Im Fokus: die deutsche Minderheit in Dänemark
Wir stellen Ihnen das ganze Jahr über einmal pro Monat eine andere deutsche Minderheit vor. Dabei blicken wir über den Tellerrand in andere Länder. Dieses Mal werfen wir einen Blick nach Dänemark.
„Das Bekenntnis zum deutschen Volkstum und zur deutschen Kultur ist frei und darf von Amts wegen nicht bestritten oder nachgeprüft werden. (…) Selbstbewusstsein, Toleranz und Offenheit zeichnen die deutsche Volksgruppe Dänemarks aus“, heißt es in den Bonn-Kopenhagener Erklärungen von 1955.
Die deutsche Minderheit Dänemarks ist heute gut in die dänische Gesellschaft integriert. Sie gilt sie als Brückenbauer zwischen den Deutschen und den Dänen.
Die deutsche Minderheit in Dänemark entstand 1920 nach dem Versailler Friedensvertrag durch eine Volksabstimmung. Aus dieser resultierend verschob man die Grenze Dänemarks etwa 75 Kilometer nach Süden, so dass die dort lebenden Deutschen zu dänischen Staatsbürgern wurden. Diese Region wird als Nordschleswig bezeichnet. Zwar gab es in der Zwischenkriegszeit Bemühungen um eine Grenzrevision, Nordschleswig blieb jedoch selbst während der Besatzung durch Nazi-Deutschland dänisch.
Neuformation nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu einer Neuformation der deutschen Minderheit Dänemarks. Sie erklärte sich loyal zum dänischen Staat und dessen Verfassung und erkannte zudem die dänische Grenze von 1920 an. Mit den Bonn-Kopenhagener Erklärungen von 1955 erhielt das deutsch-dänische Grenzland sogar ein eigenes Grundgesetz.
Heute umfasst die deutsche Volksgruppe etwa 15.000 Mitglieder. Sie wird vertreten durch den Bund Deutscher Nordschleswiger. Interessant ist, dass die dänische Minderheit in Deutschland fast vier Mal so groß ist. Die Zugehörigkeit zur deutschen Minderheit in Dänemark ist optional und eng mit der Wahl des Kindergartens und der Schule verzahnt. Denn beide Volksgruppen unterhalten eigene Kindergärten und Schulen und geben eine eigene Tageszeitung heraus. Auch bieten sie viele sportliche und kulturelle Aktivitäten an.
Die Angebotsvielfalt im deutsch-dänischen Grenzland verstärkt die Attraktivität der Region, wodurch unter anderem Wirtschaft, Kultur und Tourismus gestärkt werden.
Vorbildhafte Minderheitenrechte
Überdies gelten die umfangreichen Minderheitenrechte der Deutschen in Dänemark in vielerlei Hinsicht als Vorbild für Minderheiten in ganz Europa. Deshalb dürfte es auch kaum verwunderlich sein, dass von 1994 bis 2007 ein Deutschdäne an der Spitze der FUEN (Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten) stand. Mit ihren über 90 Mitgliedsorganisationen in 33 europäischen Ländern agiert die FUEN als Dachorganisation der autochthonen Minderheiten in Europa.
Im Zuge des europaweiten Museumsbooms entstand in den 1990er Jahren das Deutsche Museum Nordschleswig im „Haus des Verbandes Deutscher Büchereien“. Dies wurde vor allem durch den Verein „Haus für deutsche Geschichte und Kultur in Nordschleswig“ ermöglicht. Die Dauerausstellung des Museums wurde 2004/2005 grundlegend neugestaltet und zeigt die wechselvolle Geschichte der deutschen Minderheit Dänemarks ab dem 19. Jahrhundert sowie Arbeiten deutscher Künstler. Das Museum kann montags, dienstags und freitags ab 10 Uhr besucht werden.
Patricia von Mellenthin