Am Umbruch: Neue Ausstellung in der Ostslowakischen Galerie
Kunst wird durch Politik und Gesellschaft beeinflusst. Deshalb oder trotzdem unterliegt sie einem Wandel. Diesem Thema nimmt sich die Ausstellung „Na Prelome“ in der Východoslovenská Galéria in Kaschau/Košice für die Jahre 1890 bis 1918 an. Gezeigt werden nicht nur Werke bekannter Künstler dieser Zeit wie Ladislav Mednyanszky und Martin Benka, sondern auch die Gemälde von Zipser Künstlern wie Boemm, Czölder, Forberger und Katona sind zu sehen und lohnen einen Besuch.
Die Ausstellung bezieht sich auf die Kunst in den Jahren um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Sie zeigt hauptsächlich eigene Objekte der Sammlung der Ostslowakischen Galerie, ergänzt mit aus anderen slowakischen und ausländischen Galerien ausgeliehenen. Alle ausgestellten Werke, es handelt sich um Gemälde, Zeichnungen, Poster und Skulpturen, sind vor 1918, dem Jahr der Gründung der ersten tschechoslowakischen Republik, entstanden und spiegeln den sich in dieser Zeit vollzogenen Wandel in der Kunst wider.
Neue Kunstzentren und -siedlungen
Wie anderswo in Europa, löste sich die Kunst in und um Kaschau vom klassischen, durch die Donau-Monarchie geprägten Kunstverständnis. Das bisherige mitteleuropäische Kunstzentrum Wien bekam mit Paris, München und Budapest Konkurrenz. Auch die Region um Kaschau mit seinen Künstlern slowakischer, ungarischer und deutscher Nationalität spielt hier eine bedeutsame Rolle. In Frauenbach/Veľká Baňa (heute Rumänien), Sollnok/Szolnok und Kecskemet (heute Ungarn) sowie Detva entstanden Künstlersiedlungen, in denen das Malen in der „freien Natur“ das „akademische Malen“, also das Darstellen von Personen und Gegenständen in Räumen durch Motive in Natur und Landschaft mit viel Licht ersetzt wurde.
Aus der Zips nach Budapest
So ist es nicht verwunderlich, dass auch Zipser Maler den Weg in die neuen Zentren suchten und fanden. Von einigen später in Budapest lebenden Malern finden wir Bilder in der Ausstellung. Dazu zählen Rita Boemm (geb. am 20. Januar 1868 in Leutschau/Levoča), Dezider Czölder (geb. am 9. September 1875 in Göllnitz/Gelnica) der vielleicht mehr bekannte Ferdinand Katona (ursprünglicher Name Nathan Ferdinand Kleinberger, am 12. September 1864 in Altendorf/Spišská Stará Ves geboren) und Eugen Szepesi Kuszka (geb. am 7. Dezember 1885 in Zipser Neudorf/ Spišská Nová Ves). Diese vier starben auch in Budapest. Auf zwei weitere Zipser Maler in der Ausstellung soll hingewiesen werden: Den Kesmarker Wilhelm Forberger (geb. 28. Mai 1848, gest. 28.10.1928 in Piešťany) dessen Bild „Popradské Pleso“ im Katalog genannt, aber nicht ausgestellt war, und Viktor Olgyai (geb. am 1. Nov. 1870 in Zipser Neudorf), der mit mehreren Bildern vertreten ist.
Künstlerische Kostproben
Vielleicht wecken die Aufnahmen von ausgewählten Bildern das Interesse an einer Besichtigung der Ausstellung. Diese ist noch bis zum 26. Mai 2019 geöffnet. Viel Freude beim Besuch!
Dr. Heinz Schleusener