Chemiker und Mineraloge Anton Ruprecht

Berühmte Zipser: Mineraloge Anton Ruprecht

Anton Ruprecht, geboren am 14. November 1748 in Schmöllnitz/Smolník, war der erste einheimische Professor für Chemie an der Akademie für Bergbau und Metallurgie in Schmöllnitz. Seine fachliche Kompetenz wurde durch seine Berufung zum Hofrat für Berg- und Münzwesen der kaiserlich-königlichen Hofkammer in Wien gewürdigt.

Der Taufeintrag im Schmöllnitzer Kirchenbuch zeigt seine Vornamen in der damals üblichen lateinischen Schreibweise und Reihenfolge: Leopold Anton. In der Spalte „Parentes“ (Eltern) stehen vor den Namen seines Vaters Franz und seiner Mutter Catharina die Buchstaben „P“ und „D“. Diese stehen für die lateinischen Begriffe „Perillustris Dominus“ beziehungsweise „Perillustris Domina“, die auf den gehobenen sozialen Status beider Personen hinweisen. Sinngemäß sind die Einträge als „Der hochgeschätzte Herr Franciscus Ruprecht“ und „Die hochgeschätzte Ehefrau Catharina“ zu lesen.

Berühmte Zipser Anton Ruprecht
Die Eltern (Parentes) Catharina und Franz Ruprecht sowie die Paten (Patrini) des getauften (baptizatus) Leopold Anton waren geachtete Bürger von Schmöllnitz.

Ausbildung und Nachfolger seines Lehrers

Schmöllnitz war zu dieser Zeit ein bedeutendes Zentrum des Bergbaus. Das Interesse vieler Jugendlicher richtete sich in diesem Umfeld auf Tätigkeiten im Bergbau und der Aufbereitung der zu Tage gebrachten mineralischen Rohstoffe.

Berühmte Zipser Anton Ruprecht
Eine Karte von Schmöllnitz aus dem Jahr 1748 (Slovenský banský archív, Banská Štiavnica) zeigt die „Aussicht auf die Königliche Bergstadt Schmöllnitz im oberen Teil des heutigen Ungarn, wenn wir von Norden nach Süden blicken“

Das traf auch für Anton Ruprecht zu, der durch besonders gute schulische Leistungen auffiel und ein Stipendium erhielt. Er studierte von 1772 bis 1774 als „Practicant“ an der Bergakademie in Schemnitz/Banská Štiavnica. Einer seiner Professoren war der aus Tirol stammende Giovanni Antonio Scopoli (1723–1788).

Nach seinem Studium, von Mai 1774 bis März 1777, arbeitete Ruprecht als königlicher Fiscal-Procurator und Notar am Ober-Ungarischen Inspectorat für Münz- und Bergwesen in Schmöllnitz. Im Jahr 1777 begann er eine ausgedehnte Studienreise, bei der er Bergwerke sowie Schmelz- und Hammerwerke in Böhmen, Sachsen, Baden, der Pfalz sowie in Schweden und Norwegen besuchte. Diese Reise dauerte bis 1779.

Am 15. März 1779 übernahm Ruprecht die Professur für Chemie und Bergwissenschaften an der Bergakademie Schemnitz, die zuvor von seinem Lehrer Scopoli geleitet wurde. Am 28. Oktober 1780 wurde er zum Bergrat ernannt. 1791 bewarb er sich bei Kaiser Leopold II. um die Position eines Hofrats. Diese Ernennung erfolgte 1792. 1808 erhielt er das Kleinkreuz des St. Stephan-Ordens. Auf dem Dokument zu dieser Auszeichnung wird er als „Hofrat von Rupprecht von der montanistischen Kammer“ bezeichnet. Der stets um die Entwicklung der Berg- und Hüttenkunde bemühte Hofrat Ruprecht starb am 6. Oktober 1814 in Wien.

Umfangreiche Forschung und umstrittene Schlussfolgerungen

Ruprecht hatte bei seiner Studienreise die Erkenntnis gewonnen, dass eine theoretische Ausbildung nur erfolgreich sein kann, wenn sie mit praktischer Tätigkeit in Laboratorien verbunden wird. Dieses Prinzip übernahmen später andere Einrichtungen, wie die 1794 gegründete, heutige Elitehochschule École polytechnique in Paris. Ruprechts Vorlesungen belegen seine Kenntnis der Arbeiten bedeutender Chemiker seiner Zeit. Er trug seinen Studenten die Hypothesen anderer Wissenschaftler vor, insbesondere zum Thema des Erhitzens von Materie zur Erforschung ihrer Struktur.

Er selbst forschte zu den Effekten hoher Temperaturen auf im Bergbau gewonnene Materialien. Um sehr hohe Temperaturen zu erreichen, baute er einen speziellen Ofen. Nun konnte er zuvor widerstandsfähige Materialien schmelzen oder umwandeln. Ruprechts Schlussfolgerungen waren umstritten, man sprach sogar von einer „Schemnitzer Irrlehre“. Seine Arbeiten führten jedoch später zur Entdeckung von Wismut und Antimon.

Dr. Heinz Schleusener

Dank für die Unterstützung mit Text- und Bildmaterial geht an István Próder (Ungarisches Museum für Chemie, Várpalota).