Das Bergbau- und Heimatmuseum in Schmöllnitz
Im Unterzipser Schmöllnitz/Smolník findet man ein historisches Gebäude, das interessante und erstaunliche Geschichten über den Bergbau und die Region birgt – das private Bergbau- und Heimatmuseum von Otomar und Maria Vasilco.
Wer kennt ihn nicht: Paracelsus, den berühmten Arzt und Universalgelehrten des Mittelalters. Eigentlich hieß er Theophrastus Bombastus von Hohenheim. Viele Kliniken, Schulen, naturheilkundliche Einrichtungen tragen seinen Namen. Ein eingetragener Verein fördert die naturgemäße Heilweise des Paracelsus, der sich auch eingehend mit den Krankheiten der Bergleute beschäftigt hat. Dazu reiste er meist zu Pferde durch Europa, besuchte Bergwerke, sprach mit den Bergleuten, den Technikern und befasste sich mit den Erzen, Förderverfahren, mit den Techniken der Verhüttung. In der Zips, wahrscheinlich in Schmöllnitz, lernt er das Verfahren der Kupfergewinnung kennen, bei dem aus vitriolhaltigem Wasser, genannt Zementwasser, durch Hinzufügen von Eisenstücken das Kupfer abgeschieden wird. Er beschreibt es kurz und präzise in seinem Werk „De tinctura physicorum“: „Denn die Bauren in Hungern, So sie eyn Eysen sein zeyt in zipser brunnen legen, so wird es zu eynem rost gefressen, welcher durch den Schmeltzofen gelassen, von stundan ist eyn reyn Kupfer, und nimmer zu Eysen wird reducieret.“
Dieses und noch viel mehr über den Schmöllnitzer Bergbau kann man erfahren, wenn man Otomar Vasilco und seiner Frau Maria, geb. Jäger, einen Besuch abstattet.
Historisches Gebäude im Zentrum
Sie vermieten im Zentrum von Schmöllnitz einige Fremdenzimmer und betreiben ein kleines Geschäft und ein Café in einem stattlichen, historischen Haus aus dem 17. Jahrhundert. Hier residierte einst der Italiener Andreas Joanelli, der die Schmöllnitzer Gruben von der adligen Familie Csáky, gepachtet hatte (1653-1682). Das Haus ist unterkellert mit weitläufigen Gewölbegängen. Hier wurden die geförderten Edelmetalle gelagert, bevor sie an die Käufer abtransportiert wurden. Das erklärt auch die verhältnismäßig große Anzahl von Zimmern des Hauses, da die erforderliche Wachmannschaft auch hier untergebracht war. Heute sind es Fremdenzimmer.
Die Gewölbe nutzt Otomar Vasilco für seine Ausstellung über den Schmöllnitzer Bergbau. Zahlreiche bebilderte Informationstafeln mit zum Teil historischen Texten, Werkzeuge, Grubenlampen sowie andere Hilfsmittel, Kleidungsstücke der Bergleute, Gesteinsstücke und selbst gebastelte Modelle veranschaulichen die heimische Bergbaugeschichte und die Arbeit der Bergleute. Auch dem Münzwesen widmet er einen Teil der Ausstellung. 1705 ließ Franz Rákoczy II. in Schmöllnitz eine Münzprägeanstalt errichten. Bis 1816, also mehr als hundert Jahre, wurden hier Münzen geprägt. Als Münzzeichen, das Auskunft über die Herkunft von Münzen gibt, wurde „S“ für Schmöllnitz verwendet.
Zeugnisse der Zeitgeschichte
Aber auch den großen Gastraum sowie die weiträumigen Flure und ein weiteres Zimmer nutzt Otomar Vasilco zur Ausstellung seiner Sammlerstücke, die sich nicht nur auf den Bergbau beziehen. So zeigt er eine Reihe von Produkten und Produktionsutensilien sowie historische Fotos von „Zigaroschken“, Arbeiterinnen der Schmöllnitzer Zigarrenfabrik, die 2008 geschlossen wurde. In seine Amtszeit als Bürgermeister (1989-1994) von Schmöllnitz fiel die Übernahme der Zigarrenfabrik des Hamburger Reemtsa-Konzerns (1992) und die bald danach erfolgte Reduzierung der Belegschaft um mehr als die Hälfte. Damals empfing Bürgermeister Vasilco den prominenten tschechischen Schriftsteller Ota Filip, der nach dem Prager Frühling nach Deutschland emigriert war und sich gerade auf einer journalistischen Reise durch die Slowakei befand. So kam es, dass Schmöllnitz neben Preßburg/Bratislava und anderen bedeutenden Orten auch Gegenstand eines ausführlichen Berichts in der angesehenen deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“ wurde.
Ein familiäres Objekt mit zeitgeschichtlicher Bedeutung hängt im Gastraum: Es ist das hölzerne Namensschild der Tischlerei Anton Jäger, Großvater von Maria Vasilcová, das ursprünglich in drei Sprachen abgefasst war. Wahrscheinlich wurde im Jahr 1918 mit der Eingliederung der Slowakei in die neue Tschechoslowakei das ungarische Wort „Asztalos“ übermalt, allerdings so, dass es noch zu lesen ist.
Das Steckenpferd der Vasilcos hat das Ziel, die Erinnerung an die Schmöllnitzer Vergangenheit zu bewahren und weiterzugeben. So ist Otomar Vasilco immer glücklich, wenn er sein Wissen auch an die Schulklassen weitergeben kann, die seine Ausstellung besuchen. Im Karpatendeutschen Verein ist er als Vorsitzender der Ortsgruppe Schmöllnitz aktiv.
Text und Fotos: Rudolf Göllner