Hochwasser Bratislava

Ein erfrischend kühles Bad

Der Sommer in Preßburg/Bratislava war heiß. Heißer als je zuvor. Die Temperaturen kletterten auf 37 Grad. Die Hitze war manchmal unerträglich. Noch vor dem zweiten Septemberwochenende überraschte eine gewaltige Wetterwende. Innerhalb weniger Tage sank die Tagestemperatur enorm. Und es regnete und regnete. Hochwasser überschwemmte Mitteleuropa – von Bayern über Tschechien bis nach Polen. Auch Österreich und die Slowakei blieben nicht verschont. In unserer Hauptstadt erreichte der Wasserpegel der Donau am 16. September einen Höchststand von 981 Zentimetern.

Genau in dieser Zeit nahm ich meinen lang ersehnten Urlaub. Eine Woche in Nordmähren und Südpolen, Treffen mit Vertriebenen aus Schlesien in Troppau (Opava), NATO-Tage in Engelswald (Mošnov) bei Mährisch Ostrau (Ostrava)… Sonntagabend, als ich ins Haus der Begegnung in der Halašova-Gasse kam, um noch einige Sachen abzuholen, überkam mich ein ungutes Gefühl. Beim Öffnen der Haustür roch es nach Feuchtigkeit. Ein schneller Blick in den Keller übertraf die schlimmsten Befürchtungen! Im Stiegenhaus plätscherte das Wasser. Mindestens ein halber Meter stand über dem Boden. Keller, Heizraum, Archiv – alles voll Wasser. Die Pumpe im Entwässerungsschacht hatte ihren Geist aufgegeben, obwohl ich sie vor etwa einem Monat zur Wartung gebracht hatte. Aber wo findet man in so einer Situation Hilfe? Feuerwehr, ob freiwillig oder beruflich, hatte andere Probleme. Teile der Stadt waren überschwemmt, andere bedroht. Was kümmert die jetzt ein Keller voller Wasser!

Im Vertrauen auf Gott fügte ich mich meinem Schicksal und betete, dass das Wasser bis zum Morgen nicht das elektronische System der Heizung und die Elektroinstallation der Beleuchtung und Lüftung erreichen würde. Der Urlaub war buchstäblich ins Wasser gefallen!

Montagmorgen fahre ich zu meinem Arbeitsplatz im Staatlichen Geologischen Institut. Unser Wartungstechniker lacht mich mit grimmiger Miene an: „Pumpe? Schau dir das Desaster im Keller an!“ Dort und in den angrenzenden Garagen sah es noch schlimmer aus als bei uns im Haus der Begegnung. Beide Pumpen des Wartungsteams waren in vollem Einsatz! Was nun? Mir kam eine Idee. Ich rannte über das Stiegenhaus in den zweiten Stock. Dort gab es kein Wasser, aber die Abteilung Hydrogeologie. Die müssten doch so etwas wie Pumpen haben, oder? Richtig! Zehn Minuten später fahre ich mit einer 15 Kilogramm schweren Pumpe, die 10.000 Liter pro Stunde schafft, los. Doch es fehlte der Schlauch für das abgepumpte Wasser. Schnell zum nächsten Baustoffhandel. Problem: „Schläuche? Ha, die haben wir nicht mehr! Alles ausverkauft!“ Beim dritten Händler hatte ich Glück und ergatterte 16 Meter Schläuche in zwei verschiedenen Durchmessern. Eine Reduktion bastelte ich mir selbst.

Im Haus der Begegnung war der Wasserpegel auf einen Meter über dem Boden gestiegen. Was jetzt? Ich musste den Entwässerungsschacht öffnen, die alte Pumpe ausbauen, die neue Pumpe zusammenbauen und in den Schacht senken, die Schläuche anschließen. Aber es fehlten zwei Meter Schlauch bis zur Kanalisation. Zwei Staubsaugerschläuche taten ihren Dienst, es dauerte jedoch länger, sie an das bestehende Schlauchsystem anzukoppeln.

Ich stand vor dem Stiegenhaus, unter mir kaltes Wasser! Die Lufttemperatur lag bei 6 Grad, das Wasser war noch kälter. Wenn ich zu lange nachdachte, würde ich es lassen. Also rein! Zum Glück kam mir noch in den Sinn, den Strom abzuschalten. Ich legte den Hauptschalter um. Sonst hätte der Verein vielleicht einen toten Regionsvorsitzenden oder einen toten „Trottel“ gehabt.

Es war stockdunkel im Stiegenhaus. Ich nahm die wasserdichte Taschenlampe, entledigte mich meiner Kleidung, stieg ins Wasser und tauchte in den Entwässerungsschacht. Kälte, Enge, Dunkelheit. Ich stand am Boden des Schachts und tastete nach der Pumpe. Auftauchen, tief durchatmen, wieder runter. Da war sie! Raus damit und die neue rein. Keine Minute später stand ich zitternd und mit klappernden Zähnen wieder auf der Stiege. Ich rannte ins Bad, wo ich vorsorglich den Gaswasserheizer auf Vollgas gestellt hatte. Nach fünf Minuten heißer Dusche konnte ich mich abtrocknen und anziehen. Pfuj Taibl, was für ein Erlebnis!

Ich stellte die Pumpe auf Volldruck und… nichts geschah! Ich hatte sie doch vorher überprüft? Sie lief einwandfrei! Aha, der Strom war ja abgeschaltet!

Dann lief alles. Die Pumpe surrte, der Schlauch wackelte wie eine tobende Kobra und Wasser spritzte in die Kanalisation. Nach fünf Stunden war der Keller leer und die Pumpe saugte die letzten Liter Wasser aus dem Entwässerungsschacht ab. Ich konnte das gesamte Gebilde – Pumpe, Schläuche und Kabel – trockenen Fußes abbauen, ließ jedoch die Schläuche an Ort und Stelle. Endlich ging ich nach Hause. Es regnete noch immer.

Dienstagmorgen musste ich die Pumpe zurückbringen, da sie anderweitig gebraucht wurde. Eine Flasche Hochprozentiges als Dank. Und weiter ging’s. Im Haus der Begegnung blickte ich mit Bestürzung ins Stiegenhaus und sah erneut Wasser im Keller. Der Entwässerungsschacht war voll und am Boden standen 15 bis 20 Zentimeter Wasser. Was nun? Ich fuhr zu dem Baumaterialhändler, bei dem ich gestern einige Pumpen gesehen hatte. Dort stand die letzte. Schnell griff ich zu, bevor mir jemand zuvorkam. Der Ausstoßstutzen fehlte jedoch. Ein schneller Blick ins Regal – da lag etwas Passendes. Ich probierte es aus, die Windungen passten. Anschrauben und los!

Wieder stand ich im dunklen Stiegenhaus. Wieder der verdammte kalte Tauchgang, danach eine heiße Dusche. Die Pumpe funktionierte, der Wasserstrahl schoss in die Kanalisation. Nach zwei Stunden war der Keller trocken und die Lüftungsventilatoren saugten die feuchte Luft ab. Endlich konnte ich zur Arbeit ins Büro fahren.

Mittwochmorgen, Kontrolle im Haus der Begegnung. Nur kurz. Der Keller war voll, der Entwässerungsschacht stand unter Wasser und am Boden waren 10 bis 15 Zentimeter Wasser. Glücklicherweise war kein weiterer Tauchgang nötig, da alles installiert war. Pumpe an und zwei Stunden warten, bis alles abgepumpt war. Die Ventilatoren liefen die ganze Zeit, um trockene Luft in den Keller zu bekommen.

Donnerstagmorgen dasselbe Spiel. Nur noch 5 bis 10 Zentimeter Wasser über dem Kellerboden. Nach einer Stunde war Feierabend im Haus der Begegnung, und ich konnte wieder zur Arbeit.

Freitagmorgen. Das gleiche, aber nur noch Wasser im Entwässerungsschacht. Wieder eine Stunde warten und dann ins Büro.

Samstagmorgen. Ich schreibe diesen Bericht und lache über mich selbst und die Welt. Erst jetzt fällt mir ein, dass der Tauchgang völlig unnötig war. Ich hätte das Wasser auch etappenweise abpumpen können, ohne in die Kälte zu springen! Aber vor zehn Tagen hatte ich mit Genuss ein erfrischend kühles Bad genommen.

RNDr. Michael Stolár, O.G.C.

Regionsvorsitzender Preßburg