Auf den Spuren unserer Ahnen
Die Ortsgruppe des Karpatendeutschen Vereins in Kaschau/Košice hat für ihre Mitglieder ein interessantes Projekt vorbereitet: „Auf den Spuren unserer Ahnen“. Auch in diesem Jahr war das Interesse sehr groß und die Zahl der Teilnehmer stieg sogar auf 38 an. Am 25. Oktober 2024 war es dann so weit: Wir unternahmen unseren Ausflug in das Zipser Gebiet in der Hohen Tatra.
Unsere Idee war, den Teilnehmern die Persönlichkeiten dieses Gebietes vorzustellen. Mit der Gemeinde Großschlagendorf/Veľký Slavkov sind Paul Weszter (1843-1921) und Dr. Michael Guhr (1873-1933) verbunden. Beide sind hier geboren und auch beerdigt. Unsere Schritte führten zu deren Grabstätten, wo wir Chrysanthemen aufgestellt und Kerzen angezündet haben. Hier hat Frau Dubíková über die wichtigsten Ereignisse im Leben beider Persönlichkeiten berichtet.
Weszter und Dr. Guhr
Paul Weszter hat als Erwachsener ein Grundstück in Großschlagendorf geerbt und begann hier zu wirtschaften. Im Jahre 1881 kaufte er mit seinen zwei Schwagern Michael Guhr dem Älteren und Samuel Nitsch, einem Nachkommen der ungarischen Adelsfamilie Máriássy, eine Wiese, die „Polianka“ genannt wurde und auf der ein Forsthaus stand. Dieses wurde im Laufe der Jahre zwar umgebaut, steht aber bis heute als das „Forsthaus Sosna“. Im Jahre 1888 begann das Trio Weszter, Guhr der Ältere und Nitsch für Touristen Gästehäuser zu bauen. Damit legten sie den Grundstein für die Siedlung, die den deutschen Namen Schönau bekam, später Weszterheim und im Jahre 1919 ungarisch Széplak hieß. Heute kennen wir diese Siedlung als Tatranská Polianka. Sie wurde durch Michael Guhr richtig bekannt – den Neffen von Paul Weszter. Er förderte seinen Neffen und ermöglichte ihm das Studium der Medizin in Budapest, Wien und in Berlin. Noch als Medizinstudent übernahm er die Betreuung der sich in den Gästehäusern erholenden Gäste. 1896/97 entstand ein Badehaus und Michael Guhr führte hier als promovierter Arzt Kaltwasserkuren durch, integrierte in die Behandlungsmethoden auch die Luft und Sonne der Tatra. Guhr war nicht nur Arzt, sondern auch ein großer Sportler. Man kann sagen, dass Dr. Michael Guhr ein Bahnbrecher im Skilaufen, Rodeln und in der Touristik in der Hohen Tatra war. Durch seine Unterstützung der Wintersportarten lockte er immer mehr Touristen an.
Gregor von Bersevizcy
Eine weitere bedeutungsvolle Persönlichkeit in der Zips ist Gregor von Bersevizcy (1763-1822), der in Großlomnitz/Veľká Lomnica geboren und auch beerdigt wurde. Als Gregor sieben Jahre alt war, starb sein Vater und seine Erziehung übernahm der Bruder der Mutter. Zunächst lernte er bei Privatpädagogen, dann am evangelischen Lyzeum in Kezmark/Kežmarok. Der gute Ruf, den die Göttinger Universität in Europa hatte, weckte auch bei Gregor Interesse. Kaiser Joseph II. unterstützte Studien im Ausland und so reiste er 1784 mit Empfehlung der Staatskanzlei nach Göttingen, um dort Geschichte, Staatswissenschaften und Philosophie zu studieren. Als 23-Jähriger lebte er drei Monate in Paris, danach ging er weiter nach London. Aus den bei seinen Reisen gemachten Erfahrungen und Erlebnissen formte sich Gregor ein eigenes Weltbild. Nach seiner Rückkehr 1787 sollte er dem Kaiser persönlich berichten. Der Kaiser soll ihn mit folgenden Worten entlassen haben: „Ich bin mit ihnen ganz zufrieden.“ Als Kaiser Joseph II. 1790 starb, beendete Gregor von Bersevizcy seine Tätigkeit in der Verwaltung, da seine Reformen nicht mehr unterstützt wurden. Er zog sich wieder auf seine Besitzungen in der Zips zurück. Hier widmete er sich der wissenschaftlichen Arbeit. Seine Eltern gehörten zum ungarischen Adelstand. Sie haben zwei Schlösser in Veľká Lomnica gebaut. Im Jahre 1783 schenkte Gregors Mutter Barbora Horváth-Stansithová aus ihrem eigenen Grundbesitz dem Dorf Großlomnitz einen Bauplatz für die evangelische Kirche mit dem Pfarramt und eine Schule. Im Oktober 1785 konnte in dem Neubau schon der erste Gottesdienst abgehalten werden.
Uns wurde ermöglicht, diese evangelische Kirche zu besuchen. Von der Kirchendienerin Frau Mária Wenzelová wurden wir herzlich willkommen geheißen und die von ihr vorbereitete Ansprache über die Kirche wurde von Frau Budajová vorgelesen. Nach der Besichtigung der Kirche wurden wir zu einer kleinen Bewirtung eingeladen. Es war überraschend und beeindruckend, mit wie viel Liebe und Empathie uns Frau Menzelová empfangen hatte. Dankend verabschiedeten wir uns von ihr mit besten Wünschen für die Zukunft.
Berseviczy-Schloss und Tatralomnitz
Ein Schloss von Berseviczy gehört heute dem Staat und wird jetzt renoviert. Das zweite Schloss von Berseviczy ist im Privatbesitz der Familie Kornaj. Wir konnten das Schloss besichtigen und die heutigen Besitzer haben uns von ihren Plänen erzählt. Gregor von Berseviczy hat sich sehr für die Zipser eingesetzt. Besondere Beachtung fanden seine ökonomischen Publikationen. Er kritisierte die Situation der Bauern und Nicht-Adligen, analysierte Finanzen und Handel in Ungarn und zeigte Wege für Verbesserungen. Die Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen würdigte seine Arbeit mit der Berufung zum Ehrenmitglied. Im vorigen Jahr erinnerte Großlomnitz/Veľká Lomnica an sein 260. Geburtstagsjubiläum.
Das Ziel unserer Reise war Tatralomnitz/Tatranská Lomnica. In der Pension Zora erwartete man uns mit einem leckeren Mittagessen – einem Entenschmaus, was typisch für diese Jahreszeit ist. Danach stand den Teilnehmern ein freier Nachmittag zur Verfügung. Bei herrlichem Sonnenwetter konnten sie in der Natur der Hohen Tatra einen Spaziergang durch Tatranská Lomnica machen. Um 16 Uhr verabschiedeten wir uns von der schönen Gebirgsgegend. Mit reichen Erlebnissen und schönen Erfahrungen fuhren wir zufrieden zurück nach Košice.
Das Echo der Teilnehmer der Reise war positiv. Sie schätzten, dass er perfekt organisiert war, wir viel über unsere Ahnen erfahren haben und das Wetter uns einen herrlichen Altweibersommertag organisiert hat und in Tatralomnitz konnten wir unsere Gesundheit stärken, das war nützlich für alle. Wir danken ganz herzlich den Organisatoren und freuen uns auf unsere nächsten Aktionen.
ADU