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Jahresabschluss in Pressburg

Das Jahr neigte sich langsam seinem Ende entgegen. Doch bei der Ortsgruppe Pressburg/Bratislava des Karpatendeutschen Vereins standen noch einige Veranstaltungen an. Denn Nikolo-Abende und ein ökumenischer Gottesdienst kennzeichneten hier den Jahresabschluss.

Die Tätigkeit des Karpatendeutschen Vereins in Pressburg war seit seiner Gründung vor allem auf den Erhalt unserer deutschen Muttersprache ausgerichtet. Unsere Bemühungen galten besonders der Errichtung von Kindergärten und Schulen sowie Mittelschulen mit erweitertem Deutschunterricht.

Diese traditionellen Veranstaltungen halfen auch vielen Landsleuten, das Trauma der Nachkriegsjahre und die langen Jahre der Unterdrückung und Erniedrigungen zu überwinden. Wir erinnern uns an die allerersten Karpatendeutschen Tage, mit jeweils mehr als tausend Besuchern, die darauffolgenden zahlreichen Pressburger Treffen, unzählige kulturelle Nachmittage und Gedächtnisfeiern, viele Besuche in unserer Begegnungsstätte, die wir mit vertriebenen Landsleuten, die eine neue Heimat in Österreich, Deutschland und auch irgendwo in der Welt gefunden haben, sowie auch an Teilnahmen an den vielen Feierstunden bei Freunden in den Regionen der Slowakei.

Viele Freundschaften entstanden

Für uns und auch für die nachfolgende Generation besteht daraus die ehrenvolle Pflicht, dieses Erbe zu bewahren und auch weiterhin zu pflegen.

Das Jahr 2018 ist ein Beweis dieser Bemühungen. Gleich nach Jahresbeginn gab es zwar einige sorgenvolle Debatten, die uns der Generationswechsel mit manchen politischen, wirtschaftlichen und besonders kulturellen Veränderungen beschert hat. Und das nun antretende Jahr muss nun entscheidende Änderungen für die Fortsetzung der segensreichen Arbeit unserer karpatendeutschen Volksgruppe bringen. Alle unsere im Jahr 2018 organisierten Veranstaltungen sind ein Beweis deren Lebensfähigkeit. Nach einer (turbulenten) Jahresversammlung, einem gut besuchten Pressburger Treffen im Deutschen Kulturhaus in Ratzersdorf/Rača und dem seit Jahren erfolgreich veranstalteten Wettbewerb im Vortragen von Poesie und Prosa in deutscher Sprache für Schüler der Grund- und Mittelschulen haben wir beschlossen, das Jahr plangemäß abzuschließen.

Nikoloabend in Österreich

Die erste Gelegenheit ergab sich, als wir von unseren Landsleuten aus Österreich eingeladen wurden, an ihrem Nikoloabend teilzunehmen. Diese Abende haben schon seit Jahren im Reigen unseres Jahresplans ihren festen Platz. Besonders die älteren Mitglieder erinnern sich gerne an die vielen, unvergesslichen Nikoloabende in Maria Enzersdorf, bei den lieben Pressburger Landsleuten Rosi und Mathias Macher, die hier eine neue Heimat gefunden haben. Als dann beide, Mutter und Sohn, gestorben sind, wurde die schöne Tradition nach Wien ins Haus der Heimat verlegt. Die Erinnerung bleibt und so fahren wir gerne alljährlich nach Wien, um mit unseren Freunden eine besinnliche Stunde zu erleben.

Auch diesmal wurden wir von unseren „Wienern“, nach einem lautstarken Empfang, mit einem wunderbaren vorweihnachtlichen Programm überrascht. Gute Musik wurde von einer Gruppe von Musikern vorgetragen. Diese Gruppe, bestehend aus jüngeren und auch älteren Musikpädagogen, die auf ihren gut gehüteten und aus Privatbesitz stammenden historischen Instrumenten musizieren und das unentgeltlich, zu ihrer eigenen und der Freude ihrer Zuhörer. Eine Anfrage bei diesen musikbegeisterten Enthusiasten genügte. Davon können wir nur träumen und das wäre bei unseren Verhältnissen kaum zu erreichen.

Gut vorgetragene Lesungen und besonders das gemeinsame Singen der alten Weihnachtslieder schenkte uns allen, die wir dabei sein durften, ein unbeschreibliches Gefühl der Gemeinsamkeit.

Nikoloabend in der Begegnungsstätte

Nach diesem schönen Erlebnis in Wien hatten wir auch einen Nikoloabend in der Begegnungsstätte in Pressburg. Einladungen wurden verschickt, unser bayerischer Chefkoch hantierte den ganzen Tag in der Küche, um ein wirklich exzellentes Mahl zu kreieren. Für die Kinder wurden dank einiger Sponsoren üppige Nikolopackerln vorbereitet. Auch ein entsprechendes Programm mit Lesungen und Musik wurde zusammengestellt und vorgetragen. Und dann wurden schließlich die Packerln von unserem fast dreißig Jahre lang „diensthabenden“ Nikolaus (Dr. M. Stolár) an alle, die gekommen sind, verteilt. Nur mussten wir feststellen, dass nicht allzu viele unserer Mitglieder den Weg in die Begegnungsstätte gefunden haben.

Ich erinnerte mich an so manchen turbulenten Nikoloabend, wo unser armer Nikolo von hundert Kindern beinahe erdrückt wurde. Aber auch so wurde es ein besonders gut gelungener Abend und wir konnten einige geruhsame und besinnliche Stunden miteinander verbringen.

Ökumenischer Adventsgottesdienst

Danach haben wir uns auf den ökumenischen Adventsgottesdienst konzentriert, ohne den ein Jahresabschluss in unserer Region undenkbar ist. Und so machten wir uns an die Vorbereitungen. Es war ein Gottesgeschenk, als uns unser gutgesinnter Mons. Jozef Jančovič von der katholischen Kirche, der uns schon seit einigen Jahren bei diesen Gottesdiensten begleitet, sofort zugesagt hat, mit uns zu feiern.

Jahresabschluss in Pressburg
Die Kirche war voll besetzt.

Die uns jahrelang bekannten Posaunisten waren auch bereit, die Einleitung zu übernehmen. Zur Unterstützung unserer Singenden Omas, die ja schon aus Gesundheits- und Altersgründen nicht mehr so singen wie vor Jahren, haben wir dann unsere Freunde von der evangelischen Gemeinde gebeten, uns zu helfen. Es haben sich die Damen vom Chor Oľga Horvátová, Mária Lumbroso-Jakšová, Anna Valentková sowie die leitende Pfarrerin der evangelischen Gemeinde der Pressburger Altstadt, Anna Polcková, bereit erklärt, uns mit ihrem Gesang zu unterstützen.

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Auch der Nachwuchs war beim ökumenischen Gottesdienst dabei.

Auch Dr. Michaela Posch, die unseren Mitgliedern als Moderatorin von mehreren Veranstaltungen bekannt ist, hat spontan ihre Hilfe zugesagt. Dann haben sich auch die Kinder der Grundschulen (Hlboká und Za kasárňou) dazugesellt und so konnten wir diesem Ereignis zuversichtlich entgegensehen.

Nachdenkliche Momente vor Weihnachten

Frau Pfarrerin Anna Polcková bewies ihr freundschaftliches Entgegengekommen, auch bei ihrer weiteren Mitarbeit bei der Adventsandacht. In ihrer Predigt hat sie auf Spannungen in der Welt, die es seit Jahrtausenden gibt, und auch in der jetzigen Adventszeit uns wegen ihrer Aktualität beschäftigen, hingewiesen, sodass es hilfreich wäre, einmal bewusst nachzudenken: „Wie verstehe ich mich in meinen Beziehungen zu meinem Mitmenschen, zu mir selbst, zu Gott?“ Die Antwort wäre „Gott hat uns den Weg geebnet für unsere Klagen, Spannungen und Hoffnungen! Das sei eine Losung für Weihnachten“.

Erfreulich war auch die Teilnahme s. E. des Botschafters der Bundesrepublik Deutschland Herr Dr. Joachim Bleicker. Auch der Militärattaché Herr Joachim Schmidt mit seiner Familie und unser Landesvorsitzender Herr Dr. Ondrej Pöss mit Gemahlin haben uns mit ihrer Teilnahme beehrt. Als sich dann die kleine Kirche langsam füllte, überkam uns ein Gefühl der Dankbarkeit und in unseren Herzen wurde es „Weihnachten“.

Mit Hilfe eines gütigen Gottes wollen wir das Neue Jahr erwarten. Das wünschen wir allen unseren Freunden und Lesern des Karpatenblattes.

(st)