Redewendung Wie der Ochse vor dem Scheunentor stehen

Redewendungen auf den Zahn gefühlt

Redewendungen sind ein fester Bestandteil der deutschen Sprache und finden auch heute noch Verwendung in unserem Alltag. In passenden Situationen bringen sie häufig eine Sache genau auf den Punkt, wo sonst eine umständliche und wortreiche Umschreibung nötig wäre.

Viele Menschen allerdings, die ganz selbstverständlich Redewendungen nutzen, kennen ihre tiefere Bedeutung nicht, denn viele sind schon vor langer Zeit entstanden. Somit sind Redewendungen ein wichtiger Teil und Ausdruck unseres kulturellen Erbes. Wir stellen regelmäßig im Karpatenblatt die Bedeutung und Herkunft einiger Redewendungen alphabetisch vor. Fallen Ihnen auch interessante Redewendungen ein? Schreiben Sie uns!

O

Ein Oberlehrer sein

Mit dieser Verbindung bezeichnet man jemanden, der andere stets belehrt und sich mit seinem Wissen vor anderen profiliert. Im deutschen Sprachraum war die Bezeichnung „Oberlehrer“ eine Amtsbezeichnung an Volksschulen und weiterführenden Schulen. Heute ist diese Benennung eher selten, öfter verwendet man sie für „Besserwisser“.

Oberwasser bekommen

Wenn jemand im Vorteil ist bzw. die Oberhand gewinnt, bekommt er Oberwasser. Der Ursprung dieser Redewendung liegt in der Sprache der Müller: Das im Mühlteich angestaute Wasser trieb als Oberwasser das Mühlrad an, das von ihm abfließende Unterwasser war wesentlich weniger kraftvoll.

Einen Obolus entrichten

Dies bedeutet einen nicht ganz freiwilligen finanziellen Beitrag leisten, ein Opfer bringen, oder Eintritt zahlen, Trinkgeld geben. Die Herkunft dieser Redewendung führt in das antike Griechenland zurück. Der Obolus war dort eine Münze, die nicht besonders wertvoll war. In der Mythologie spielte sie allerdings eine große Rolle: Einer Sage nach wollte der Fährmann Charon einen Obolus haben, wenn er die Toten über den Fluss Acheron ins Reich der Toten, den Hades, brachte. Die Hinterbliebenen sahen es als ihre Pflicht, den Verstorbenen einen Obolus unter die Zunge zu legen, damit er sein Fährgeld bezahlen konnte.

Eine wahre Odyssee

Diese Redewendung benützt man, wenn man eine lange Irrfahrt voller Umwege oder eine abenteuerliche Reise beschreiben will. Ihr Ursprung geht auf das 8. Jahrhundert vor Christus zurück, als der griechische Dichter Homer den Versepos Odyssee schuf. Der Epos schildert die zehn Jahre dauernden abenteuerlichen Irrfahrten des Odysseus auf seiner Heimreise vom trojanischen Krieg auf die griechische Insel Ithaka.

Wie ein Ochse vorm Scheunentor stehen

Wenn jemand wie ein Ochse vor dem Scheunentor steht, weiß er nicht, wie es weitergehen soll. Die Redewendung ist ziemlich alt, selbst Luther gebrauchte sie schon. Sie verweist darauf, dass das Tier hilflos vor etwas völlig Normalem herumsteht.

Sich etwas hinter die Ohren schreiben

Wer sich etwas gut merken und nicht vergessen sollte, sollte es sich hinter die Ohren schreiben. Diese Redewendung geht auf einen alten Rechtsbrauch aus dem Mittelalter zurück. Verträge wurden damals häufig nicht schriftlich gemacht, da viele Menschen nicht lesen und schreiben konnten. Bei wichtigen Regelungen wie beispielsweise der Festlegung von Grenzen wurden die Kinder der Verhandlungspartner dazu geholt, damit sie notfalls noch in der nächsten Generation als Zeugen aussagen konnten. Bei der Vertragsschließung bekamen die armen Kleinen eine saftige Ohrfeige damit sie sich diesen Ort merkten. Man schrieb ihnen also die Positionen hinter die Ohren.

Es faustdick hinter den Ohren haben

Wenn jemand durchtrieben, raffiniert oder besonders frech ist, hat er es faustdick hinter den Ohren. Dem alten Volksglauben nach hatte die Verschlagenheit ihren Sitz hinter den Ohren.

Noch grün hinter den Ohren sein

Diese Redewendung benützt man, wenn man jemanden als unreif oder unerfahren bezeichnen will. Ihre Herkunft lässt sich jedoch nicht eindeutig bestimmen. Wahrscheinlich bezieht sie sich auf Gemüse oder Obst, das im unreifen Zustand grün ist. In der englischen Sprache benützt man für ähnliche Eigenschaften die Bezeichnung „greenhorn“.

Öl ins Feuer gießen

Wer Öl ins Feuer gießt, der vertieft einen Streit durch neue Argumente oder Provokationen. Wenn man Öl in ein Feuer gießt, lodern die Flammen auf. Diese Redewendung soll schon der römische Dichter Horaz verwendet haben.

Auf dem Olymp sitzen

Wenn jemand eine zu hohe Meinung von sich selbst hat oder auch durch die eigene Überschätzung sehr arrogant und herablassend anderen gegenüber wirkt, sitzt er sprichwörtlich auf dem Olymp. Der Olymp als der höchste Berg Griechenlands war in der griechischen Mythologie Sitz der Götter.