entstand der Husz-Park. Es gab immer neue Erweiterungen, sowohl baulich als auch bezüglich der Bepflanzung. Der Husz-Park wurde zu einem beliebten Ausflugsziel.
Das Karpathenmuseum
David Husz war Mitglied des 1873 gegründeten ungarischen Karpathenvereins. Er half dem Verein nicht nur durch Spenden, er finanzierte auch direkt viele Vorhaben. Als der Verein über das Einrichten eines Museums beriet, bot Husz den zehnten Teil seines Parks als Fläche an. Das Angebot wurde angenommen, dazu kam ein weiteres Flächenstück aus dem Besitz der Stadt. Das Museum entstand 1886.
David Husz und seine Frau unterstützten den Betrieb des Museums mit jährlich 200 Gulden. Darüber hinaus übernahm er überraschend entstehende Kosten des Museums, um dessen Arbeit sicherzustellen. Bekannt wurde seine Zahlung von 400 Gulden für ein Gitter, das vermutlich zur Umzäunung des Museums notwendig war.
Um die Materialsammlung des Museums machte sich auch Franz Dénes verdient. Heute befindet sich in dem Gebäude das Podtatranské múzeum der Stadt.
Sponsor von Kirche und Schule
Der Tod seiner sechs Kinder hatte sein Bedürfnis, Heranwachsenden zu helfen, eher gestärkt. Inzwischen zu Vermögen gekommen, ließ er das erste Waisenhaus der Stadt bauen, unterstützte Schulen und auch Kirchen. Der große Brand in Deutschendorf im Jahr 1860 hatte das Kirchendach und das Pfarrhaus zerstört. Die Hauptlasten des Neubaus trug Husz, neben dem Grafen von Hohenlohe, Erzherzog Albrecht VI. und Kaiser Franz Joseph I.
In seinem Testament vermachte er der evangelischen Gemeinde 30.000 Gulden. Auch die evangelische Schule wurde von ihm bedacht. Die Stadt verehrte den großzügigen Mann, der sich so für sie engagierte. Man sprach von ihm dankbar als „Vater Husz“. Für seine Verdienste verlieh ihm der Kaiser das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone.
Plötzlicher Tod
Davis Husz hätte sich einen geruhsamen Lebensabend leisten können. Das war nicht seine Art, er arbeitete ohne Pause an stets neuen Ideen. Am 13. Januar 1889 wurde ihm unwohl und seine Kräfte ließen stark nach. Am 21. Januar 1889 starb er. Zu seiner Beisetzung fand sich eine unübersehbare Menschenmenge zusammen. Mit ergreifenden Liedern, vorgetragen von einem Quintett des Zipser Lehrervereins, endet die Verabschiedung dieses verdienstvollen Bürgers der Stadt. Die auf ihn gehaltenen Lobreden waren 1950 vergessen, als seine Grabstelle mit der Liquidation des Friedhofs abgerissen wurde.
Dr. Heinz Schleusener