Auswege aus der Armut
Die Schülerinnen und Schüler der 11. Klasse der Deutschen Schule Bratislava besuchten am 25. Oktober den mobilen Escape Room der Organisation ETP Slovensko. In dem zum Escape Room umgebauten Wohnwagen konnten die Schülerinnen und Schüler am eigenen Leib nachfühlen, wie es ist, in Generationen-Armut aufzuwachsen und wie schwer es ist, dieser zu entfliehen. ETP-Projektkoordinator Antoine de Hertogh war auf Einladung des Karpatendeutschen Vereins mit dem Escape Room extra aus Kaschau/Košice angereist und stellte in einer Diskussionsveranstaltung am Abend andere Projekte des Bürgervereins vor und diskutierte mit den Teilnehmenden über Wege und Hilfen aus der Armut.
Am Morgen des 25. Oktober geht es für die 11. Klasse der Deutschen Schule Bratislava (DSB) los. Auf dem Parkplatz der Schule wartet der Escape Room auf sie. In Dreiergruppen begeben sich die Schülerinnen und Schüler in den umgebauten Wohnwagen und die Tür schließt sich hinter ihnen. Nun müssen sie den Schlüssel finden, um zu entkommen, doch zwischen dem Ausweg und der Gruppe stehen einige Herausforderungen. Sie müssen Schulden zurückzahlen, anderen helfen und schließlich auch eine neue Wohnung finden. Das scheint auf den ersten Blick nicht zu schwer, doch bevor man den Schlüssel für die neue Wohnung in Händen hält, muss man einen Berg von Schlüsseln durchsuchen – alle mit einer Erklärung, warum man diese Wohnung nicht bekommen hat.
Dies ist nur eine der vielen Aufgaben, die sich den Gruppen im Escape Room stellte. Die jungen Menschen waren mit Problemen konfrontiert, die sie aus ihrem Leben meist nicht kennen. Doch auch nachdem die Schülerinnen und Schüler in den zweiten Raum, der eine neue Wohnung darstellte, gekommen waren, gab es weitere Aufgaben, bei denen Antoine immer mal wieder einen hilfreichen Tipp geben musste. Diese Unterstützung ist allerdings Teil der Erfahrung, denn so Antoine: „In manchen Situationen brauchen wir einfach Hilfe von außen.“
Armut über Generationen hinweg
Doch was ist intergenerationelle Armut eigentlich? Armut findet sich leider an vielen Orten. Der Student, der am Ende des Monats nicht genug Geld hat, um Lebensmittel zu kaufen, ist beispielsweise in dieser Situation von Armut betroffen. Intergenerationelle Armut bezieht sich aber auf Armut, die in einer Familie oder Community schon über mehrere Generationen vorherrscht. Es ist viel schwieriger, der Armut zu entfliehen, wenn Eltern, Großeltern und die ganze Umgebung von Armut geprägt sind. Die Herausforderungen für Menschen aus solchen Verhältnissen sind so viel größer und werden von der Mehrheitsgesellschaft oft übersehen. Stattdessen verbreiten sich Stereotype und durch Diskriminierung haben es die Menschen noch schwerer, ihre Situation zu verbessern.
(K)ein Ausweg? – konstruktiver Austausch am Abend
Der Generationen-Armut zu entkommen, sei besonders schwierig und dies dauere meist zwei bis drei Generationen, erzählt Antoine de Hertogh am Abend bei der Diskussionsveranstaltung „(K)ein Ausweg? Was ist der Schlüssel raus aus der Armut?“ Die Veranstaltung, die vom Kulturattaché der deutschen Botschaft Stefan Kruschke und der Schulleiterin Carmen Nasse eröffnet wurde, gab den Schülerinnen und Schülern der 11. Klasse, interessierten Lehrkräften, Jugendlichen aus anderen Klassen und einigen externen Gästen die Möglichkeit, sich weiter mit der Thematik auseinanderzusetzen. Gemeinsam wurden die Erfahrungen aus dem Escape Room reflektiert und über Möglichkeiten der Hilfe diskutiert. Denn wie sich schon beim Escape Room gezeigt hat, brauchen wir manchmal die Hilfe von anderen und das ist auch gut so! Wir sollten einander helfen, wo wir können und so bleibt zu hoffen, dass diese Veranstaltung der Anstoß für zukünftige Projekte sein wird.
Max Rößler