Bergopferfest in Schmöllnitz
Mitte September fand in Schmöllnitz das Bergopferfest statt. Bei diesem Zweck wird nicht nur der religiöse Ursprung betonte und an die Bergbau-Vergangenheit erinnert, sondern es hat auch noch einen ganz anderen Zweck.
Unter den Klängen des Zipser Bergmannsliedes „Wann die Bergleut´ fahren ein“, nach Expertenmeinungen eines der schönsten Bergmannslieder Europas, betreten sechs Männer in Bergmannsuniform, vorweg der Fahnenträger, das Gotteshaus, in dem die Gemeinde schon wartet.
Die vom Einsiedler Posaunenchor kräftig intonierte Melodie berührt mich sehr und wahrscheinlich alle Gottesdienstteilnehmer. Es ist eine kleine, fast verschworene Gemeinschaft, die heute am 16. September 2018 das jährlich stattfindende Bergopferfest begeht. Es hat eine lange Tradition und neben dem religiösen Ursprung auch den Zweck, zur Finanzierung der kirchlichen Arbeit beizutragen. Die Gemeindemitglieder kaufen eine lange, weiße Kerze, die nach dem Opfergang um den Altar wieder zurückgegeben wird.
Ein besonderes Gotteshaus
Etwa dreißig Mitglieder gibt es in Schmöllnitz noch, die aber keine eigene Gemeinde mehr bilden, sondern der benachbarten Kirchengemeinde von Einsiedel angehören. So wird auch der Gottesdienst vom Einsiedler Pfarrer Sabanos gehalten. Als 1785 bis 1787 das Gotteshaus gebaut wurde, hatten Schmöllnitz und Schmöllnitz Hütte über 400 evangelische Einwohner, auch damals schon eine Minderheit, aber doch eine stattliche Anzahl, die den Bau eines eigenen Gotteshauses rechtfertigte.
Sie wurde nach den Regeln für die Artikularkirchen am Ortsrand erbaut. Da die Gemeinde sich jedoch in einem schmalen Tal in die Länge zieht, ist sie trotz der Randlage unweit der katholischen Kirche ziemlich zentral gelegen. Ein Glockenturm war den Evangelischen damals untersagt und so befinden sich die Glocken auf dem der Kirche benachbarten Grundstück, getragen von einem überdachten Eisengestell. Durch die erhöhte Lage können sie ungehindert von Gemäuer ihren Klang weit verbreiten. Der große Brand 1905 in Schmöllnitz hat die alte Kirche stark in Mitleidenschaft gezogen. Sie erhielt ein neues Dach und die Inneneinrichtung musste teilweise erneuert werden. Schon 1907 konnte sie neu geweiht werden.
Farbenspiel erfüllt den Raum
Zwei Bergleute stehen links und rechts vom Altar. Sonnenstrahlen fallen durch das runde Fenster oberhalb des Altares auf das Gesicht und den Strauß des rechts postierten Bergmannes. Die Fensterscheiben sind farblich getönt und entsprechend farbig fällt das Licht herein.
Es ist wie ein Zeichen, an diese Szene muss ich denken, als ich später in dem Gedicht „Onsre Kiäch“ (Unsere Kirche) von Franz Ratzenberger lese:
„Doch en da Kiäch de Sonnenstrohln hobn
Goa freundlich rein geschienen.
Ond doos hot ons de Hoffnung gebn:
Gott es getreu en Frommen,
Benn gean en seina Kiäch ba lebn,
Bee* ba** en Himmel kommen.
*werden **wir
Rudolf Göllner (Fotos Göllner)