Berühmte Zipser: Arzt Nikolaus Szontagh
Der Arzt Dr. Nikolaus Szontagh wurde in Unterkubin/Dolný Kubín im damaligen Komitat Arwa geboren. In der Zips lebte und wirkte er aber den größten Teil seines Lebens. Er war eine so bedeutende Persönlichkeit, dass ihn Samuel Weber 1901 in sein Werk „Ehrenhalle verdienstvoller Zipser des XIX. Jahrhunderts 1800-1900“ aufnahm. Der zutiefst religiöse Nikolaus Szontagh bewies seine Nächstenliebe als Mensch und Mediziner. Vor allem durch die Gründung des Ortes Neu-Schmecks/Nový Smokovec und den Bau der evangelischen Kirche erwarb er sich einen Platz in den Geschichtsbüchern.
Nikolaus kam am 11. August 1843 in Unterkubin auf die Welt und wurde vier Tage später getauft. Im Taufeintrag steht neben den zwei Vornamen Nicolaus und Christophorus der deutsche Nachname „Sonntag“.
Sein Vater Daniel, ein Oberstuhlrichter, war botanisch interessiert und begeisterte das Kind früh für das Beschäftigen mit der Natur. Nikolaus befasst sich so intensiv mit der Botanik, dass er bereits am Gymnasium in Ödenburg/Sopron Beiträge für die „Österreichische botanische Zeitschrift“ schrieb. Diese Zeitschrift verstand sich als gemeinnütziges Organ für „Botaniker, Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte, Apotheker und Techniker“.
Nach dem Abitur (1862) begann er in Wien das Medizinstudium. Hier setzte er seine Publikationen zur Botanik fort. Er berichtet für das Wochenblatt „Vasárnapi Ujság“ und die botanische Zeitschrift über die Pflanzenwelt in den Bergen seiner Heimat, wie der Weißen Karpaten, der Hohen Tatra und auch über die Flora des Komitats Ödenburg.
Daraus entstanden Artikel wie „Eine Exkursion auf den Rohác“ (1863) oder „Botanische Reise durch das Waagtal in die Centralkarpaten“ (1864). Im Autorenverzeichnis von 1853 ist er zwischen Professoren und Botanikern bereits mit der ungarischen Namensschreibweise „Szontágh“ zu finden, aber ohne den Zusatz de Igló, den Adelstitel der Familie.
Von Wien nach Pest und Schmecks
Im Jahr 1866 erlangt er in Wien den Grad eines Doktors der Medizin. In Pest beginnt er als Arzt zu praktizieren. Noch immer der Botanik verbunden, übernimmt er in der dort erscheinenden naturwissenschaftlichen Zeitschrift „Természettudományi közlöny“ die Verantwortung über deren botanischen Teil. Darüber hinaus publiziert er in ärztlichen und naturwissenschaftlichen Zeitschriften des In- und Auslandes.
Sein Interesse als Mediziner richtete sich auf die Heilwirkung und therapeutische Anwendung des Wassers.
Von 1872 bis 1876 ist er in verschiedenen Ländern tätig. Sein neuer Wohnsitz wird jedoch im Jahr 1873 Schmecks/Smokovec, das heutige Alt-Schmecks/Starý Smokovec. Hier wird er Kurarzt in der Kaltwasseranstalt. Außerhalb der Sommersaison arbeitet er in Deutschland, Frankreich, Italien sowie in der Türkei und den unter ihrer Hoheit stehenden Fürstentümern Moldau und Walachei. Auch dort wandert er viel, studiert Land und Leute aus der Sicht des Mediziners. Dabei denkt er darüber nach, wie er als Arzt in der Heimat neue Wege beschreiten kann.
Szontagh gründet Neu-Schmecks/Nový Smokovec
Der Ort Schmecks wurde 1793 in der Nähe einer sauren Quelle (Schlagendorfer Sauerbrunn) gegründet. Johann Georg Reiner, der 1833 den Ort pachtete und 1872 starb, verschaffte ihm durch Bauten zur Kaltwasserbehandlung und den touristischen Ausbau als Tatra-Füred einen Namen als Heilbad.
Nikolaus Szonntag hatte bereits kurz nach seiner Ankunft ernsthaft überlegt, ob dies ein guter Platz für seine Ideen sei und er überhaupt bleiben sollte. Tatsächlich fand er für seine Vorstellungen keine Unterstützung und dachte daran, die Koffer wieder zu packen. So jedenfalls schrieb er in einem Brief an seine Eltern. Aufgeben war aber nicht sein Stil und die von ihm in Kurorten der Schweiz (Davos) und Italien (Meran) gesammelten Erfahrungen führten zum Entschluss, südwestlich von Schmecks eine eigene Kureinrichtung aufzubauen. Sie wurde zu einem Erfolg und als Neu Schmecks/Nový Smokovec ein Konkurrent des „alten“ Schmecks.
In vielen Bereichen engagiert
Dr. Nikolaus Szontagh war in seiner Gemeinde sehr aktiv – als aktiver Mitarbeiter der Kirche, als Erforscher der Hohen Tatra, im Bereich der Touristik, des Skisports und der Bergrettung. Er initiierte und finanzierte den Bau einer Kirche. Der Entwurf des Kirchengebäudes stammt von Gedeon Majunke.
1887 wurde sie fertiggestellt und eingeweiht. Mit der Kirche entstanden weitere Bauten. Im Jahr 1899 wurden in Neu-Schmecks bereits 38 Gebäude gezählt. Von diesen dienten 26 der medizinischen Behandlung.
Dr. Szontagh übte verschiedene Funktionen in Kirche und Schule aus, er publizierte sein Wissen, um über seine Heilbehandlungen zu informieren und für die Tatra zu werben. Dazu zählen eine Studie über Klima und Heilverfahren (1877) und der umfangreiche Tatraführer (1896). Als er 1899 schwer erkrankte, beendete er „Die Behandlung der Basedov-Krankheit in der Tatra (82 Fälle)“ noch am Krankenbett.
Letzte Ruhe in der Gruft der Kirche
Dr. Szontagh selbst musste viel persönlichen Schmerz ertragen. Zweimal wurde er Witwer. Seine dritte Frau war das Kindermädchen der Kinder aus der zweiten Ehe. Der Mann, der mit seinen Heilmethoden so vielen anderen die Gesundheit wiedergab, starb am 2. Dezember 1899, nur 56 Jahre alt.
Er wurde in der Krypta an der Seite der Kirche in Neu-Schmecks beigesetzt. Dort befinden sich auch die Särge weiterer Familienmitglieder.
Dr. Heinz Schleusener