Evakuierung der Deutschen aus der Slowakei
Das Themenfeld „Flucht, Vertreibung, Migration, Asyl“ gehört sicher zu den häufigsten Gesprächsgegenständen in den letzten drei bis vier Jahren. In der Geschichtsschreibung der vertriebenen Deutschen steht die Benennung „Flucht und Vertreibung“ schon 75 Jahre im Vordergrund. Auch bei den Begegnungen der Karpatendeutschen wird das Thema oft besprochen.
Durch die Ereignisse in der Slowakei in den Jahren 1944 bis 1946 begann ein Weg, an dessen Ende bei den meisten Karpatendeutschen der Verlust ihrer Heimat stand.
Unter „Flucht und Vertreibung“ versteht man die Zwangsmigration von etwa zwölf Millionen Deutschen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und den deutschen Siedlungsgebieten der Länder Ostmittel- und Südosteuropas. Die „Flucht und Vertreibung“ wird in zwei Hauptphasen unterteilt: zunächst ab 1944 die anfangs organisierte Evakuierung der Zivilbevölkerung vor der herannahenden Front, die zunehmend in eine unorganisierte Flucht überging. Die zweite Phase folgte gleich nach Kriegsende, die zunächst meist eine mit Gewalt verbundene Vertreibung war und nachher die staatlich organisierte Zwangsaussiedlung.
Umfangreiche Publikationen
Die unmittelbaren Evakuierungsabläufe wurden von den betroffenen Karpatendeutschen aus verschiedensten Perspektiven schon vielmals beschrieben. Vor allem in den Heimatbüchern, Biografien oder Zeitschriften wurden Berichte veröffentlicht und Dokumentationen entstanden. Sie bilden ein sehr buntes Bild der damaligen Lage der einzelnen Personen, Familien oder Gemeinden.
Auf Archivforschungen beruhen die Studien zur Evakuierung aus der Slowakei von unserem Landsmann, dem Krickerhauer Rudolf Melzer. In der slowakischen Geschichtsschreibung findet man in den letzten 30 Jahren zu diesem Thema Studien von Dušan Kováč, Soňa Gabzdilová, Milan Olejník, Michal Schvarc.
Evakuierung der Deutschen aus der Slowakei
In diesen Tagen ist im renommierten Verlag Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen das Buch „Die Evakuierung der Deutschen aus der Slowakei 1944/45“ erschienen. Die Autoren sind die renommierten Historiker Prof. Dr. Martin Zückert vom Collegium Carolinum in München, Dr. Michal Schvarc und Dr. Marina Fiamová, beide von der Slowakischen Akademie der Wissenschaften in Preßburg. M. Schwarz ist auch Mitarbeiter unseres Museums und aktiver Teilnehmer der Veranstaltungen der Karpatendeutschen Verbände in Deutschland.
Das jetzt erschienene Buch basiert auf umfassenden Archivrecherchen und Literaturkenntnis. Es erlaubt uns auch einen Einblick in das Evakuierungsgeschehen und damit zusammenhängende, oft bisher nicht bekannte, Vorgänge. Dermaßen qualifizierte Beiträge über diesen Geschichtsabschnitt der Karpatendeutschen können wir nur begrüßen.
Ondrej Pöss