Bundeswehr verlässt die Slowakei

Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine zeigt die NATO verstärkte Präsenz an ihrer Ostflanke. Die Zeitenwende im Februar 2022 veranlasste das Militärbündnis, die sogenannten „enhanced Vigilance Activities“ zu initiieren, für eine erhöhte Wachsamkeit. Nach rund zwei Jahren Einsatz in der Slowakei kehren die Bundeswehrsoldaten nun nach Hause zurück.

Das Feldlager der deutschen Truppen wurde auf einem Hügel im mittelslowakischen Lešť, nördlich des kleinen Ortes Senohrad, errichtet. Die ersten Pioniere erreichten die Region bereits 20 Tage nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Frühjahr 2022, zunächst im benachbarten Sliač. Nach über zwei Jahren im Einsatz wurde das deutsche Kontingent am 30. Mai 2024 seiner operativen Mission entbunden. Bei einem militärischen Appell wurde dafür symbolisch die deutsche Fahne verhüllt.

Der Appell fand auf dem Vorplatz des deutschen Feldlagers statt. (Foto: MJS)

Gemeinsamer Einsatz zur erhöhten Wachsamkeit

Neben Deutschen und Slowaken sorgen auch Amerikaner, Slowenen und Spanier unter tschechischer Führung für die Verteidigung des östlichen Bündnisgebietes. Der weitläufige Übungsplatz in Lešť hat verschiedene Bereiche, in denen sich die einzelnen Bündnispartner niedergelassen haben, um den gemeinsamen Wald- und Häuserkampf zu simulieren.

Über den Beitrag Deutschlands zum Einsatz sagte der örtliche Presseoffizier: „Die Bundeswehr leistet mit der Panzergrenadierkompanie einen entscheidenden Beitrag zur multinationalen Battlegroup. Mit den Fähigkeiten, die die Deutschen mitbringen, wird der Auftrag durch gemeinsame Übungen und das gegenseitige Kennenlernen sichergestellt, damit ein Zahnrad ins andere greift. Dafür werden die gemeinsamen Monate genutzt, um den Auftrag bestmöglich zu erfüllen.“

Auslandseinsatz in Lešť

Die deutschen Kontingente werden vom Einsatzführungskommando mit verschiedenen Teilstreitkräften zusammengestellt und erhalten dann den Auftrag, sich auf den Einsatz vorzubereiten. Anschließend begeben sie sich per Straßenmarsch oder Flugzeug in das Einsatzgebiet und bleiben vor Ort, bis sie von ihren Kameraden abgelöst werden oder der Auftrag beendet ist. Das letzte deutsche Kontingent in Lešť war seit Dezember 2023 im Einsatz.

Zu den stationierten Einheiten im Feldlager gehörten hauptsächlich eine Panzergrenadierkompanie und eine Kampfkompanie, die mit den Schützenpanzern Puma ausgerüstet wurde. Zudem waren Feldjäger und Militärpolizei vor Ort, die Straßentransporte sicherten. Spezialpioniere ergänzten das Team durch ihre technische Expertise, um das Lager zu errichten. Eine Versorgungsstaffel unterstützte die Kampfkompanie durch Instandhaltung, Transport und Nachschub und stellte den Betrieb des Feldlagers sicher. Schließlich war auch ein Stab für den Kontingentführer stationiert, der die strategische und operative Führung übernahm.

Generalleutnant Schütt entlässt die Truppe von ihrem operativen Einsatz. (Foto: MJS)

Der Appell

Zum Abschluss des operativen Einsatzes lud die Bundeswehr Partner und Medienvertreter ein. In Formation marschierten die Bundeswehrsoldaten auf, um von ihrem operativen Auftrag entbunden zu werden. Dabei wurde die Fahne der Bundesrepublik unter dem Erklingen der Nationalhymne symbolisch verhüllt. Die Veranstaltung wurde von den Reden der anwesenden Ehrengäste begleitet:

Generalmajor Peter Babiar, der stellvertretende Generalstabschef des Verteidigungsministeriums der Slowakei, drückte seine Dankbarkeit für den Beitrag der Bundeswehr im Gebiet der Slowakei aus. Die schnelle Verlegung der Truppe nach Lešť habe wesentlich zur Abschreckung und Sicherheit beigetragen. Auch weiterhin wolle man sich gemeinschaftlich den Sicherheitsbedrohungen stellen.

Botschafterin Barbara Wolf erinnerte an „die Schockwelle“, die der russische Überfall vor zwei Jahren auslöste. Sie unterstützte die Truppe damals dabei, in der Slowakei Fuß zu fassen, indem sie Kontakte vermittelte und sich bei Behörden einsetzte. Sie betonte, dass die allgemeine Sicherheitslage weiterhin angespannt bleibe. Man stehe aber solidarisch an der Seite der NATO-Verbündeten, denn „die Sicherheit unserer Partner ist auch unsere Sicherheit.“ Zuletzt richtete sie sich direkt an die Soldaten: „Ihre Einsätze werden nicht einfacher werden, doch Sie werden gebraucht.“

Generalleutnant Bernd Schütt, der das Einsatzführungskommando der Bundeswehr vertrat, dankte den Soldaten mit einem pragmatischen „gut gemacht“. Er erwähnte, dass 2886 Soldatinnen und Soldaten ihren Dienst im Verlauf der Mission geleistet haben. Seit Mai 2023 waren konstant 260 Soldaten in Lešť stationiert.

Abschließend äußerte sich Dr. Eva Högl, Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages. Sie sei sehr stolz auf die Truppe und wolle einen erfolgreichen Einsatz in Berlin melden.

V.l.n.r. Botschafterin Wolf, Wehrbeauftragte Högl, Generalmajor Babiar und Generalleutnant Schütt. (Foto: MJS)

Abzug des Militärgeräts

Die letzten Kettenfahrzeuge, darunter die Schützenpanzer Puma, wurden Anfang Juni per Eisenbahn nach Deutschland zurückgeführt. Bis Ende August soll das Feldlager in Lešť zurückgebaut und die geplante „Schlüsselübergabe“ erfolgen. In der Zwischenzeit hat bereits das spanische Kontingent die Leitung der multinationalen Battlegroup übernommen, um die Mission zur erhöhten Wachsamkeit und Abschreckung an der NATO-Ostflanke fortzuführen.

Peter Mons